Düsseldorf Sternsinger erklären den christlichen Glauben

Düsseldorf · Simon, der als überzeugter Sternsinger heute und morgen durch Lörick zieht, muss schmunzeln, wenn er an die ein oder andere Anekdote aus den vergangenen Jahren denkt. "Manche Leute dachten, wir kämen wegen Karneval und wollten uns Kamelle zustecken, andere hatten Angst, weil sie dachten, wir würden sie vielleicht bestehlen", sagt der Elfjährige. Ausnahmen seien das, meint der Junge, der das St. Ursula-Gymnasium in der Altstadt besucht, "aber es passiert immer wieder". Einen Eindruck, den Irmgard Poestges teilt. Die Pastoralreferentin aus der Altstadt war zwischen ihrem vierten und 20. Lebensjahr selbst Sternsingerin, später betreute sie die Gruppen, die rund um St. Lambertus Geld für Kinder in Notlagen sammeln. "Noch vor zehn Jahren mussten wir fast nirgendwo erklären, wer wir sind. Das hat sich inzwischen geändert", sagt Poestges. Und auch die Zahl derer, die mit dem Kommentar "Habe nichts mit Kirche am Hut", ihre Tür gleich wieder schließen, sei gestiegen, "zumindest bei uns in der Innenstadt".

 Die Geschwister Anna, Jonas und Simon Zielinski (v. l.) sammeln in Lörick Geld für Kinder in Kenia.

Die Geschwister Anna, Jonas und Simon Zielinski (v. l.) sammeln in Lörick Geld für Kinder in Kenia.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Dabei sind die Sternsinger alles andere als klerikal. "Bei uns fragt niemand ,Bist du katholisch?' oder ,Gehst du zur Kirche?'", sagt Pfarrer Michael Dederichs. In den Gruppen, die die Heiligen Drei Könige darstellen und die Buchstaben CMB ("Christus segne dieses Haus") an die Türe schreiben oder kleben, ziehen auch evangelische und konfessionslose Kinder mit. "Was zählt, ist die Begeisterung, wirklich helfen zu können", sagt Dederichs. Für den Pfarrer der linksrheinischen Gemeinden sind die überfüllten Kirchen an Weihnachten und die Beliebtheit der Sternsinger bei der großen Mehrheit der Bürger ein Beleg dafür, "dass die Menschen auch in einer Großstadt wie Düsseldorf offen für Glaubensfragen sind".

Ob der Sternsinger, der den dunkelhäutigen Melchior darstellt, sich braune oder schwarze Farbe ins Gesicht schmiert, überlässt Diakon Frank Zielinski, wie das Gros der Betreuer, den Kindern. "Falsch ist daran jedenfalls nichts", wendet er sich gegen jene, die meinen, dieser Teil der Tradition sei möglicherweise diskriminierend. Das sieht auch Kaplan Adolphus Anuka, der aus Nigeria stammt, so. "Alle Völker kommen zur Krippe und beten Gottes Sohn an. Das ist eine wirklich positive Botschaft", sagt er.

(jj)
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