Düsseldorf Stiftung unterstützt neue Gedenkstätte
Düsseldorf · Der Erinnerungsort, der auf dem neuen FH-Campus in Gedenken an die von dort deportierten Juden entstehen soll, bekommt weitere Hilfe: Die Bethe-Stiftung legt 20 000 Euro drauf, wenn ebensoviele Spenden zusammenkommen.
Synagogen, die von Polizisten vor möglichen Angriffen geschützt werden müssen, antisemitische Parolen bei Demos gegen den Krieg in Nahost - noch vor wenigen Wochen hätte wohl kaum jemand gedacht, dass das Erinnern an das schwärzeste Kapitel der deutschen Historie noch einmal eine solche aktuelle Dimension bekommen würde. "Die aktuellen Ausschreitungen und Hassparolen gegen jüdische Mitbürger registriere ich mit großer Besorgnis", sagt Norbert Hüsson. Der Düsseldorfer Unternehmer freut sich deshalb besonders, dass die Bethe-Stiftung dem Antrag der Fachhochschule (FH) Düsseldorf folgen und die Gedenkstätte auf dem neuen Campus in Derendorf mit einer Verdopplungsspendenaktion unterstützen will.
Hüsson ist mit der Bethe-Stiftung über das Kinderhospiz Regenbogenland, dessen Förderverein er vorsitzt, in engem Kontakt und sitzt im Kuratorium der Initiative "Erinnern ermöglichen", die das Ehepaar Bethe 2008 nach einem Besuch in Auschwitz-Birkenau gegründet hat. Zu den Zielen des Vereins gehört es, insbesondere bei Schülern das Erinnern an die Verbrechen der Nazi-Diktatur wach zu halten.
Die Erinnerungsstätte auf dem neuen FH-Campus soll in der ehemaligen Schlachthalle eingerichtet werden. Sie soll daran erinnern, dass vom Derendorfer Güterbahnhof aus zwischen 1941 und 1945 etwa 6000 Juden von Nazis zu den Vernichtungslagern im Osten deportiert worden waren. Die Halle, die im Zentrum des FH-Campus' steht, diente damals als Sammelstelle.
Das Konzept sieht einen "Lernort" vor, der zum einen in einer Dauerausstellung an die damaligen Geschehnisse erinnert, sich aber auch mit der Zeit nach 1945, mit Rassismus und Antisemitismus auseinandersetzt. Das hat nun durch die jüngsten Ausschreitungen und Debatten eine aktuelle Dimension erhalten. Zudem soll es einen Bereich geben, in dem Wechselausstellungen oder Studenten-Projekte, die sich mit dem Thema befassen, gezeigt werden.
Joachim Schröder, Historiker und Präsidiumsbeauftragter für das Projekt, hatte vergangenes Jahr bei der Bethe-Stiftung den Antrag gestellt, weil bei der Finanzierung der Erinnerungsstätte noch eine Lücke klaffte. Mitte Juli hat Stiftungsvorstand Erich Bethe dem zugestimmt. Die Verdopplungsspendenaktion sieht vor, dass die Stiftung bis zu 20 000 Euro gibt, wenn die FH Spenden in mindestens dieser Höhe zusammenbekommt. Zwar ist die Finanzierungslücke geschlossen, seit die Stadt Anfang dieses Jahres zugesagt hat, 200 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Weitere 40 000 Euro gäben jedoch noch mehr Spielraum für das Projekt.
"Wir freuen uns sehr über das fraktionsübergreifende und das bürgerschaftliche Engagement", sagt FH-Sprecherin Simone Fischer. "Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus bei uns in Deutschland leider wieder Thema geworden ist", sei es wichtig, nicht die Augen zu verschließen, sondern zu erinnern. Noch ist nicht entschieden, ob die FH eine Spendenaktion initiiert (dafür sind bestimmte Kriterien nötig). Die Hochschulleitung ist aber im Gespräch mit Erich Bethe.