Silvesternacht in Düsseldorf "Stimmung hätte schnell kippen können"

Düsseldorf · Thorsten Fleiß hat den Polizeieinsatz in der Silvesternacht in Düsseldorf geleitet. Im Interview schildert er, wie er den Jahreswechsel erlebt hat. Wäre die Polizei nicht so präsent gewesen, hätte die Lage - ähnlich wie in Köln - kippen können, sagt er.

 Polizeiführer Thorsten Fleiß leitete den Einsatz in Düsseldorf an Silvester.

Polizeiführer Thorsten Fleiß leitete den Einsatz in Düsseldorf an Silvester.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Wie lief der Einsatz an Silvester aus Sicht der Düsseldorfer Polizei ab?

Thorsten Fleiß Unser Gesamtkonzept ist aufgegangen. Die konstruktive Zusammenarbeit mit unseren Sicherheitspartnern im Vorfeld hat ein solides Fundament gebildet. Die Erweiterung der Videobeobachtung, das neue Lichtkonzept sowie das Pyrotechnikverbot haben den polizeilichen Einsatz unterstützt. Die hohe polizeiliche Präsenz in Verbindung mit konsequentem Einschreiten und die Unterstützung durch die städtischen Mitarbeiter haben zu diesem Erfolg wesentlich beigetragen.

Nach welchen Kriterien wurden die Personen kontrolliert? Gab es wie auch Gruppenkontrollen wie in Köln?

Fleiß Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind in ganz NRW identisch. Wie die Kollegen aus Köln haben wir auch in einer frühen Phase die Möglichkeiten des Polizeigesetztes ausgeschöpft. Dazu zählen Gefährderansprachen, Platzverweise aber auch Ingewahrsamnahmen. Es gibt jeweils eine rechtliche Individualbewertung. Dabei werden natürlich auch Gruppen überprüft, die durch ihr Gesamtverhalten Anlass zum polizeilichen Einschreiten bieten.

Wie wurde eine Person kontrolliert?

Fleiß Unser Konzept beinhaltete Kontrollen beim Betreten der Altstadt im Hinblick auf das Pyrotechnikverbot aber auch in der Altstadt selbst. Zivile Aufklärungskräfte konnten so potenzielle Gewalttäter identifizieren und entsprechende Kontrollen veranlassen. Durch die Kräfte der Bereitschaftspolizei wurden die Personen dann angesprochen. Ergaben sich keine weiteren Anhaltspunkte, endete die Kontrolle an dieser Stelle mit einer Gefährderansprachen. Ansonsten wurden weitergehende Maßnahmen ergriffen.

Wie geht man als Polizist in so einen Abend generell aus einsatztaktischer Sicht rein, wenn man weiß, dass viele Nordafrikaner kommen und sich auf einem Platz versammeln?

Fleiß Grundsätzlich sind gerade die öffentlichen Plätze in der Düsseldorfer Altstadt dafür gemacht, dass sich Menschen dort versammeln. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie aus Nordafrika oder sonst wo auf der Welt kommen. Vor dem Hintergrund der Ereignisse aus der letzten Silvesternacht, haben wir durch hohe Präsenz auch eine hohe Ansprechbarkeit geschaffen. Wir konnten zeigen, dass wir im Raum sind und bei Problemen einschreiten. Wer friedlich feierte war herzlich willkommen. Wer sich nicht an die Gesetze hielt, erlebte konsequentes Einschreiten der Polizei.

Hat man in Düsseldorf auch eine aggressive Grundstimmung unter den Nordafrikaner festgestellt? Wenn ja, woran macht man diese fest?

Fleiß Die Kolleginnen und Kollegen sprachen von einer angespannten Stimmung und sie hatten das Gefühl, sie hätte schnell kippen können. Da wir aber bereits in einer frühen Phase gegen aggressive Personen vorgegangen waren und somit Solidarisierungen verhindern konnten, Gefährderansprachen und Platzverweise erteilt hatten und durch die Vorfeldmaßnahmen gefährliche Pyrotechnik herausgenommen und durch mehr Licht eine sichere Atmosphäre geschaffen hatten, hatten wir die Situation auch unter Kontrolle.

Das Gespräch führte Christian Schwerdtfeger

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