Düsseldorf Stimmung im rheinischen Handwerk auf Rekordniveau

Düsseldorf · Vor allem Metallbau und Baugewerbe boomen und profitieren von der gestiegenen Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt im Ballungsraum Düsseldorf. Neue Stellen aber wurden nicht geschaffen.

 Unternehmer Helmut Eibler ist Experte für komplexen Stahlbau und Metallbau. Die Branche freut sich über einen Boom.

Unternehmer Helmut Eibler ist Experte für komplexen Stahlbau und Metallbau. Die Branche freut sich über einen Boom.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Während der Ifo-Geschäftsklima-index für ganz Deutschland Einbußen für die gewerbliche Wirtschaft verzeichnet, brummt das rheinische Handwerk noch mehr als vor einem Jahr. Der von der Handwerkskammer Düsseldorf erhobene Geschäftsklima-Index für das Handwerk im Regierungsbezirk ist gegenüber dem Herbst um einen Punkt von 87 auf 88 Punkte gestiegen, damit erreicht die Kenngröße erstmals wieder den Rekordwert aus dem Herbst 2011.

88 Prozent der Betriebe sind mit der Geschäftssituation mindestens zufrieden, jeder dritte bezeichnet die Lage als "gut". Damit startet das Handwerk stärker in die Sommermonate als gedacht. Denn die Erwartungen der Herbstumfrage waren verhaltener ausgefallen. "Tatsächlich haben die unruhige internationale Lage und der Zustrom an Flüchtlingen bisher keine negativen Effekte auf die starke Binnenkonjunktur erkennen lassen. So blicken die Betriebe genauso positiv in die nächsten Monate wie vor einem Jahr", sagt Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert.

Das Bauhauptgewerbe profitiert von der anhaltend guten Nachfrage im Wohnungsbau und darf mit einer stabilen Fortsetzung rechnen. Das Statistische Bundesamt verzeichnet bei den Baugenehmigungen bereits für die ersten beiden Monate 2016 ein Plus von 33,1 Prozent. Um den Bedarf an Wohnraum in Nordrhein-Westfalen zu decken, müssen laut einer Modellrechnung der landeseigenen NRW.Bank und des Bauministeriums bis zum Jahr 2020 noch 400.000 Wohnungen gebaut werden, davon 120.000 für Flüchtlingshaushalte. "Die Branche bleibt zu Recht optimistisch. 86 Prozent sind mit der aktuellen Lage mindestens zufrieden. Ein Viertel der Betriebe erwartet eine Steigerung, nur acht Prozent sind skeptisch für die nächsten Monate", sagt Ehlert. Der Neubau- und Sanierungsboom treibt auch das Ausbaugewerbe weiter. Es bleibt Spitzenreiter beim Klimaindex. Saisontypisch werden bei der Lageeinschätzung nicht die Werte aus der Herbstumfrage erreicht. Doch im Vergleich zum letzten Frühjahr bewerten die Unternehmen die Situation durchgängig deutlich besser. Die Stimmung in den Gesundheitshandwerken erreicht in der Frühjahrsumfrage Bestwerte. 45 Prozent der Betriebe bezeichnen die geschäftliche Situation als gut, 44 Prozent sind zufrieden.

"Es mag verwundern, dass die ausgezeichnete Konjunkturlage nicht mit mehr Beschäftigung einhergeht. Die steigende Zahl der in der Umfrage gemeldeten offenen Stellen untermauert die Vermutung, dass die Handwerksbetriebe zunehmend Schwierigkeiten haben, die Stellen mit geeigneten Fachkräften zu besetzen", sagt der Kammerpräsident.

Kapital dagegen wäre momentan leichter zu haben. Doch die Investitionsdynamik der Betriebe bleibt trotz niedriger Zinsen schwach. Dabei erschienen die Kreditgeber so entgegenkommend wie lange nicht, sagt Andreas Ehlert.

(tb.)
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