Caterer aus Düsseldorf Stockheims lange Krise

Düsseldorf · Bereits vor etwa zehn Jahren zeichnete sich die Wende bei dem Düsseldorfer Gastro-Unternehmen Stockheim ab. Wichtige Aufträge gingen verloren. Jetzt hat der Caterer Insolvenz angemeldet.

 Die Rheinterrasse ist einer der berühmtesten Düsseldorfer Gastronomiebetriebe von Stockheim.

Die Rheinterrasse ist einer der berühmtesten Düsseldorfer Gastronomiebetriebe von Stockheim.

Foto: Andreas Endermann

Keine zehn Jahre ist es her, im Sommer 2008, da machte die angesehene Fachzeitschrift "Catering Inside" aus der Verlagsgruppe Handelsblatt mit einer Schlagzeile auf, die einen prominenten Düsseldorfer zeigte. "Unternehmer mit Weitblick. Der erfolgreichste Verkehrs-Caterer Deutschlands im Exclusiv-Interview". Zu sehen war ein Bild von Karl-Heinz Stockheim, sein Blick zielstrebig an der Kamera vorbei. Mit der Hand machte er eine energische Geste. Die Redakteure überschlugen sich mit Lob. Stockheim wurde als "Typ weltmännischer Unternehmer" beschrieben.

Das ist auch das Bild, das Stockheim in der Düsseldorfer Gesellschaft genießt, bei vielen Weggefährten aus der Wirtschaftsszene, bis in die Gegenwart. Größter Messe-Caterer sei er hierzulande, war damals zu lesen. Das waren die guten alten Zeiten. Am Freitag musste das Management der Gastrofirma Stockheim den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Düsseldorf stellen. Bei einer eilig einberufenen Telefonpressekonferenz war der Firmeninhaber nicht dabei, er ließ nur über seinen Geschäftsführer Sven Steinkuhl mitteilen, dass er zu 100 Prozent hinter den Bemühungen von Geschäftsführung, Beratern und Sachwalter stehe, die Sanierung des Traditionsunternehmens zu stemmen.

Was ist passiert in den letzten fast 70 Jahren. Die einfache Geschichte von Aufstieg und Fall ist es sicher nicht. Stockheim ist noch immer eine Größe in der Branche. Alle Betriebe laufen unverändert weiter, die Mitarbeiter erhalten ihre Gehälter als Insolvenzgeld. Die "Insolvenz in Eigenregie" ist die mildeste Form der Insolvenz.

Gegründet wird das Unternehmen 1948 von Karl-Heinz' Vater Heinz Stockheim, einem Bäcker und Konditormeister, der im Dezember das Restaurant Wolfsschlucht in Düsseldorf mit 35 Mitarbeitern eröffnet. Ab Anfang der 50er Jahre bewirtschaftet Stockheim die Restaurants der alten Messe Düsseldorf, 1955 folgt der Einstieg am Bahnhof. In den 60er Jahren kommt das Catering von Großveranstaltungen hinzu, 1971 der schnell wachsende Flughafen, der zum wichtigsten Kunden werden sollte. 1972 gesellen sich die Rheinterrasse und 1983 das Schiffchen in der Altstadt hinzu. Es folgen Flughäfen in ganz Deutschland, Tochterunternehmen und Bahnhöfe, auch Airline-Catering. 2003 und 2004 wird Stockheim zum Caterer des Jahres gekürt.

Das Unternehmen hat in der Spitze 1500 Mitarbeiter. Und es gibt immer mehr Geschäftsführer, auch teils umstrittene Berater. Das Airline-Catering wird verkauft. Mit einigen Partnern überwirft sich Karl-Heinz Stockheim, der das Unternehmen seit 1989 selbst führt. Den lukrativen Auftrag mit der Messe in Karlsruhe lässt das Düsseldorfer Catering-Unternehmen auslaufen. "Er hatte die falschen Berater", sagen Branchenkenner im Rückblick, ohne aber Namen zu nennen. Das bekannte kleine Café an der Kö wird ohne Angabe von Gründen aufgegeben, vor gut einem Jahr wird auch der Vertrag für das Schiffchen, eines der renommiertesten Altstadt-Restaurants, überraschend nicht verlängert. Gründe werden nicht genannt. Fehlten Stockheim bereits da die Mittel zur Renovierung?

Der Todesstoß wird am 1. April 2016 bekannt. Bei der Neuausschreibung für diverse Gastronomiebetriebe im Terminal des Düsseldorfer Flughafens bekommt das heimische Unternehmen Stockheim Catering überraschend nicht den Zuschlag, sondern der britische Konkurrent SSP. Seit Freitag weiß man: Das kostet Stockheim zehn seiner 70 Millionen Euro an Umsatz. Auch in Hamburg fällt ein Großkunde für die nächsten Jahre weg, weitere sieben Millionen weniger. Stockheim muss schrumpfen, Verwaltung und Personal an die neuen Verhältnisse anpassen. Ein neuer Geschäftsführer kommt 2016 und leitet einen Sanierungskurs ein. Doch dieser Kurs ist offenbar noch nicht drastisch genug. Vergangene Woche droht der Firma die Zahlungsunfähigkeit. Der Gang zum Amtsgericht ist unabwendbar.

(tb.)
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