Düsseldorf Straße könnte nach Günter Grass benannt werden

Düsseldorf · Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat im Kondolenzschreiben an die Witwe Günter Grass als "kritischen Begleiter der Bundesrepublik und Europas" gewürdigt. Eventuell wird eine Straße nach dem Nobelpreisträger benannt.

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In welcher Form dies geschehen soll, ist noch unklar. Möglicherweise wird eine Straße nach dem Nobelpreisträger benannt. "Zu gegebener Zeit kann man sicherlich über eine Straßenbenennung zu seinen Ehren nachdenken", sagte Geisel der RP. Diese Geste würde auch Michael Serrer, der Leiter des Literaturbüro NRW, begrüßen. "Grass war sicher der bedeutendste Autor, der in den vergangenen 100 Jahren in Düsseldorf gelebt hat", sagt er.

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1947 war der damals 19-Jährige nach Düsseldorf gezogen und hatte fünf Jahre in der Stadt gelebt. Er machte in dieser Zeit eine Ausbildung als Steinmetz in Wersten, studierte an der Akademie und spielte Jazz in der Altstadtkneipe "Csikos", die später als "Zwiebelkeller" in die "Blechtrommel" eingehen sollte 1952 zog Grass weiter nach Berlin.

In Düsseldorf hatte der junge Künstler zeitweise als Obdachloser in einem Caritas-Heim in Rath gewohnt - dort, wo sich heute noch das Heim der Armen Brüder des Heiligen Franziskus befindet. Die schwere Zeit in den Nachkriegsjahren hat Grass offenbar nicht vergessen. Hubert Ostendorf, der Leiter des Obdachlosen-Hilfsprojekts Fiftyfifty, erinnert sich, dass er den Autor 2007 mit einem Anruf bei seiner Mitarbeiterin dazu bewegen konnte, einen Text für eine Serie beizusteuern. "Ohne Allüren", sagt Ostendorf. Später stiftete Grass für eine Ausstellung in der Benefiz-Galerie einige Grafiken.

Kurze Zeit nach der Ausstellung erschien bei Fiftyfifty ein Buch der Romni Semra Idic, in dem die Jugendliche das Schicksal ihrer von Abschiebung bedrohten Familie beschrieb. Grass, der sich zeitlebens für Roma einsetzte, steuerte das Vorwort bei - das maßgeblich dabei half, dass sich der Titel gut verkaufte. Auf der Buchmesse in Frankfurt trafen die Schriftstellerin und der Fiftyfifty-Chef dann den Schriftsteller. "Der war ein streitbarer, sehr menschlicher Mensch - und gewiss keine Diva", meint Ostendorf.

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Foto: dpa, pl_rh nic

Mit einer Straßenbenennung könnte sich Düsseldorf auch für eine unangenehme Begebenheit aus dem Jahr 1965 revanchieren, die damals Schlagzeilen machte. 25 Mitglieder des "Jugendbundes für Entschiedenes Christentum" verbrannten Bücher auf dem Carlsplatz - darunter die "Blechtrommel" und Werke von Erich Kästner und Albert Camus. Die Stadt hatte die Veranstaltung als "Verbrennung von Schundliteratur" genehmigt. Dafür hagelte es Protest. Man entschuldigte sich schließlich: Der zuständige Beamte habe lediglich die technische Seite betrachtet. "Er ist gar nicht auf die Idee gekommen, dass eine evangelische Jugendgruppe auch literarische Werke wie den Welterfolg 'Die Blechtrommel' mitverbrennen könnte."

(RP)
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