Düsseldorf Streit mit Feuerlöscher und Nudelholz landet vor Gericht

Düsseldorf · Musik verbindet - manchmal sogar ungewollt. Das können zwei Zimmernachbarn eines Wohnheims an der Oberkassler Schanzenstraße seit einer Märznacht bestätigen. Wegen lauter Musik war ein 44-Jähriger mit seinem 34-jährigen Nachbarn in Zwist geraten. Der Eine nahm einen Feuerlöscher, nebelte damit das Zimmer des Anderen ein. Der wiederum griff zum Nudelholz, um sich zu wehren. Wer im Streit mit diesen ungewöhnlichen Werkzeugen gesiegt hat, konnte das Amtsgericht gestern nicht aufklären. Weil Dolmetscher fehlten, wurde der Prozess vertagt.

Eigentlich will keiner der beiden Männer der Schuldige gewesen sein. Beide behaupten, sie hätten sich bloß verteidigt. Die Staatsanwaltschaft glaubt allerdings, dass der 44-Jährige angefangen haben könnte. Immerhin gibt es gegen ihn noch eine zweite Anklage. Demnach war er Ende 2013 in einer Altstadtdisko mit 2,3 Promille Alkohol im Blut bereits aufgefallen. Damals habe er mit Scherben einer abgebrochenen Bierflasche erst einen Türsteher bedroht und dann Polizisten zu verletzen versucht. Monate später habe er im Wohnheim wegen der Lautstärke seiner Lieblingsmusik den nächsten Streit mit einem Nachbarn ausgelöst. Dieser 34-Jährige sagt nämlich, er habe gegen Mitternacht an die Tür des Angeklagten geklopft, um sich über dessen laute Musik zu beschweren. Der Angeklagte sei aber gleich aggressiv geworden, habe ihm ins Gesicht geschlagen. Kaum war der Getroffene zurückgekehrt in sein Zimmer, habe diesmal der Angeklagte angeklopft - und beim Öffnen der Tür sah sich der 34-Jährige sofort eingehüllt in eine dichte Wolke aus Löschpulver. Weil der Angeklagte am Drücker gewesen sei, habe der Nachbar den Hausmeister gerufen, um die Polizei zu alarmieren - und sich dann ein Nudelholz gegriffen, um gegen weitere Attacken des Angeklagten gewappnet zu sein. Doch der angeklagte 44-Jährige sieht sich nicht als Täter, sondern ebenfalls als Opfer. Sein Nachbar sei nämlich bei seiner Musikbeschwerde gleich mit einem Messer in der Hand erschienen. Nur aus Angst, der Streit könnte blutig enden, habe er mit dem nächstbesten Feuerlöscher daraufhin um sich gesprüht. Was hier Wahrheit ist und was Dichtung, will die Richterin im Januar 2015 aufklären.

(wuk)
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