Düsseldorf Streit um ältesten Kindertrödel der Stadt

Düsseldorf · Der Markt für Kinderkleidung ist umkämpft. Jetzt soll aus dem städtischen Kindertrödel in Düsseltal ein schickes Event auf der Rennbahn werden. Dort Kleider zu verkaufen, wird dann teurer. Kritiker bangen um den Sozialcharakter.

 Der Kindertrödel hat bereits mehrfach an der Rennbahn stattgefunden - nun soll er komplett dorthin umziehen.

Der Kindertrödel hat bereits mehrfach an der Rennbahn stattgefunden - nun soll er komplett dorthin umziehen.

Foto: Klaus Klöppel

Die Nachricht hat in Düsseltal für Empörung gesorgt: Der älteste Düsseldorfer Flohmarkt für Kinderkleidung soll einen neuen Anstrich bekommen. Aus der Nachbarschaftsbörse soll ein Trödelmarkt mit Eventcharakter werden. Dazu soll der Markt auf die Galopprennbahn verlegt werden. "Das ist ein Versuch", sagt Stephan Glaremin vom Jugendamt. Kritiker sehen den Umzug aber skeptisch. Sie fürchten um den Sozialcharakter der Tauschbörse und werfen die Frage auf, ob der soziale Aspekt einer Nachbarschaftshilfe bei einem städtischen Markt nicht über der Wirtschaftlichkeit stehen müsse.

Doch der Markt für Kinderkleidung ist umkämpft, die Umsätze sinken seit Jahren, sagt Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels. Lag der Umsatz der Branche 2013 noch bei 2,76 Milliarden Euro, ist er zwei Jahre später auf 2,69 Millionen Euro geschrumpft. Zudem sei ein deutlicher Trend hin zu preiswerter Kinderkleidung zu spüren, sagt Dax. Zahlreiche Anbieter hätten das Geschäft mit der billigen Kindermode inzwischen erkannt - und auch die Zahl der konkurrierenden Flohmärkte wächst, von der Kita-Kleiderbörse in Flingern bis zum Kirchen-Trödel in Unterbilk.

Die wachsende Konkurrenz im Günstigsektor mache sich bemerkbar, heißt es bei der Stadt. "Der Düsseltaler Markt war der erste und lange Jahre der einzige", sagt Glaremin. Dann sanken die Besucherzahlen, das Jugendamt stand vor der Wahl: Will man den Flohmarkt retten oder dem Misserfolg überlassen?

Die Tauschbörse im Haus der Jugend in der Lacombletstraße hat eine lange Tradition. "Den Markt gibt es seit fast 30 Jahren", sagt Klaus Klöppel von der Jungen Aktionsbühne Düsseldorf (JAB), einer Einrichtung des Jugendamtes aus der Abteilung Jugendförderung, die Veranstalter der Tauschbörse ist. Auf der Rennbahn habe der Markt bislang nur wenige Male zum Test stattgefunden. Auch Klöppel sieht den geplanten Umzug der Börse kritisch, der konkret so aussieht: In den Sommermonaten, Juni bis Oktober, soll der Markt nun nur noch rund um das Teehaus in der Rennbahnstraße 20 veranstaltet werden. Zum ersten Mal am Samstag, 15. Juli, in der Zeit zwischen zehn und 15 Uhr. "Ich würde den Sozialcharakter gerne erhalten", sagt Klöppel.

Der Markt in der Lacombletstraße ist Anlaufstelle für Eltern, die günstig Kleidung, aber auch Spiele und Umstandsmode einkaufen und wieder verkaufen wollen. Der Markt sei aber auch Treffpunkt für die gesamte Nachbarschaft, sagt Klöppel. "Dort treffen sich alle Generationen." Jeden zweiten und dritten Samstag im Monat bietet der Markt Gelegenheit zum Austausch. Für wenig Geld gibt es Kaffee und Kuchen, was auch Senioren aus der Umgebung anziehe.

Dass der Markt den Stadtteil nun verlassen soll, komme bei den Besuchern nicht gut an, sagt Holger Kramm. Der 54-Jährige hat selbst zwei Kinder in einem Alter, in dem Kleider schnell zu klein oder zu uncool werden. "Kommerziell war der Markt nie interessant", sagt Holger Kramm. "Man hat für ein paar Euro eingekauft, und für ein paar Euro wieder verkauft." Nicht nur den Eltern werde diese Möglichkeit fehlen: "Der Markt war eine Institution", sagt Kramm. "Da wird was aufgegeben, was immer gut besucht war", sagt der Vater.

Im Jugendamt sieht man das anders: Der Umzug´soll dem Markt neuen Schwung geben. Neben den Verkaufsständen sollen ein Rahmenprogramm und Unterhaltung für die Kinder angeboten werden. Der Trödelsamstag auf der Rennbahn soll zum Ausflugsziel werden. Für den Umzug hätten aber auch die fehlenden Parkplätze an der Lacombletstraße gesprochen, sagt Glaremin. Die gibt es an der Rennbahn zwar, dafür aber auch höhere Standgebühren: Statt wie bislang zwölf Euro kostet der Verkaufsstand in Tapeziertisch-Länge 20 Euro. Gegen den Vorwurf, die Mehreinnahmen sollten in die Jugendförderung fließen, setzt sich Glaremin zur Wehr: Das Geld würde komplett zurück in die Veranstaltungen fließen. Die Erlöse seien zudem gering,

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