Düsseldorf Streit um fehlendes Internet an Schulen

Düsseldorf · Die unterschiedliche Ausstattung der Düsseldorfer Schulen mit Internetzugängen sorgt für politischen Streit. Der Grund: An zahlreichen Standorten ist die Technik so veraltet, dass eine regelmäßige Internetnutzung nicht mehr garantiert werden kann, andere Schulen warten auf die Verlegung von Netzwerkkabeln, können bis dahin allenfalls ihre in die Jahre gekommenen Computerräume nutzen.

 (v. l.) Ayman Alami (13), Ebrima-Addis Jarjue (13) mit Rektor Klaus-Peter Vogel im Computerraum der Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße in Eller. Hier wird mit Lernprogrammen am PC der Unterricht unterstützt.

(v. l.) Ayman Alami (13), Ebrima-Addis Jarjue (13) mit Rektor Klaus-Peter Vogel im Computerraum der Gemeinschaftshauptschule Bernburger Straße in Eller. Hier wird mit Lernprogrammen am PC der Unterricht unterstützt.

Foto: Anne Orthen

Besonders ärgerlich: Dutzende Schulen müssen bislang ohne Verteilpunkte ("Access-Points") für den heute als Standard geltenden drahtlosen Zugang zum weltweiten Netz (W-Lan) auskommen. Einen solchen Zugang benötigen Schulen, die beispielsweise Tablet-Computer wie das I-Pad einsetzen. "Bis 2013 waren wir mit der Powerline-Technologie, also über die Steckdose, mit dem Internet verbunden. Dann ging etwas kaputt, für das wir keine Ersatzteile mehr bekommen konnten. Seitdem sind wir komplett draußen", sagt Wolfgang Reif, Leiter der Franz-Marc-Förderschule am Lohbachweg. "Wie soll ich im Jahre 2015 Schüler auf das praktische Leben vorbereiten, ohne ins Internet zu können", sagt der Pädagoge. Verärgert ist er über eine Informationsvorlage der Verwaltung zum Stand der Dinge. Die listet beim Thema Internet die Situation an den 182 Düsseldorfer Schulstandorten auf. Bei der Franz-Marc-Schule ist zu lesen: Stromvernetzung-Powerline: Ja; Status der Anlage: OK. "Ganz offensichtlich ein Fehler", sagt Reif.

Tatsache ist: Bei 106 der insgesamt 182 Standorte steht die Vernetzung aus, an 91 Standorten müssen noch W-Lan-Übergabepunkte eingerichtet werden. Zwischen sechs und acht Millionen Euro soll das kosten. Bliebe es bei den derzeit vorgesehenen personellen und finanziellen Ressourcen, würde es, so stellt die Verwaltung in ihrer eigenen Vorlage lapidar fest, "45 Jahre dauern" bis auch die letzte Düsseldorfer Schule mit W-Lan ausgestattet ist. "Soweit soll und wird es nicht kommen, wir wollen in einem auf drei Jahre angelegten Projekt sämtliche Schulen vernetzen und mit W-Lan versorgen. Ich habe die Projektgruppe schulischer Hochbau, die die Baumaßnahmen koordiniert, gebeten, dieses Thema mit Priorität aufzugreifen", sagt Schuldezernent Burkhard Hintzsche.

Trotz dieser Perspektive sorgte die von der Schulverwaltung vorgelegte Liste im Bauausschuss parteiübergreifend für Irritationen und Verärgerung. Markus Dreist (SPD) kritisierte, dass in der Vorlage Schulen wie die Franz-Marc-Schule in Oberbilk aufgeführt seien, die überhaupt keinen Internet-Anschluss hätten. "Ich fühle mich nicht richtig informiert", sagte Dreist und fragte, weshalb die Verwaltung sich zudem auf nur eine Firma, nämlich Apple, festgelegt habe. "Wir haben die Schulen mit defekten Anlagen im Fokus", versicherte Michaela Spengler, im Schulverwaltungsamt für das Projekt "E-School" zuständig. Das I-Pad von Apple habe sich bei einem Pilotprojekt mit elf Schulen und verschiedenen Anbietern als am besten geeignet erweisen. Dem widersprach Jörn Syffus (Grüne): "Es geht doch vor allem um Inhalte, die im E-Learning vermittelt werden sollen." Die Technik sei dabei zweitrangig, es gebe deutlich günstigere Möglichkeiten. Andreas Hartnigk (CDU), Vorsitzender des Bauausschusses, kritisierte, dass aus der Liste nicht hervorgehe, wann die Schüler jeweils mit der W-Lan-Versorgung rechnen könnten. "Sie wollen bis zu acht Millionen Euro, ohne Erklärung - da platzt mir die Hutschnur", legte Syffus nach und gab Spengler den Ratschlag, die Liste gleich wieder mitzunehmen. Der Schulausschussvorsitzende Wolfgang Scheffler (Grüne) regte schließlich an, die bereits früher gegründete Arbeitsgruppe E-Learning wiederzubeleben, um das Projekt voranzubringen.

Inzwischen selbst Teil der regierenden Ampel-Kooperation teilt Scheffler allerdings die Kritik am schleppenden Ausbau der Internet-Zugänge: "Es ist ein Unding, wenn eine Medien- und Kommunikationsmetropole wie Düsseldorf nicht in der Lage ist, sämtliche Schulen mit zeitgemäßen Internetzugängen zu versorgen."

(RP)
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