Düsseldorf Streit um kaputten Autoscooter auf dem Rather Schützenfest

Düsseldorf · 90.000 Euro soll der Schaden an einem Fahrgeschäft betragen, das beim Rather Schützenfest aufgestellt wurde und auf der Wiese einbrach. Jetzt will die Versicherung des Schaustellers das Geld vom Schützenverein zurück.

 Der Lkw, der den Autoscooter geladen hatte, fuhr auf der Wiese am Rather Broich in ein Erdloch. Das beschäftigt nun das Landgericht.

Der Lkw, der den Autoscooter geladen hatte, fuhr auf der Wiese am Rather Broich in ein Erdloch. Das beschäftigt nun das Landgericht.

Foto: Berichtsakte/Ergo

Die Forderung kann einen Kassenwart das Fürchten lehren: In Zeiten, in denen vor allem die kleineren Schützenvereine die Kosten für ihre Kirmes nur mit Mühe aufbringen, können 91.893,23 Euro zur Existenzfrage werden. So viel hat die Ergo-Versicherung einem Mönchengladbacher Schausteller für die Reparatur seines Autoscooters gezahlt - und fordert die Summe jetzt vom Bürgerschützenverein Rath zurück. Auf dessen Platz war der Autoscooter im August 2014 in ein Erdloch abgesackt.

Man hätte vorher mit einem Stock in der Wiese am Rather Broich herumstochern müssen, um vorzubeugen, dass der Lkw, der das Stahlgestänge für den Autoscooter geladen hatte, einbrach, erklärten die Ergo-Anwälte gestern vor der Zivilkammer des Landgerichts. Das hat der Bürgerschützenverein damals nicht getan, wehrt sich aber trotzdem gegen die Forderung, obwohl die Haftpflichtversicherung des Vereins einspringen würde. Das Erdloch sei nämlich unter einer Humusschicht verborgen gewesen und hätte auch bei schärfstem Hinsehen nicht entdeckt werden können. Schützen-Anwalt Claus Becker betonte: "Seit 40 Jahren finden dort solche Veranstaltungen statt - und noch nie ist etwas gewesen!"

Das Gericht regte zum Prozessauftakt am Donnerstag einen Kompromiss an. Bis zum 26. Januar sollen Verein und Versicherung nun überlegen, ob sie sich auf 45.000 Euro einigen können.

Wer hat was unterlassen?

Beim Aufbau der Kirmes war das Erdloch in der Wiese - einen Meter breit, 90 Zentimeter tief - dem Scooter-Lkw zum Verhängnis geworden. Unverhofft sackte ein Hinterrad dort ein, die Ladung wurde beschädigt, allein 1200 Arbeitsstunden (im Wert von 84.000 Euro) sind laut Gutachten nötig gewesen, um die Schäden am Fahrgeschäft zu beheben. Der Rest der mehr als 90.000 Euro sei für Reparatur-Material ausgegeben worden.

Nun müsste vor Gericht aufwendig geklärt werden, wer was unterlassen hat, ob die Schausteller den Untergrund tatsächlich selbst hätten prüfen müssen oder ob das als "Trümmergrundstück" geltende Areal ohnehin von Löchern gespickt ist. Dabei kommt es formell auf ein Detail an: Sollte das Loch nämlich bereits vor Abschluss des Pachtvertrages für das Rather Schützenfest vorhanden gewesen sein, haftet der Verein auch ohne eigenes Verschulden für den Schaden. Ob ein Gutachter aber einem Erdloch dessen Alter ansehen (und das fast drei Jahre nach dem Unfall jetzt noch feststellen) kann, ist zweifelhaft.

Schon deshalb regte das Gericht einen Vergleich an, die Richterin hielt allenfalls ein Drittel der Klagesumme (rund 30.000 Euro) für gerechtfertigt, die Versicherung fordert mindestens 45.000 Euro. Wenn der Schützenverein - dessen Vorstand sich zum laufenden Verfahren nicht äußern will - damit nicht einverstanden ist, droht dem Rather Schützenfest von 2014 ein langwieriges und teures juristisches Nachspiel mit ungewissem Ausgang.

(RP)
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