Reeser Platz in Düsseldorf Streit um Kunstwerk neben dem "39er-Denkmal" in Golzheim

Düsseldorf · Bezirkspolitiker wollen ein Gegengewicht zum Krieger-Denkmal auf dem Reeser Platz schaffen und ein Kunstwerk in Auftrag geben. Die CDU ist von dem Projekt nicht überzeugt. Das "39er-Denkmal" sorgt seit Kriegsende immer wieder für Kontroversen, da es Neonazis regelmäßig als Treffpunkt dient.

 In der Mitte des Denkmals befindet sich eine Gruft mit einem eisernen Kreuz, an den Seiten sieht man ausschwärmende Soldaten.

In der Mitte des Denkmals befindet sich eine Gruft mit einem eisernen Kreuz, an den Seiten sieht man ausschwärmende Soldaten.

Foto: Andreas Endermann

Die linke Koalition aus SPD, Grünen und Linkspartei in der Bezirksvertretung 1 will ein neues Kunstwerk für den Reeser Platz in Auftrag geben - als Gegenstück zu dem 1939 eröffneten Kriegerdenkmal, das seit Kriegsende immer wieder für Kontroversen sorgt und häufig Neonazis als Kulisse für Versammlungen gedient hat. Das Anti-Denkmal soll "zeitgemäß den Kampf gegen Militarismus und Krieg" zeigen, wie es in dem Antrag von Linken-Mitglied Frank Werkmeister heißt. Die Bezirksvertretung will einen Ideenwettbewerb initiieren. Die Politiker könnten sich gut vorstellen, dass Studierende der Kunstakademie das Werk schaffen.

Die CDU ist von dem Projekt nicht überzeugt. Die Fraktion in der Bezirksvertretung lehnte den Plan ab. Sie findet die erklärende Tafel an dem Denkmal ausreichend. Der kulturpolitische Sprecher der Ratsfraktion, Alexander Fils, hat andere Bedenken. "Das darf künstlerisch nicht der letzte Schrott werden", sagt er. Fils beklagt, dass die Bezirkspolitiker ihre Kompetenzen überschritten hätten, als sie ein Kunstwerk an so prominenter Stelle ausschrieben. Auf Fils' Anfrage im Kulturausschuss betonte Kulturdezernent Hans-Georg Lohe allerdings, dass der Wettbewerb erst am Anfang stehe. So sollen eine Fachjury gebildet und der Beirat für Bildende Kunst einbezogen werden. Zudem sollen Geschichts- und Heimatvereine sowie Mahn- und Gedenkstätte mitwirken.

Es geht um einen der historisch schwierigsten Orte der Stadt. Das Denkmal für die Gefallenen des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 war wenige Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkriegs mit einer Parade eröffnet worden, zu der auch viele Nazi-Größen kamen. Ein vorheriges Denkmal hatten die Nationalsozialisten im März 1933 demontiert, weil es als "unheldisch" und "entartet" galt, die Überreste stehen heute vor der Tonhalle. Der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Bastian Fleermann, kommt in einem Gutachten zu dem Schluss, das Denkmal sei "nach Entstehungszeit, Kontext und Nutzung als nationalsozialistisch einzustufen".

Bereits 1946 wollte der Stadtrat das "kriegsverherrlichende" Werk abreißen, aber dazu kam es nicht. Zunächst wurde es noch für offizielle Gedenkfeiern an die Kriegstoten genutzt, die aber 1958 an den Nordfriedhof verlegt wurden. Seit 2002 ist die Anlage denkmalgeschützt. Für die Bürgermeisterin des Stadtbezirks 1, Marina Spillner (SPD), ist das Anti-Denkmal ein wichtiges Projekt. Lange hätte sich die Bezirksvertretung überlegt, wie sie mit dem Denkmal umgehe. "Wir wollen, dass jetzt endlich etwas dort passiert." Auch, damit der Platz nicht mehr von Neonazis genutzt wird.

(arl)
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