Düsseldorfer Rathaus Streit um Männer-Beauftragten

Düsseldorf · In Nürnberg kümmert sich Matthias Becker um die Bedürfnisse von Männern. Im Gleichstellungsausschuss erklärte er, warum er das für notwendig hält. Es folgte eine kontroverse Debatte darüber, ob Düsseldorf einen wie ihn braucht.

 Matthias Becker berichtete im Rathaus von seiner Aufgabe als Männerbeauftragter in Nürnberg.

Matthias Becker berichtete im Rathaus von seiner Aufgabe als Männerbeauftragter in Nürnberg.

Foto: end

Neugierig waren sie alle, skeptisch zumindest einige, als Matthias Becker im Gleichstellungsausschuss sein Mikrofon einschaltete. Der Mann mit dem grauen Haarzopf berichtete von seinem Job. Den macht er erst seit dem Frühjahr, "aber inzwischen kennt mich die ganze Republik", stellte er fest. Becker ist im Frauenbüro der Stadt Nürnberg Männer-Beauftragter oder wie er dort offiziell genannt wird: "Ansprechpartner für Männer".

In Franken hilft Becker Männern, die Opfer partnerschaftlicher Gewalt sind. 19 Prozent dieser Opfer seien Männer. Ein Kerl, der sich von einer Frau drangsalieren lässt? "Ein Tabu-Thema, über das viele Betroffene lieber schweigen", sagte der 52-jährige Sozialpädagoge, der die Schaffung von Männerhäusern und -wohnungen befürwortet. Doch in seinem Arbeitsalltag ("viele legen gleich wieder auf, wenn eine Kollegin dran ist") geht es um weit mehr als häusliche Gewalt. Das Umgangsrecht mit dem eigenen Kind nach Trennung und Scheidung sei ein Riesenthema, ebenso die Fragen nach der Elternzeit und dem neuen Elterngeld plus, dessen Umsetzung so kompliziert sei, "dass selbst die Fachleute auf den Ämtern es kaum mehr verstehen". Becker bohrt, so seine Einschätzung, ganz dicke Bretter. Sehr wirkmächtig seien jenseits aller Gender-Debatten die alten Rollenklischees. Und eines davon lautet: Männer kriegen ihre Probleme selbst in den Griff, statt groß darüber zu diskutieren. "Einer, der Hilfe möchte und womöglich noch Opfer ist, gilt als schwach", sagte er.

Wenig Sympathie ließ SPD-Ratsherr Oliver T. Müller für den fränkischen Männer-Beauftragten erkennen. "Wir haben hier bereits ein Gleichstellungs- und kein Frauenbüro. Das zeigt, die Debatte in Nordrhein-Westfalen ist längst weiter." Inhaltlich habe ihm der Vortrag "nicht viel gebracht", Düsseldorf sei mit Angeboten wie beispielsweise bei der Awo und im Rather Familienzentrum weiter als Nürnberg.

Anders sah das CDU-Ratsfrau Sabine Schmidt. Auch sie habe "geschluckt", weil ein Männer-Beauftragter auf der Tagesordnung stand. "Aber vielleicht bekommen wir das in Zukunft hin, eine frei werdende Stelle im Gleichstellungsbüro mit einem Mann zu besetzen." Beckers Aussage, es gebe keine Männerbewegung, griff Angela Hebeler (Grüne) auf: "Brauchen wir die oder brauchen wir nicht vielmehr strukturelle Veränderungen, damit junge Paare nicht damit überfordert werden, im Alltag alles unter sich aushandeln zu müssen?"

(jj)
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