Tour de France kostet Stadt Millionen Streit um teure Sport-Spektakel

Düsseldorf · Werbewert und Imagegewinn durch den Tour-de-France-Start sind hoch – wenn es keine neuen Doping-Fälle gibt. Daher fragen sich die Politiker, ob es sich lohnt, den Start der Tour nach Düsseldorf zu holen. Wie viele Millionen das kostet, ist unklar. Auch andere Events werden überprüft.

 Den Prolog der Tour nach Düsseldorf zu holen, hätte Millionen gekostet, wäre aber auch ein Imagegewinn gewesen.

Den Prolog der Tour nach Düsseldorf zu holen, hätte Millionen gekostet, wäre aber auch ein Imagegewinn gewesen.

Foto: AP, AP

Werbewert und Imagegewinn durch den Tour-de-France-Start sind hoch — wenn es keine neuen Doping-Fälle gibt. Daher fragen sich die Politiker, ob es sich lohnt, den Start der Tour nach Düsseldorf zu holen. Wie viele Millionen das kostet, ist unklar. Auch andere Events werden überprüft.

Dass sich Düsseldorf tatsächlich darum bewirbt, Ausrichter des Starts der Tour des France zu sein (des so genannten Prologs), ist seit gestern zumindest unsicher. Denn eine entsprechende Beschlussvorlage für den Sportausschuss, in der die Bewerbung abgesegnet worden wäre, wurde kurzfristig von der Tagesordnung genommen. E

ine Reihe von Politiker hatte erst durch einen Bericht in der Rheinischen Post erfahren, dass die Entscheidung anstand — und dass man damit einen Preis von 2,5 Millionen als Bewerbungsgebühr abgenickt hätte. CDU und FDP waren sich schnell einig: Da müssen wir noch einmal drüber reden, SPD und Grüne (Wolfgang Scheffler, Grüne: "2,5 Millionen für eine Doping-Veranstaltung sind Quatsch!") sehen das ganze Projekt eh kritisch. Aus Ratskreisen wurde außerdem Kritik an dem Beschlusspapier geübt. Darin werde versucht, die wahre Kostenlage zu verschleiern, hieß es.

Diese Einschätzung könnte stimmen. Denn in der Vorlage steht u.a. der lapidare Satz "Weitere Kosten z.B. für Marketing, Rahmenprogramm, Broadcasting, Logistik etc. können noch nicht beziffert werden." Dahinter jedoch können sich Kosten in Höhe mehrerer Millionen Euro verstecken, erklärte gestern ein Insider der RP.

"Broadcasting" z. B. ist die technische Ausstattung für TV-Übertragung, Logistik kann alles sein zwischen Shuttle-Service für VIP-Gäste oder Verpflegung des riesigen Journalisten-Trosses, dessen Unterbringung auch der Gastgeber zahlt. Gut möglich, so heißt es, dass Düsseldorf am Ende einen Betrag zwischen sechs und neun Millionen zu zahlen hätte.

Effekt "riesig groß"

Alex Brömmiger von der Media-Agentur IFM-Sport in Karlsruhe schrecken solche Zahlen nicht. Die Firma, für die er arbeitet, misst und beurteilt Werbewerte solcher Veranstaltungen in den Medien. Auf eine Summe mag er sich nicht festlegen, aber der Effekt ist "riesig groß", sagt er.

Man spiele auf einer weltweiten Bühne, der Imagegewinn sei gewaltig. Allerdings schränkt er ein: Alles steht und fällt mit der Sauberkeit der Tour. Kommen wieder Doping-Fälle ans Licht, kehrt sich der Effekt um.

Das sieht Dietloff von Arnim, Turnierdirektor des World-Team-Cups, ähnlich. "Nur durch große Sportveranstaltungen wurden Städte groß, die Werbewirkung ist enorm." Sie sei in Geld kaum umzurechnen. Aber auch er sieht das Problem Doping. Friedrich Conzen, CDU-Fraktions-Chef, zweifelt, ob man aus der Bewerbung überhaupt wieder raus komme — aber die Kosten müsse man prüfen.

So denkt auch seine Kollegin Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP. Alles hänge von den Kosten ab. Die wolle man nun genau vorgerechnet haben. Außerdem hält sie das Doping-Risiko für sehr hoch und fürchtet einen negativen Effekt für die Stadt.

Einig scheinen sich die bürgerlichen Parteien in ihrer Skepsis gegenüber der DTM-Präsentation auf der Kö, offenbar hält man sie für entbehrlich und hätte nichts dagegen, sie an eine andere Stadt abzutreten.

Wie berichtet, zahlt Düsseldorf 400.000 Euro für das PS-Spektakel auf der Kö und müsste vermutlich bald noch mehr hinlegen, weil andere Städte Interesse haben und der Veranstalter nun um den Zuschlag pokert. Dagegen sei der Ski-Weltcup am Rheinufer sehr positiv besetzt und auf jeden Fall erhaltenswert, hieß es.

(RP)
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