Düsseldorf Stressfaktor Chef: Wann Führungskräfte krank machen

Düsseldorf · Heute hält der Arbeitsökonom Stefan Süß einen Vortrag darüber, wie Führungskräfte das Gesundheitsempfinden ihrer Mitarbeiter beeinflussen. Freiräume sind wichtiger als Anweisungen.

Düsseldorf: Stressfaktor Chef: Wann Führungskräfte krank machen
Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Dass Arbeitstempo und Stress im Job in den vergangenen Jahren zugenommen haben, dürften die meisten Arbeitnehmer unterschreiben. Doch ist es nur das Gefühl, die Arbeitsbelastung der Gegenwart sei höher? Ein Teil dieses Empfindens mag nur subjektiv sein. Doch Stefan Süß, Professor für Betriebswirtschaftslehre und seit Januar Prorektor der Heinrich-Heine-Universität für Personalmanagement, hat belastbare Zahlen. "Im Zeitraum zwischen 1997 und 2012 hat die Zahl der psychischen Erkrankungen von Arbeitnehmern um 165 Prozent zugenommen", sagt Süß. Gleichzeitig ist auch die Zahl der Krankheitstage der so betroffenen Mitarbeiter auf durchschnittlich 37 pro Jahr nach oben geschnellt.

Eine der Ursachen hat der Professor in der Verdichtung der Arbeit ausgemacht. "Was früher fünf Mitarbeiter machten, sollen heute vier Kollegen mit gleicher Präzision erledigen", sagt Süß. Einer der häufigsten Gründe für Stress im Job ist aber laut Süß das Verhalten der Vorgesetzten. "Ein nicht seltener Fehler, den Vorgesetzte machen, ist, dass sie zu viele Vorgaben erteilen und überwiegend negative statt positive Kritik äußern", sagt der Arbeitsforscher. Das Überlassen von Freiräumen bei der Arbeit sei einer der wichtigsten Motivatoren. Außerdem müssten Vorgesetzte selbst Vorbild sein, und zur Arbeit inspirieren statt schlicht anzuordnen. "Viele Manager messen ihre Mitarbeiter an derselben Leistung, die sie im Job erbringen. Dabei vergessen sie, dass sie aus bestimmten Gründen und nicht zufällig zu Vorgesetzten wurden und dass ihre Mitarbeiter möglicherweise die Voraussetzungen für die eingeforderte Leistung gar nicht oder noch nicht mitbringen", sagt der 41-Jährige. Häufige Stressfaktoten im Berufsalltag seien die "Work-Life-Conflicts", also Unvereinbarkeiten zwischen Beruf und Privatleben. Süß warnt Vorgesetzte auch davor, ihre Mitarbeiter mit weitgehend unwichtigen Informationen zu überfluten. "Nicht jeder Mitarbeiter muss in jeder E-Mail in Kopie oder Blindkopie gesetzt werden, nicht jeder Mitarbeiter braucht alle Informationen", so der Professor.

Zur Beschleunigung der Arbeit und zu einem großen Faktor für Stress ist laut Stefan Süß auch der zunehmende Einsatz von Dienst-Smartphones geworden. Per E-Mail, Kurznachricht oder telefonisch ist der Mitarbeiter jederzeit erreichbar und damit praktisch im Dienst. Eine verpflichtende Aus-Zeit von Diensthandys lehnt Süß aber ab. "Für manche Mitarbeiter ist es entlastend, am Abend schon einige Mails abzuarbeiten, als einen ganzen Wust am Morgen zu bearbeiten.

Süß' Vortrag zum Thema "Stressfaktor Chef? Wie Führungskräfte das Gesundheitsempfinden ihrer Mitarbeiter beeinflussen" findet heute, 19.30 Uhr, im Haus der Universität, Schadowplatz 14, statt. Der Vortrag ist öffentlich und kostenfrei.

(tb.)
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