Düsseldorf Studie: Jeder fünfte Düsseldorfer ist arm

Düsseldorf · In der Landeshauptstadt sind mehr Menschen arm als bislang angenommen. Das behauptet eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, die die Kaufkraft in einzelnen Regionen in den Fokus nimmt. Ein Grund sind teure Mieten.

Düsseldorf: Studie: Jeder fünfte Düsseldorfer ist arm
Foto: Ferl

Was hat die Studie untersucht? Üblicherweise gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des bundesweit mittleren Einkommens zum Leben hat. Zurzeit sind das 917 Euro. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hält das für wenig aussagekräftig und hat in seiner aktuellen Analyse (wie bereits in der Vorläufer-Studie von 2014) die regionalen Preisniveaus in seine Bewertung miteinbezogen. "Aus der starren relativen Einkommensarmut haben wir eine kaufkraftbereinigte Einkommensarmut gemacht," sagt Mitautor Christoph Schröder. Konkret heißt das: Weil in Düsseldorf (und anderen Großstädten) das Leben teurer ist, braucht ein Mensch mehr Geld, um eben jene Waren und Dienstleistungen zu erhalten, die im Bundesschnitt 917 Euro kosten. In Düsseldorf muss ein Bürger für das gleiche Paket 1013 Euro aufwenden. "21,6 Prozent haben weniger als diese 1013 Euro und gelten deshalb als arm", sagt Schröder. Zum Vergleich: Ohne die vom IW eingeführte Kaufkraftbereinigung würden nur 17,6 Prozent der Düsseldorfer als arm gelten.

Gab es neue Erkenntnisse? Ja. Die IW-Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass Armut "urban" ist. Ein Leben in der Großstadt erhöht das Risiko. Außerdem relativieren sich die Unterschiede zwischen Ost-Deutschland und den westdeutschen Metropolen. Weil man in einem entlegenen Landkreis in Ost-Brandenburg für weniger Geld eben deutlich mehr Waren und Dienstleistungen erwerben kann.

Wie ist die Situation in anderen Städten? Auch hier gibt es interessante Befunde. So ist die kaufkraftbereinigte Einkommensarmut in Bremerhaven mit 29,3 Prozent am höchsten, gleich dahinter folgt Köln mit 26,9 Prozent. Im Bereich zwischen 22 und 25 Prozent landen Berlin (Mitte/West), Gelsenkirchen, Dortmund, Bremen, Duisburg, Leipzig und Frankfurt. Zum Vergleich: In Berlin (Ost) fallen nur 18,6 Prozent unter die vom IW definierte Grenze, in Erlangen 14,2 Prozent.

Welche Faktoren machen Düsseldorfer arm? Sozialdezernent Burkhard Hintzsche sagt: "Die Anspannung im Segment des preisgünstigen Wohnens ist bedeutsam." Nur noch knapp sechs Prozent des Wohnungsbestandes seien öffentlich gefördert. Hinzu kommt eine niedrige Kaufkraft der Rentner. "Eine Stadt wie Düsseldorf mit hoher Wertschöpfung, steigender Erwerbstätigkeit und niedriger Arbeitslosigkeit, ist problematisch, weil man sich hier für seine Rente weniger leisten kann."

Wo konzentriert sich Armut? In bestimmten Wohnvierteln folgender Stadtteile: Garath, Hassels-Nord, Wersten, Holthausen, Eller, Lierenfeld, Mörsenbroich, Rath, Oberbilk und Flingern.

Wie wird Armut bekämpft? Mit Sozialtransfers, der Etat liegt laut Hintzsche bei 540 Millionen Euro, rund 75.000 Bürger profitieren davon. Und durch zahlreiche Hilfestellungen von Wohlfahrtsverbänden und privaten Initiativen.

(jj)
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