Die Woche In Düsseldorf Styroporbecher! In Flingern!

Düsseldorf · Beim Straßenfest "Flingern rollt den roten Teppich aus" feierte das Einweggeschirr seine Wiederkehr - und das ausgerechnet im Viertel der Fortschrittlichen.

Flingern ist ein Stadtteil des Fortschritts. Zumindest gehört das zum Selbstbild seiner Bewohner. Auf der Ackerstraße lässt sich die erste Designer-Kollektion für die Gartenarbeit erstehen, es gibt in der Gegend auch Taschen, für die eine Lkw-Plane recycelt wurde - unter dem Motto: Andere schmeißen die Wertstoffe weg, wir verwerten sie. Im Trendviertel gab es auch schon vietnamesisches Street Food, als der Rest der Stadt noch nichts als Bratwurst gegessen hat. Der Ruf von Flingern als Mittelpunkt der Szene - was auch immer das ist - hallt immer noch weit. Das hat der rege Zulauf zu "Flingern rollt den Roten Teppich aus" am Donnerstag wieder gezeigt. Schöne Geschäfte, Glühwein, viele nette Menschen - ein tolles Fest.

Eine Sache hat aber so gar nicht ins Bild gepasst, dass wir sie jetzt im Nachhinein ansprechen müssen. Auch auf die Gefahr hin, als Partybremse zu gelten: Einen solchen Müllberg hat es lange bei keinem Straßenfest mehr gegeben. Ausgerechnet in dem Stadtteil, in dem der Jutebeutel als modisches Accessoire getragen wird, ist nämlich eine Unart wieder schwer in Mode: Einweggeschirr. Den Glühwein gab es aus Styroporbechern wie in der nicht so guten alten Zeit, Restaurants und Buden servierten ihre Speisen auf Papptellern.

Die Folge: überquellende Mülleimer, Reste auf der Straße, teilweise niemand, der sich kümmerte. Das ist alles kein Weltuntergang. Es ist aber ein Problem, das inzwischen eigentlich jedes Fest, das was auf sich hält, im Griff hat - und das überhaupt nicht zum progressiven Anspruch des Quartiers und seiner Bewohner passt. Zumal die Besucher des Spätabends-Shopping nicht in Verdacht stehen, zu später Stunde mit Trinkgefäßen zu schmeißen und man ihnen daher Keramik und Glas durchaus in die Hand geben kann.

Wer nach der Ursache fragt, erfährt interessante Neuigkeiten aus der Handelswelt: Die Organisatorin ist auch keine Freundin von Pappbechern, hat aber wenig Einfluss. Denn das Fest ist zwar vor zehn Jahren als Aktion der Einzelhändler gestartet und wird immer noch von ihnen ausgerichtet, es stellen sich aber immer mehr Stände einfach wild dazu, zum Beispiel, um Glühwein zu verkaufen - es herrscht sanfte Anarchie im Liebhaber-Einkaufsviertel.

Da die Ansässigen offenbar nicht miteinander reden (oder sich nicht alle an den Kosten beteiligen wollen), existiert auch kein gemeinsames Konzept gegen den Müll. Vorschlag: Vielleicht kann man aus den gebrauchten Styropor-Bechern schicke Kleidungsstücke entwerfen. Wäre doch eine schöne Geschäftsidee für die Ackerstraße.

(RP)
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