Düsseldorf Tagung zum Schutz vor Loverboys

Düsseldorf · Elterinitiative will Präventionsprojekte an Schulen starten.

Kurz nach dem Abitur lernt Lara einen gut aussehenden Mann kennen, der ein paar Jahre älter ist als sie. Er ist aufmerksam, liest ihr jeden Wunsch von den Augen ab und unterstützt sie, wenn sie sich mal wieder mit ihren Eltern gestritten hat. Lara verliebt sich, wenig später zieht sie bei ihm ein. Den Kontakt zu ihrer Familie bricht sie ab. Für Lara ist es die Geschichte ihrer großen Liebe, bis der vermeintliche Traummann plötzlich von einer finanziellen Notlage berichtet. Lara könne seine "Retterin" werden, sagt er. In einem Bordell würde sie das nötige Geld doch schnell verdienen. Schließlich stimmt sie widerwillig zu. Wenn sie vom Aufhören spricht, schlägt ihr Freund sie. Dennoch lässt sie der Glaube an eine gemeinsame Zukunft weitermachen.

Die Geschichte von Lara ist ein Fallbeispiel, konstruiert von der Frauenberatungsstelle Düsseldorf. "Der Fall ähnelt den Geschichten der Mädchen, die wir bei uns beraten", erklärt Mitarbeiterin Eva Inderfurth. Über 60 Frauen kamen 2015 als Opfer von Zwangsprostitution und Frauenhandel in die Beratungsstelle, etwa 30 Prozent von ihnen wurden mit der sogenannten "Loverboy"-Masche angesprochen. Die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher. "Dass Männer gezielt sehr junge Schülerinnen ansprechen, um sie emotional abhängig zu machen und schließlich zu prostituieren ist ein neueres Phänomen", sagt Anita Pavlovska von der Frauenberatungsstelle. "Die sozialen Netzwerke erleichtern dabei die Kontaktaufnahme für die Täter. In der Regel dauert es weniger als zwei Monate, bis sich die jungen Mädchen in die Prostitution begeben."

Die Frauenberatungsstelle und die Selbsthilfegruppe "Elterninitiative für Loverboy-Opfer" veranstalten nun eine Fachtagung über diese moderne Form des Frauenhandels. Dirk, der seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist einer der Organisatoren. Seine Tochter war 19, als sie von einem "Loverboy" zur Prostitution gedrängt wurde. "Mit der Fachtagung wollen wir erreichen, dass die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert wird. In Zukunft sollen Präventionsprojekte an Düsseldorfer Schulen durchgeführt werden", sagt er.

Die Fachtagung findet am 21. Juni ab 9.30 Uhr in der Gemeinschaftshauptschule Benrath statt. Anmeldung per E-Mail unter info@frauenberatungsstelle.de.

(RP)
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