Nahversorgung In Düsseldorf Tante Emma verzweifelt gesucht

Düsseldorf · In Baden-Württemberg haben die Städte schon auf die Entwicklung im Handel reagiert. Wo es an Nahversorgern fehlt, kommen neue Konzepte zum Tragen. So etwa ein sozialer Supermarkt speziell für Ältere. Ein Rezept auch für Düsseldorf?

 Bauernmarkt auf dem Lessingplatz: Die Stadt könnte den Erzeugern der Produkte finanzielle Anreize liefern, sich selbst in der Stadt, etwa auf dem Wochenmarkt, zu vermarkten.

Bauernmarkt auf dem Lessingplatz: Die Stadt könnte den Erzeugern der Produkte finanzielle Anreize liefern, sich selbst in der Stadt, etwa auf dem Wochenmarkt, zu vermarkten.

Foto: Andreas Endermann

Ob Knittkuhl, Hamm oder das Gurkenland in Eller, auch in Düsseldorf gibt es Stadtteile, die schlicht unterversorgt sind. Bei seinem ersten OB-Dialog im Eller Schützenhaus hat Oberbürgermeister Thomas Geisel gesagt, dass die Stadt nun einmal keine Lebensmittelgeschäfte gründen könne, spricht man mit den Einzelhandelsexperten der Handelskammer, verweisen die oft auf zu kleine Verkaufsflächen, die sich für die Betreiber nicht mehr lohnen würden. Doch stimmt das?

Offenbar ist mangelnde Versorgung nicht gottgegeben, wie ein Beispiel aus Stuttgart zeigt. Auch hier gibt es Entwicklungen wie in Düsseldorf, auch hier leiden besonders ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, darunter, dass kleine Einzelhandelsgeschäfte dicht machen. Abhilfe sollen dort die "Bonus"-Märkte schaffen. Auf den ersten Blick ist Bonus ein ganz normaler Supermarkt. Das Selbstverständnis der Märkte allerdings lautet: "Wir sind dort, wo es sonst keine Einkaufsmöglichkeiten gibt." Außerdem arbeiten in den Märkten Menschen, die woanders keine Chance haben, einen Job zu bekommen. 2003 wurde der erste Markt in Stuttgart eröffnet, inzwischen gibt es 30 Supermärkte in Baden-Württemberg, alleine zwölf in der Landeshauptstadt.

Auch in Bayern gibt es eine Filiale des gemeinnützigen Unternehmens. Insgesamt arbeiten mehr als 200 Menschen in den Märkten. Somit wird zum Einen das Ziel des Unternehmens, die Fähigkeiten von Menschen zu verbessern, die nur geringe Chancen am Arbeitsmarkt haben, erreicht. In den Märkten wird ausgebildet, beschäftigt und qualifiziert.

Besonders sozial benachteiligte Jugendliche und Langzeitarbeitslose finden hier Arbeit. Außerdem aber sollen die Bonus-Märkte in den Stadtteilen die Nahversorgung gewährleisten. In Stuttgart helfen sie zudem, der Verödung in den Stadtteilzentren entgegenzuwirken. Die Einrichtung der Supermärkte wird häufig von der örtlichen Bundesagentur für Arbeit und der jeweiligen Kommune gefördert. Der zuständige Finanzbürgermeister in Stuttgart - immerhin eine CDU-Mann - will sich zudem an den Lohnkosten bereits ansässiger Einzelhändler beteiligen. Einen "kommunalen Lohnkostenzuschuss" hält er für einen sinnvollen Ansatz. In Stuttgart gehen die Stadtplaner davon aus, dass mehr als 140.000 Menschen nicht mehr fußläufig einen Lebensmittelmarkt erreichen können.

Zudem rechnet die an und für sich wachsende und wohlhabende Stadt mit einer demografischen Entwicklung, bei der immer mehr alte Menschen sich in den Stadtteilen selbst versorgen müssen. Es werden also eher mehr Bürger, die nicht mehr mobil sind. Neben Fördermöglichkeiten, Bürgschaften, Einrichtungszuschüsse, Betriebskosten- und Mietzuschüsse für Händler und neue Märkte denken die Stuttgarter auch über die Chancen von Direktvermarktung nach. So ist eine Förderung von Wochenmärkten im Gespräch. Immer unter der Voraussetzung, dass sie bestehenden Läden keine Konkurrenz machen. Auch Bauern sollen finanzielle Anreize erhalten, ihre Waren im Stadtgebiet anzubieten.

(RP)
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