Kantholz-Schläge in Düsseldorf Tathergang - eindeutige Beweise fehlen

Düsseldorf · Massimo L. schwebt nach der Attacke in der Rheinbahn noch in Lebensgefahr. Die Notwehr-Version der Jugendlichen ist nicht zu widerlegen.

Die Nachrichten aus dem Krankenhaus seien "unverändert schlecht", sagte Staatsanwalt Christoph Kumpa am Dienstag. Der 44-jährige Italiener Massimiliano, genannt Massimo, L., der nach einem Streit mit drei Jugendlichen am späten Freitagabend ins Koma fiel, schwebe noch immer in Lebensgefahr.

Wie es dazu kam, ist noch immer unklar. Es gibt zwei Versionen der Ereignisse "und keine eindeutigen Beweise für oder gegen eine." Bislang wissen die Ermittler: Drei Jugendlichen (16 und 17 Jahre alt) hatten in der Bahn Musik gehört, und der angetrunkene Massimo L. hatte sich durch die Lautstärke gestört gefühlt. Darüber gerieten sie in Streit, der schließlich außerhalb der Bahn an der Haltestelle "An der Piwipp" damit endete, dass ein 17-Jähriger mit einem Kantholz zuschlug.

Die Jugendlichen, die sich am Samstagabend aufgrund der Berichte im Internet bei der Polizei meldeten, sagten übereinstimmend aus, L. habe einen 17-Jährigen mit einem Gürtel attackiert, der sich mit dem Kantholz, das er in der Bahn gefunden hatte, gewehrt habe. Der Rheinbahn-Fahrer hat bestätigt, dass das Holz tatsächlich schon am frühen Abend in dem Zug gelegen hatte. Und Massimo L. trug, als sich Helfer um ihn kümmerten, keinen Gürtel. Den hatte seine Freundin, die sagt, er habe ihr den Gürtel gegeben, weil er ihm nicht passte. Sie will gehört haben, dass die Jungen zu L. sagten "Komm mit raus, wenn du dich traust", was diese bestreiten. Sie wollen sich durch L.s Hantieren mit dem Gürtel bedroht gefühlt haben, der 17-Jährige habe das herumliegende Holzstück deshalb mit aus der Bahn genommen.

"Wir können die Aussage des Jugendlichen, die auf Notwehr hinausläuft, nicht widerlegen", heißt es bei der Polizei. Deshalb werden dringend Zeugen gesucht, auch solche, die vielleicht die Auseinandersetzung nicht gesehen, aber zumindest gehört oder etwas vermeintlich unbedeutendes wahrgenommen haben. Großes Interesse haben die Ermittler an der Gruppe junger Leute, mit denen die drei Jugendlichen eingestiegen waren. Sie werden gebeten, sich unter Telefon 0211 8700 bei der Kripo zu melden.

Videokameras gab es weder in der Bahn noch an der Haltestelle. Ob Überwachungsbilder ohne Ton bei der Wahrheitsfindung hätten helfen können, wird bei den Ermittlern ohnehin bezweifelt.

(RP)
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