Düsseldorf "Taxifahren hier ist teurer als in Berlin"

Düsseldorf · Nach der Einführung des Mindestlohns für Taxifahrer müssen die Kunden seit Ende März höhere Preise zahlen. Anbieter von Miettaxen wollen davon mit niedrigeren Tarifen profitieren. Seit gestern gibt es eine dritte Taxizentrale.

 Nicole Engel aus Berlin hat für die Fahrt vom Seestern bis zum Hauptbahnhof 21 Euro bezahlt. "Das Taxifahren hier ist teurer als in Berlin. Das hat mich überrascht", sagt sie.

Nicole Engel aus Berlin hat für die Fahrt vom Seestern bis zum Hauptbahnhof 21 Euro bezahlt. "Das Taxifahren hier ist teurer als in Berlin. Das hat mich überrascht", sagt sie.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Am Hauptbahnhof läuft das Geschäft für die Taxifahrer am späten Mittag etwas schleppend. Zwei Stunden hat Hasan Ildem auf einen Fahrgast gewartet. Dann bekommt er eine Fahrt zum Hotel Intercontinental auf der Kö. "Das macht 9,30 Euro", sagt Ildem, der nun wieder hinten in der Schlange der wartenden Taxen steht. Seit Ende März wegen des Mindestlohnes von mindestens 8,50 Euro pro Stunde die Taxitarife in Düsseldorf erhöht wurden, verfolgen die Fahrer, aber auch die Unternehmen, wie die Kunden auf diese Änderung reagieren.

"Das Taxifahren hier ist teurer als in Berlin. Das hat mich überrascht", sagt Nicole Engels aus Berlin. Sie hatte für die Fahrt vom Seestern bis zum Hauptbahnhof 21 Euro bezahlt.

"Die erste Zeit lief es gut - bis die aufgetaucht sind", sagt Ildem und spricht damit die neue Konkurrenz an: Miettaxen der Firma Düsselcar. Die Wagen haben ebenfalls die typische beige Farbe, aber nicht das Taxi-Schild auf dem Dach. Sie unterbieten die von der Stadt festgelegten neuen Tarife.

 Claudia Feyl aus Weil der Stadt fährt häufig von der Willstätter Straße in Oberkassel bis zum Bahnhof. Sie zahlte 15,85 Euro und wunderte sich, dass es diesmal nicht mehr war.

Claudia Feyl aus Weil der Stadt fährt häufig von der Willstätter Straße in Oberkassel bis zum Bahnhof. Sie zahlte 15,85 Euro und wunderte sich, dass es diesmal nicht mehr war.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Für die reguläre Taxifahrt zahlen die Kunden nun eine Grundgebühr von 4,50 Euro, pro Kilometer 2,20 Euro. Wartezeiten kosten pro Stunde 35 Euro. Düsselcar verlangt für die Anfahrt 2,50 Euro und 1,80 Euro pro Kilometer.

"Ich habe zwei bis drei Touren am Tag weniger", sagt Ildems Kollege Senad Brahimi. Lange Fahrten wie vom Düsseldorfer zum Kölner Hauptbahnhof habe er deutlich weniger als vorher. Immerhin kostet die Strecke mit dem neuen Tarif nun um die 110 Euro. "Das überlegen sich die Leute. Manche bilden Fahrgemeinschaften oder nehmen einen Mietwagen", sagt Brahimi.

Das betriebswirtschaftliche Konzept von Düsselcar wird von Kennern der Branche mit Skepsis betrachtet. Schließlich hätte der Miettaxi-Anbieter die gleiche Kostenstruktur wie ein Taxibetreiber, gibt Dennis Klusmeier, Chef der Taxi Düsseldorf eG, zu Bedenken. Zusätzlich fallen bei den Miettaxen 19 Prozent Mehrwertsteuer an, bei den Taxen sind es nur sieben Prozent. Klusmeier kann sich nicht vorstellen, wie sich niedrigere Preise vor diesem Hintergrund rechnen sollen. Zumal Miettaxen nur am Betriebsort auf Anfragen warten dürfen. "Normalerweise sind Mietwagen teurer", sagt Klusmeier.

 Thomas Brückler aus Ulm ist vom Neusser Hafen mit dem Taxi zum Hauptbahnhof gefahren und hat 32 Euro bezahlt. "Das ist schon teuer, aber ich hatte es eilig", sagt er.

Thomas Brückler aus Ulm ist vom Neusser Hafen mit dem Taxi zum Hauptbahnhof gefahren und hat 32 Euro bezahlt. "Das ist schon teuer, aber ich hatte es eilig", sagt er.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Zur gleichen Einschätzung kommt Hans Becker, Geschäftsführer von Rheintaxi. "Wir wissen, was geht und was nicht geht. Dieses Konzept ist nicht sauber tragfähig zu führen", sagt Becker, der seit 40 Jahren im Geschäft ist. Er hofft, dass auch die Miettaxen daraufhin kontrolliert werden, ob die Fahrten korrekt abgerechnet und versteuert werden. Um bei Fragen der Abrechnung Sicherheit zu schaffen, hat sich Rheintaxi mit seiner Flotte von 150 Wagen dem so genannten Insika-Verfahren angeschlossen, das Daten zur Fahrt und Zahlungen dokumentiert.

Becker gibt beim Thema Preise auch zu bedenken, dass Angebote der Rheinbahn subventioniert werden, Taxiunternehmen aber nicht. Dass nun ein größerer Preissprung erfolgt sei, hätte auch seinen Grund darin, dass die Preise lange Zeit nicht in kleinen Schritten der allgemeinen Entwicklung angepasst worden waren. "Wir hoffen, dass die Kunden das verstehen und mittragen werden."

Parallel zu Rheintaxi betreibt Becker seit gestern eine neue Taxizentrale in Düsseldorf: Dein Wunschtaxi. Mit frischem Design und Mercedeswagen der B- und E-Klasse sowie Großraumfahrzeugen wolle man die junge und jung gebliebene Zielgruppe erreichen.

(RP)
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