Düsseldorf Landtag will Wohntürme wegen Terror-Angst verhindern

Düsseldorf · Das Präsidium des Parlaments äußert massive Bedenken gegen die geplanten Luxus-Wohntürme in der Nachbarschaft. Eine Sorge: Sie könnten für Anschläge auf den Landtag dienen. Oberbürgermeister Geisel will die Einwände prüfen.

 Am Kopf der Marina sollen zwei Wohntürme (13 und 17 Geschosse) entstehen. Zudem soll die Platanenallee vom Landtag bis zu den Gehry-Bauten verlängert werden.

Am Kopf der Marina sollen zwei Wohntürme (13 und 17 Geschosse) entstehen. Zudem soll die Platanenallee vom Landtag bis zu den Gehry-Bauten verlängert werden.

Foto: ingenhoven architects

Der Plan für Luxus-Wohntürme neben dem Landtag führt zu massivem Protest aus dem Parlament. Das Büro von Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) formuliert "beachtliche Einwände" gegen den Bau der beiden bis zu 60 Meter hohen Türme. In einem fünfseitigen Schreiben, das gestern dem Stadtplanungsamt zugestellt wurde und unserer Redaktion vorliegt, listet man etliche Kritikpunkte auf. Durch das Projekt werde die zukünftige Entwicklung des Landtags behindert, zudem gebe es erhebliche Sicherheitsbedenken. Fazit: "Im Ergebnis sind wir mit der vorgesehenen Planung nicht einverstanden."

Eine große Sorge des Parlaments ist, dass die Türme für einen Terror-Anschlag genutzt werden könnten. Denn sie würden das 27 Meter hohe Parlament überragen, von den Gebäuden aus würde man von oben die Lichtkuppel erreichen. Angesichts der "stetig steigenden Bedrohungslage" sei aber sicherzustellen, dass Nachbargebäude nicht für Anschläge genutzt werden, heißt es. Privat genutzte Gebäude dürften daher nicht den Landtag überragen.

Im Parlament bewertet man die Türme darüber hinaus als Eingriff ins Regierungsviertel. Schon heute reiche der Platz kaum noch aus, durch den Neubau auf dem Parkplatz des Rheinturms gehe eine Entwicklungsfläche verloren. Zudem fürchtet man ein Verkehrschaos. Ausflugsbusse könnten die Straße verstopfen, da ein Wendehammer fehlt. Bei der Neugestaltung müsse man zwingend die Anbindung verbessern, "wobei den Abgeordneten Vorrang einzuräumen ist".

Der Brief ist die offizielle Äußerung des Landesparlaments im Verfahren vor dem Bau der Türme. Die wurden vom Architekten Christoph Ingenhoven entworfen, der auch "Kö Bogen II" entwirft. Er arbeitet dabei mit der Firma DC Residentials zusammen, die bereits in der Hamburger Hafen-City hochpreisige Wohntürme finanziert hat. Als Nachbar wird der Landtag in dem sogenannten Bebauungsplan-Verfahren angehört.

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) kündigt an, man werde die Einwände prüfen. "Es ist keine Neuheit, dass der Landtag nicht glücklich mit den Plänen ist", sagt Geisel, der zum Thema schon einen Briefwechsel mit Landtagspräsidentin Gödecke hatte. Es sei das übliche Verfahren, dass jeder Nachbar seine Bedenken äußern könne. Über Städtebau könne man zudem immer streiten. "Das ist auch Geschmackssache." Das Argument, dass die Wohntürme den Landtag nicht überragen dürfen, findet Geisel aber nicht schlüssig. "Es gibt bereits einige Bauwerke, die den Landtag überragen."

Die Türme gelten als Favorit für das 3000 Quadratmeter große Filetgrundstück, das die Stadttochter IDR verkaufen soll. Der Plan sorgt auch an anderen Stellen für Widerstand. Die zuständige Bezirksvertretung hat es einstimmig abgelehnt, auch Heimatvereine üben Kritik. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat hingegen zugestimmt. Die Politiker beharrten jedoch darauf, dass der Investor einen Teil der 60 Wohnungen an dieser exponierten Lage als günstigen Wohnraum schaffen muss, wie es das Handlungskonzept Wohnen vorsieht.

(arl)
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