Terrorfahndung in Düsseldorf Salafisten suchen gezielt Kontakt zu Inhaftierten

Düsseldorf · Zwar hat der in Düsseldorf festgenommene Samir E. offenbar nichts mit den Terroristen der Brüsseler und Pariser Anschläge zu tun - im Zuge der Festnahme des Mannes wird aber immer deutlicher, dass Salafisten den Kontakt zu Häftlingen suchen.

Anti-Terror-Einsatz in Bilk
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Anti-Terror-Einsatz in Bilk

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Foto: Hans-Juergen Bauer

Samir E. ist der Düsseldorfer Polizei vor allem wegen Eigentumsdelikten bekannt. Seine letzte Verurteilung wegen Bandendiebstahls und einer Serie von Autoaufbrüchen ist noch nicht rechtskräftig, die Behörden fürchteten, er könne sich angesichts drohender zweieinhalb Jahre im Gefängnis absetzen. Nur deshalb war der Haftbefehl ergangen, den die Polizei am Donnerstag vollstreckte.

Aufs Radar der Terror-Fahnder geriet der 28-Jährige aus anderen Gründen. Vergangenen Sommer war er über Amsterdam in die Türkei gereist, soll in der Grenzregion zu Syrien gefasst und zurück nach Amsterdam abgeschoben worden sein. Im selben Flieger soll einer der Attentäter von Brüssel gesessen haben, auch Ibrahim El Bakraoui war in der Grenzregion von türkischen Behörden gestoppt worden. Ob die Männer sich tatsächlich kannten oder gar gemeinsam unterwegs waren, ist unklar. Samir E. soll nun in der Haft dazu befragt werden.

E. ist in Düsseldorf geboren, ging in Friedrichstadt zur Schule. In dem Bilker Viertel, in dem er mit seiner Familie lebt, haben viele Menschen wie er nordafrikanische Wurzeln. Dass E. dort auch Kontakt zu Anhängern des Salafismus haben könnte, ist naheliegend. Düsseldorf gilt zwar nicht als Hochburg der islamistischen Fanatiker, aber deren Zahl nimmt in ganz NRW stetig zu, hat sich seit 2011 verfünffacht, heißt es im Verfassungsschutzbericht, der den Schwerpunkt der großen salafistischen Organisationen im Rheinland sieht. Islamfeindliche Provokationen aus dem rechtsextremistischen Lager, wie etwa die Dügida-Aufmärsche im vergangenen Jahr, haben nach Ansicht der Verfassungsschützer "den salafistischen Propagandisten letztendlich weiter in die Hände gespielt", die Behörde geht von einem deutlichen Anstieg auch der gewaltbereiten Salafisten aus.

Dass Samir E. die schlichte Weltanschauung der Salafisten teilt, bezweifeln Ermittler, die bislang mit ihm zu tun hatten. Er habe aber Kontakte zu Personen aus dieser Szene und es sei nicht auszuschließen, dass er den durchaus geschickten Anwerbemethoden der Fanatiker erlegen sein könnte. Denn die suchen ihre Gefolgsleute nicht selten unter jungen Männern, die ihren Platz im bürgerlichen Leben noch nicht gefunden haben. So gibt es regelrechte Betreuungsprogramme für Inhaftierte - auch dies ein Thema, dass der Verfassungsschutz mit Sorge beobachtet.

In der Landeshauptstadt hat der Verfassungsschutz derzeit vor allem einen salafistischen Verein im Blick. Bei Ansaar Düsseldorf e. V. handele es sich "dem eigenen Verständnis nach um einen Hilfsbund zur Unterstützung notleidender Glaubensgeschwister im In- und Ausland". Er sei mit der deutschen Salafisten-Szene verwoben und werbe derzeit vor allem für angebliche humanitäre Hilfe der syrischen Bevölkerung Spenden ein. Der Verfassungsschutz warnt vor Unterstützung des Vereins, der seine Geschäftsstelle in der Nähe des Hauptbahnhofs hat. Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass Spenden "teilweise gezielt salafistischen oder gar terroristischen Netzwerken in Syrien zugehen" oder in Deutschland für die Netzwerkpflege der Salafisten zweckentfremdet würden.

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