Anschlagspläne für Düsseldorf Terroristen wollten sich auf Bolkerstraße in die Luft sprengen

Berlin · Auf der Bolkerstraße und der Andreasstraße sollten sich zwei Attentäter in die Luft sprengen, an den Ausgängen der Altstadt sollte auf fliehende Menschen geschossen werden: Die Terrorpläne der Düsseldorfer Zelle, die im Juni 2016 aufflog, waren sehr weit gediehen. Das zeigt ein detaillierter Bericht.

 Die Bolkerstraße ist Düsseldorfs Feiermeile. Hier wollten die Mitglieder der Düsseldorfer Zelle offenbar einen Anschlag verüben.

Die Bolkerstraße ist Düsseldorfs Feiermeile. Hier wollten die Mitglieder der Düsseldorfer Zelle offenbar einen Anschlag verüben.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wie erst jetzt bekannt wurde, waren die Anschlagspläne der Düsseldorfer IS-Terrorzelle sehr weit gediehen, die Hunderte Menschen das Leben hätten kosten können. Die Zelle flog im Juni 2016 nur deshalb auf, weil sich der 25-jährige Syrer Saleh A. im Februar den französischen Behörden in Paris offenbart und Namen mutmaßlicher Mittäter geliefert hatte. Daraufhin konnten die drei Syrer Hamza C., Mahood B. und Abd Arahman A. K. festgenommen werden, alle vier sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Ihr Plan war brutal und detailliert, wie aus einem Beschluss des Bundesgerichtshofes für die Verlängerung der U-Haft vom 15. Dezember 2016 hervorging, den das Gericht erst jetzt veröffentlichte. "Danach sollten sich zunächst zwei Personen auf der Bolkerstraße bzw. Andreasstraße mittels Sprengwesten in die Luft sprengen", heißt es in dem Bericht. An den vier Ausgängen der Altstadt im Bereich der Flinger Straße, der Mühlenstraße, der Heinrich-Heine-Allee und der Hunsrückenstraße sollten sich jeweils zwei mit Kalaschnikows bewaffnete Mitglieder der Zelle positionieren, um möglichst viele flüchtende Menschen zu erschießen. Nach dem Entleeren der Magazine hätten sie sich in die Luft sprengen sollen. Der Anschlag sollte sich dem Bericht zufolge an einem Freitag oder Samstag ereignen, weil die Düsseldorfer Altstadt an diesen Tagen regelmäßig besonders belebt sei.

All diese neuen Erkenntnisse gewannen die Ermittler in Befragungen von 57 Zeugen nach der Festnahme der Verdächtigen, wobei nun Nachvernehmungen nötig sind. So hätten sich Zeugenaussagen teilweise widersprochen. Außerdem müssen Chat-Verläufe auf den sichergestellten Mobiltelefonen der Beschuldigten übersetzt werden, die "nahezu vollständig" in arabischer Sprache verfasst wurden. Der Bundesgerichtshof begründet mit diesem Aufwand die Verlängerung der U-Haft.

Verbindungen zum Berliner Attentäter Anis Amri sind zumindest indirekt gegeben, da ein festgenommener Kontaktmann Amris - mit dem er am Vorabend des Berliner Anschlags noch gegessen hatte - Ermittlern zufolge Sprengstoff für die Düsseldorfer Zelle besorgen sollte.

Die Terrorpläne der Düsseldorfer Zelle zeigen erneut, dass der islamistische Terrorismus in Deutschland längst angekommen ist. Nur durch das Können der Sicherheitsbehörden, aber auch mit viel Glück entging die Bundesrepublik in den vergangenen Monaten gleich mehrfach blutigen Anschlägen, wie in der Rückschau deutlich wird.

Im Juli 2016 versuchte der 27-jährige Syrer Mohammad Daleel mit einer in seinem Rucksack versteckten Bombe auf das Musikfestival "Ansbach Open" in der bayerischen Kleinstadt zu gelangen. Er scheiterte einzig daran, dass er kein Ticket hatte. Stattdessen sprengte er sich vor einer Bar in die Luft, 15 Menschen wurden teils schwer verletzt.

Nicht einmal ein halbes Jahr später, am 19. Dezember, steuerte der Tunesier Anis Amri einen Lastwagen mit hoher Geschwindigkeit auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, zwölf Menschen starben. Ermittlungen zufolge wären die Opferzahlen aber noch deutlich höher gewesen, hätte nicht das automatische Bremssystem des Sattelschleppers eingegriffen.

(RP)
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