Düsseldorf Tieferer Rhein gefährdet Nordseeschnäpel

Düsseldorf · Bund und Land wollen den Rhein vertiefen. Dann könnten in den Neuss-Düsseldorfer Hafen auch Schiffe fahren, die bislang in Duisburg stoppen müssen. Naturschützer sind skeptisch und sehen seltene Fische in Gefahr.

 Der Rhein zwischen Felhe und Uedesheim. Durch den Ausbau auf eine Tiefe von 2,80 Meter könnten die Schiffe mehr Ladung transportieren.

Der Rhein zwischen Felhe und Uedesheim. Durch den Ausbau auf eine Tiefe von 2,80 Meter könnten die Schiffe mehr Ladung transportieren.

Foto: Hans Blossey

Eine mögliche Vertiefung des Rheins sorgt für Streit zwischen Bund, Land und Häfen auf der einen Seite und den Naturschutzverbänden auf der anderen Seite. Bislang hat der größte deutsche Strom zwischen Duisburg und Köln nur eine Minimalwassertiefe von 2,50 Meter.

Geht es nach den Plänen von Bund und Land wird der Rhein in den kommenden Jahren auf diesem Teilstück auf 2,80 Meter vertieft. Flussabwärts bis zum größten europäischen Binnenhafen in Duisburg hat der Rhein bereits heute diese Tiefe. Dorthin können also auch größere Schiffe fahren, beziehungsweise die Schiffe können mehr Ladung aufnehmen. Das ist auf der weiterführenden Strecke bis zum Hafen Köln Niehl nicht möglich. Die Neuss-Düsseldorfer Häfen haben gegenüber Duisburg bislang also einen Wettbewerbsnachteil, ebenso der Hafen im Kölner Stadtteil Niehl.

Für Andreas Hamm, Assistent der Geschäftsleitung der Neuss-Düsseldorfer Häfen, wäre eine Rheinvertiefung um 30 Zentimeter technisch kein großes Problem. "Im Grunde vertieft sich der Rhein durch sein Geschiebe permanent selbst. In manchen Bereichen wird der Rhein zurzeit aus Naturschutzgründen sogar künstlich aufgefüllt. Das müsste man nur unterlassen", sagt Hamm. Auf dem Düsseldorfer Rheinabschnitt gibt es nur eine einzige Stelle, die sich aus geologischen Gründen nicht selbst vertieft. Das ist die so genannte Werther Platte, eine Felsformation im Rhein vor Kaiserswerth. "Diese müsste mechanisch um 30 Zentimeter niedriger gemacht werden", sagt Hamm. Den Rest würde der Rhein von alleine erledigen.

Düsseldorf aus der Luft
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Foto: Stadt Düsseldorf/ Kurt Nellessen

Durch die Rheinvertiefung würde die Kapazität des Rheins als Wasserstraße deutlich steigen. Experten gehen davon aus, dass Schiffe mehrere Hundert bis zu 1000 Tonnen mehr an Fracht je Fahrt aufnehmen könnten, wäre die Fahrrinne auf einer Breite von 150 Metern durchgängig mindestens 2,80 Meter tief. Das würde in der Binnenschifffahrt die Kosten deutlich senken. Mehr Fracht auf die Schiffe zu bringen, um Straße und Schiene zu entlasten, ist erklärtes Ziel der rot-grünen Landesregierung.

Die Pläne zum Rheinausbau sehen Naturschützer skeptisch. Ein Zusammenschluss verschiedener Naturschutzverbände, darunter Naturschutzbund (Nabu) und BUND, haben nach Informationen der Rheinischen Post ein Dossier erstellt, das in den nächsten Tagen veröffentlicht werden soll. Daran mitgearbeitet hat Nabu-Experte Klaus Markgraf. "Sollte durch eine Vertiefung der Fahrrinne auch der Wasserstand des Rheins insgesamt sinken, dann sinkt entsprechend auch das Grundwasser. Das wiederum gefährdet die Auenlandschaft links und rechts des Flusses", sagt Markgraf. Und der Naturschützer sieht noch eine weitere Gefahr: Wenn der Rhein in der Fahrrinne mehr Wasser führt, ist weniger Wasser in den Flachwasserbereichen. "Dort aber hat der Lachs seine Ruhegewässer", sagt Markgraf. Für den Maifisch ist das ein Laichgebiet, das durch die Rheinvertiefung in Gefahr gerät. "Und auch der Nordseeschnäpel und das Flussneunauge wären gefährdet", sagt Markgraf. Der Nordseeschnäpel gilt seit 1940 als ausgestorben. 2008 wurde er erstmals wieder nachgewiesen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes fing ein Angler im Jahr 2011 erneut bei Kalkar gleich zehn Nordseeschnäpel. Das Tier wird auch als Rheinschnäpel und Kleine Schwebrenke bezeichnet und stammt aus der Familie der Lachse.

(RP)
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