Düsseldorf TK Maxx streicht 80 Jobs in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Merchandising-Abteilung des Modehändlers soll vom Rhein nach England verlegt werden. Wer nicht mitkommt, muss gehen. Jeder dritte Mitarbeiter in der Zentrale an der Düsseldorfer Airport-City ist davon betroffen.

 Die Zentrale von TK Maxx ist in der Airport-City an der Peter-Müller-Straße angesiedelt.

Die Zentrale von TK Maxx ist in der Airport-City an der Peter-Müller-Straße angesiedelt.

Foto: Endermann, Andreas

Als die Mitarbeiter der Merchandising-Abteilung von TK Maxx das Maritim-Hotel betraten, wussten sie nicht, dass sie Minuten später ihren Arbeitsplatz in Düsseldorf verlieren würden. "Wir dachten, es gibt eine Video-Konferenz", sagt ein Teilnehmer. Stattdessen eröffneten ihnen Top-Manager des Textilhändlers, dass ihre Abteilung ins englische Watford verlegt würde. "Wir können entweder mitgehen oder werden gekündigt", sagt der Mitarbeiter, der lieber anonym bleiben möchte: "Das war ein Schock."

Betroffen von den Umstrukturierungen sind rund 80 Mitarbeiter am deutschen Hauptsitz des Unternehmens, an dem insgesamt rund 250 Menschen arbeiten sollen. Bis Ende April hätten sie noch Zeit, sich endgültig zu entscheiden, sagen Mitarbeiter. TK Maxx will seine europaweiten Aktivitäten am europäischen Hauptsitz in England konzentrieren - und könnten dabei nur bedingt Rücksicht auf das Privatleben der Angestellten nehmen. Mitgehen oder gehen, lauten daher die Optionen, die den Mitarbeitern im Maritim-Hotel in Form von zwei unterschiedlichen Verträgen überreicht worden sein soll. Nur knapp eine Minute habe die Ansprache der Top-Manager gedauert, sagt ein Mitarbeiter. Fragen habe man nicht zugelassen. "Die Hälfte der Kollegen ist dann in Tränen ausgebrochen."

TK Maxx ist seit rund acht Jahren auf dem deutschen Markt aktiv und gehört zur US-amerikanischen TJX Companies Inc. Gruppe, die weltweit mit ihrem Konzept, Mode und Accessoires mit hohen Rabatten zu verkaufen, Filialen betreibt. 2400 sind es allein in den USA und Kanada, mehr als 300 in Großbritannien und Irland sowie 76 in Deutschland. 2013 machte die Gruppe einen Umsatz von 27,4 Milliarden Dollar (24,5 Milliarden Euro) und 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro) Gewinn. Wie hoch im Gegenzug dazu die Kosten für die Abfindungen sein werden, will TK Maxx nicht sagen.

Die amerikanische Unternehmensphilosophie macht sich auch in den Strukturen in Deutschland bemerkbar. Einen Betriebsrat gibt es nicht, Kontakt zu Gewerkschaften wie Verdi auch nicht. "Mit einem Betriebsrat wäre es vielleicht nicht so leicht gewesen", heißt es im Unternehmen: "Aber es hat sich niemand getraut, einen zu gründen."

Die Entscheidung sei für das Unternehmen schwierig gewesen, sagt eine Sprecherin der TK Maxx-Mutter TJX Europe. Man hoffe sehr, dass die Mitarbeiter den Wechsel nach England ernsthaft in Betracht ziehen, sofern es die persönlichen Umstände erlaubten.

Bislang, so hört man, ist die Begeisterung jedoch ausgeblieben. Weil sich kaum jemand freiwillig für den Wechsel entschied, sei das Angebot sogar noch einmal nachgebessert worden, sagt ein Mitarbeiter. TK Maxx will sich nicht dazu äußern, wie viele das Angebot bereits angenommen haben.

Für alle anderen hat das Unternehmen vorgesorgt: TK Maxx hat so genannte Outplacement-Experten des Düsseldorfer Unternehmens Rundstedt angeheuert, die den zukünftigen Arbeitslosen dabei helfen sollen, eine Perspektive zu finden.

Für alle anderen geht es ab August in England los. Bis dahin, sagt die Sprecherin, hätten alle betroffenen Mitarbeiter die Möglichkeit, weiterhin im Unternehmen angestellt zu bleiben. Das Geschäft soll schließlich weitergehen: Allein in Deutschland sollen in den kommenden Monaten sechs neue Läden eröffnet werden, in Nordrhein-Westfalen unter anderem in Recklinghausen und Aachen. "Wer ohne Krankenschein durcharbeitet, soll einen Bonus bekommen", sagt ein Mitarbeiter: "Aber es ist natürlich schwer, motiviert zu bleiben, wenn man weiß, dass man bald ohne Job dasteht."

(RP)
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