Düsseldorf Tödlicher Ferrari-Unfall vor Gericht

Düsseldorf · Die Staatsanwaltschaft wirft dem Fahrer eines Lieferwagens vor, im Mai 2012 viel zu schnell auf die Rheinkniebrücke gefahren zu sein. Dort hatte er einen zuvor verunglückten Sportwagen und dessen Fahrer gerammt.

 Der völlig zerstörte Ferrari nach den Kollisionen im Mai 2012: Durch den Zusammenprall mit dem Fiat Ducato war er 47 Meter über die Fahrbahn geschleudert worden, ein weiteres Fahrzeug in das Wrack gekracht.

Der völlig zerstörte Ferrari nach den Kollisionen im Mai 2012: Durch den Zusammenprall mit dem Fiat Ducato war er 47 Meter über die Fahrbahn geschleudert worden, ein weiteres Fahrzeug in das Wrack gekracht.

Foto: Gerhard berger

Zwei Jahre nach einem tödlichen Unfall auf der Kniebrücke, bei dem ein 38-jähriger Ferrari-Fahrer starb, soll sich ein Lieferwagenfahrer (41) wegen fahrlässiger Tötung vor dem Amtsgericht verantworten. Die Anklage legte die Staatsanwaltschaft jetzt vor. Demnach war der Angeklagte mit Tempo 110 in der Unfallnacht fast doppelt so schnell unterwegs, wie dort nachts erlaubt ist (Tempo 60). Die Anklage stützt sich auf drei Gutachten, die nach einer Rekonstruktion des fatalen Geschehens auf der Rheinkniebrücke im vergangenen Juni entstanden.

Regen, ein Fahrfehler des Ferrari-Fahrers und eine Besonderheit der Bordelektronik des 450 PS starken Ferrari California hatten das Drama ausgelöst. Der 38-Jährige war aus dem Rheinalleetunnel gekommen, hatte in der langgezogenen Rechtskurve, die auf die Brücke führt, die linke Fahrbahnbegrenzung touchiert. Der Wagen war ins Schleudern geraten und schließlich quer auf den Fahrbahnen in Richtung City liegen geblieben. Die Bordelektronik schaltete auf "Notaus", die Scheinwerfer erloschen, die Warnblinkanlage ging gar nicht erst an. Der Fahrer stieg aus, stand wohl neben dem Fahrzeug, als er von einem Fiat Ducato erfasst und über die mittlere Fahrbahnbegrenzung auf die Gegenfahrbahn geschleudert, wo er von einem Pkw überrollt wurde. Rechtsmediziner stellten später fest, dass der 38-Jährige bereits nach dem Zusammenprall mit dem Fiat-Lieferwagen tot war.

Der Ducato-Fahrer hatte stets beteuert, nicht zu schnell gewesen zu sein und im starken Regen jener Nacht weder den schwarzen Ferrari noch dessen dunkel gekleideten Fahrer gesehen zu haben. Als Staatsanwalt André Glüsenkamp die Rekonstruktion in Auftrag gab, für die eigenes ein baugleicher Ferrari aus Süddeutschland gebracht werden musste, ging es deshalb vor allem um die Sichtverhältnisse. Dass der 41-Jährige nicht schneller als die erlaubten 60 Kilometer pro Stunde fuhr, wurde zu seinen Gunsten angenommen. Doch bei der Auswertung der Rekonstruktion stellten die Experten fest: Schon die Aufprallgeschwindigkeit passt nicht mit Tempo 60 zusammen. Viel zu schnell soll der Lieferwagen auf die Brücke gerast und dort ungebremst auf den Ferrari geprallt sein, der dadurch 47 Meter weit geschleudert wurde,

Auch die Sichtversuche, die bei simuliertem Regen in unterschiedlicher Stärke gemacht wurden, können den Lieferwagenfahrer kaum entlasten. Zumal Zeugen für die Unfallzeit sehr unterschiedliche Angaben über das Wetter machten. Hätte es aber tatsächlich so stark geregnet, dass der schwarze Wagen und sein Fahrer auf dem nassen Asphalt nicht mehr erkennbar gewesen wären - dann hätte, so die Anklage, der Lieferfahrer sein Tempo den Wetterverhältnissen anpassen müssen.

Sollte das Gericht die Anklage zulassen, dürfte es in der Hauptverhandlung bei der Frage, ob der Ducato-Fahrer den Unfall hätte vermeiden können, vor allem um das Wetter jener Nacht und die Interpretation der Messungen gehen. Für 41-Jährigen steht neben einer Strafe auch der Führerschein auf dem Spiel.

(RP)
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