Düsseldorf Totengedenken auf dem sowjetischen Friedhof

Düsseldorf · Es ist ein schon traditioneller Termin, zu dem der Bürger- und Heimatverein Gerresheim seit 1993 alljährlich einlädt, dennoch gerät er allzu oft in Vergessenheit: das Totengedenken auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof an der Blanckertzstraße in Ludenberg. Das Gedenken gilt den rund 1500 Kriegsgefangenen, die von 1941 bis 1945 in einem nahen Lager an Krankheit, Hunger, Entkräftung oder in Folge ihrer Verletzungen gestorben waren. Sie alle wurden in einem Massengrab beigesetzt, lange kannte man nur die Namen von zwei der Gestorbenen. Inzwischen sind 436 Namen bekannt, was vor allem der Forschungsarbeit einer jungen Studentin zu verdanken ist.

 Mehr als 30 Interessierte kamen zu dem Totengedenken.

Mehr als 30 Interessierte kamen zu dem Totengedenken.

Foto: B. SChaller

Auch Oberbürgermeister Thomas Geisel kam gestern dazu und sprach ein Grußwort. Er erinnerte daran, dass nicht zuletzt die Rote Armee einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet habe, Deutschland die Demokratie zu bringen. Diese zu verteidigen, müsse unser tägliches Ziel sein - gegen solche, die anderen Menschen aus welchen Gründen auch immer das Existenzrecht absprechen würden, ebenso wie gegen Menschen, die nur darauf aus seien, Ängste zu schüren, erklärte Geisel und vollzog so den Schwenk in die Gegenwart.

Wolfgang Ohneck, Ex-Vorsitzender des Gerresheimer Bürgervereins, schaute in seiner Gedenkrede auf die Ereignisse im April 1945 zurück, als das Lager in Gerresheim von amerikanischen Soldaten befreit wurde. Sein Nachfolger Harald Posny erinnerte daran, dass dieses Gedenken kein Ritual sei, sondern auch als Zeichen der Scham und gegen das Verdrängen und Vergessen verstanden werden soll. Erzpriester Andreas Mammitzsch von der Russisch-Orthodoxen Gemeinde Düsseldorf sprach im Anschluss das "Gebet für die Toten".

(arc)
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