Organisatoren in Düsseldorf Tour de France soll acht Millionen bringen

Düsseldorf · Die Leiter des Düsseldorfer Organisationsteams, Theresa Winkels und Sven Teutenberg, sprechen über die Finanzen des Grand Départ, den "Karnevalszug" vor den Etappen und die langfristige Wirkung des Rennens in Düsseldorf.

 Theresa Winkels und Sven Teutenberg freuen sich auf die Bilder von der Tour und das große Rahmenprogramm.

Theresa Winkels und Sven Teutenberg freuen sich auf die Bilder von der Tour und das große Rahmenprogramm.

Foto: Andreas Bretz

Stellen Sie sich vor, heute sei der 3. Juli, also der Tag nach den beiden Düsseldorfer Etappen der Tour de France: Wie fühlen Sie sich?

Theresa Winkels Ich freue mich, dass wir ein wunderschönes Volksfest erlebt haben, mit dem wir ganz vielen Menschen unsere Stadt näher bringen konnten. Und ich werde wahrscheinlich den Fernseher anhaben und gucken, wie die dritte Etappe läuft.

Sven Teutenberg Ich werde das noch gar nicht alles fassen können: die vielen Eindrücke, die auf uns eingefallen sein werden. Ich werde positiv müde sein, weil wir viel zu tun gehabt haben werden, aber eben auch auf das größte Sportereignis des Jahres zurückblicken, das bei uns in Düsseldorf begonnen hat.

Was wird Ihre schönste Erinnerung an die Tour in Düsseldorf sein?

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Winkels Ich stelle mir vor, dass wir am Ende eine Schatzkiste mit großen und kleinen Erlebnissen haben. Zu den großen zählt beispielsweise das Kraftwerk-Konzert im Ehrenhof, für die vielen kleinen sorgen auch die Bürger selbst, die entlang der Strecke viele tolle Aktionen auf die Beine stellen werden. Und wir sehen hoffentlich auch, dass in Düsseldorf noch mehr Menschen auf den Geschmack gekommen sind und das Fahrrad deshalb mehr nutzen.

Teutenberg Das Zeitfahren am Samstag ist schon etwas ganz Spezielles. Wenn ich heute mit dem Rad in der Stadt unterwegs bin, stelle ich mir schon vor, wie dann der Helikopter über Düsseldorf schwebt und tolle Bilder von den dreieinhalb Stunden der ersten Etappe einfängt. Der schönste Gedanke wird sein, dass sich über ein Jahr Arbeit gelohnt haben wird.

Bleiben wir beim 3. Juli. Stellen Sie sich vor, die Kämmerin ruft Sie an und will die Zahlen durchgehen. Was werden Sie Ihr präsentieren können?

Winkels Einnahmen von 6,5 Millionen Euro sind heute schon sicher, wir hoffen auf knapp acht Millionen - und ich bin ganz, ganz sicher, dass wir das schaffen.

Was macht Sie so sicher?

Winkels Die Prognosen sind - knapp drei Monate vor dem Event - absolut realistisch.

Worauf stützen Sie sich dabei?

Winkels Wir haben viele verschiedene Möglichkeiten, sich als Unternehmen zu engagieren. Inzwischen haben wir alleine 43 Unternehmen, die unser kleines Sponsoringpaket gebucht haben, und es kommen fast täglich neue hinzu. Außerdem haben wir Unterstützung bekommen, die nicht selbstverständlich ist: Zum Beispiel, dass Andreas Gursky uns seine Bilder für die Tour zur Verfügung gestellt hat und dass mit der Centrum (Düsseldorf) und der B&L (Hamburg) Unternehmensgruppe die Idee entstand, auf Baustellenzäunen in der Innenstadt große Werbeflächen zu schaffen. Wenn wir die acht Millionen Euro schaffen, wäre das die höchste Einnahme mit einer Großveranstaltung in Düsseldorf.

Die Kosten stehen auch noch nicht fest, warum nicht?

Winkels In diesem Punkt stimme ich Ihnen nicht zu. Nach aktuellem Stand werden wir 13 Millionen Euro ausgeben. Natürlich werden wir alle Sicherheitsfragen weiter genau beobachten und daran nicht sparen. Aber wir glauben, dass wir unsere jetzige Zusage für diese Kosten halten können.

Wenn Sie am 3. Juli Mittagspause machen und Menschen treffen, die Sie,Und jetzt?' fragen, was antworten Sie denen?

Teutenberg Noch einen Grand Départ in Düsseldorf wird es zu unser aller Lebzeiten wohl nicht geben; aber wir werden sehen, dass viel mehr Düsseldorfer Rad fahren, dass 2018 die Deutschland-Tour wieder veranstaltet wird und dass wie bei der Fußball-WM 2006 viele junge Menschen Lust kriegen, den Sport auszuüben.

Winkels Auch das ist mehr als eine Hoffnung. Die ersten beiden Nachwuchsrennen des Petit Départ waren mit 100 Kindern ausgebucht, und für die nächsten Wettbewerbe haben wir schon zahlreiche Anmeldungen erhalten. Außerdem hat der Düsseldorfer Mountain-Bike-Club im Herbst vergangenen Jahres eine neue Jugendabteilung gegründet, und die Düsseldorfer Radsportvereine treffen sich weiterhin an einem Runden Tisch und beleben die Düsseldorfer Rad-Tradition.

Sie haben die Deutschland-Tour 2018 angesprochen. Wie stehen die Chancen, dass diese auch nach Düsseldorf kommt?

Teutenberg Fest steht, dass die ASO sie ausrichtet und dass sie vier Tage im August 2018 stattfindet. Wir konzentrieren uns darauf, einen tollen Grand Départ hinzulegen.

Noch einmal zum 3. Juli. Wenn Sie sich am Nachmittag mit der für Verkehr zuständigen Dezernentin treffen, über welche Probleme rund um die Absperrungen müssen Sie reden?

Winkels Wir würden uns die Bilder anschauen von den vielen Punkten entlang der Strecke und schauen, ob unsere Mechanismen gegriffen haben.

Was haben Sie in diesem Punkt seit den Problemen rund um das Race am Rhein im September verändert?

Winkels Wir haben für die zweite Etappe eine ganz andere Veranstaltungsdauer. Zudem sind wir frühzeitig an die Bürger herangetreten: Wir haben bereits im Februar über die Absperrungen informiert, und wir werden im Mai eine große Bürgerinformation machen, wenn es die Einfahrtsgenehmigungen geben wird. Außerdem wird es ab dann ein Informationsbüro geben, von dem aus persönlich, am Telefon und per E-Mail die Fragen der Bürger beantwortet werden.

Beim Race am Rhein waren viele Bürger verärgert, dass ihre Parkplätze gesperrt waren und sie zum Beispiel das Gerresheimer Krankenhaus schlecht erreichen konnten. Was hat sich da getan?

Teutenberg Damals hatten wir den ganzen Tag Radrennen auf der Strecke, nun ist die Situation eine andere. Die Werbekarawane wird zwei Stunden vor dem Rennen wie ein Karnevalszug mit 170 Pkw und 30 Lkw für Unterhaltung sorgen, dann kommen die Teamfahrzeuge und das Feld.

Winkels Und dann kann die Strecke von der Polizei sukzessive wieder freigegeben werden. Wir werden die Bürger zudem frühzeitig auf Ersatzparkplätze hinweisen und ihnen am Rand der Veranstaltung viel mehr Punkte bieten, die sie anziehen: vom Sportdorf zum Mitmachen bis zur internationalen Bürgerwiese.

Und am Abend des 3. Juli: Wie geht es da für Sie weiter?

Teutenberg Es war mein Kindheitstraum, einmal an der Tour teilzunehmen. Nachdem ich das geschafft hatte, habe ich davon geträumt, dass die Tour einmal in Düsseldorf startet. So ein konkretes Ziel gibt es nach dem 3. Juli noch nicht. Ich werde aber sicher weiter Radsport-Events planen. Winkels Ich werde mit dem Rad nach Hause fahren, aber nicht so flott wie im Moment, sondern mit rheinischer Gemütlichkeit, um mal wieder in Ruhe zu genießen, wie schön Düsseldorf ist.

CHRISTIAN HERRENDORF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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