Kolumne - Die Woche in Düsseldorf Tritt Hartnigk gegen Geisel an?

Düsseldorf · In der CDU-Fraktion zeichnet sich ein Generationswechsel ab: Andreas Hartnigk könnte von Friedrich Conzen das Amt des Bürgermeisters übernehmen. Der Rechtsanwalt verbessert seine Chancen, 2020 Spitzenkandidat der CDU zu werden.

 CDU-Granden unter sich (v.l.): Bürgermeister Friedrich Conzen im Gespräch mit Fraktionschef Rüdiger Gutt und dessen Stellvertreter Andreas Hartnigk.

CDU-Granden unter sich (v.l.): Bürgermeister Friedrich Conzen im Gespräch mit Fraktionschef Rüdiger Gutt und dessen Stellvertreter Andreas Hartnigk.

Foto: Andreas Endermann

Geschichte wiederholt sich nicht, lautet ein Mantra politischer Beobachter. Will heißen: Es kann immer anders kommen als gedacht. Stimmt. Andererseits erzeugen Mechanismen politischen Handelns Parallelen. So gab es in Düsseldorf Anfang der neunziger Jahre einen ehrgeizigen Unionspolitiker, den Altvordere wie Josef Kürten lange klein hielten und als Spitzenkandidaten verhinderten: Joachim Erwin. Der ließ nicht nach und brachte sich schließlich in die Position, dass an ihm als Herausforderer von Marlies Smeets (SPD) kein Weg vorbeiführte. Erst wurde er CDU-Fraktionschef, in der Mitte der Wahlperiode löste er dann seinen Parteifreund Heinz Hardt als Bürgermeister ab - bei der Kommunalwahl 1999 gewann der Bürgermeister Erwin in der Stichwahl schließlich gegen Oberbürgermeisterin Smeets.

Viele in der Union träumen nun. Zwanzig Jahre nach Erwin könnte Andreas Hartnigk einen ähnlichen Weg gehen. Mit der Wahl zum Fraktionschef hat es im vergangenen Jahr nicht geklappt, zu forsch hatte Hartnigk seinen Anspruch angemeldet. Mit einer Stimme Unterschied verlor er gegen seinen ewigen Widersacher Rüdiger Gutt. Auch wenn die Konkurrenz zwischen den beiden unauflösbar ist, so heißt es nicht, dass sie nicht einen Modus Vivendi der Kooperation finden könnten. Relativ ruhig läuft die Arbeit in der CDU-Fraktion ab, aber diese Ruhe ist auch ein Fingerzeig. Gutt dürfte sich selbst nicht als Spitzenkandidat für eine Kommunalwahl sehen, seine Stärken liegen im Ausgleichen und Moderieren. Hartnigk liebt die Auseinandersetzung und polarisiert.

Dass es nun einen konstruktiven Burgfrieden mit Option geben soll, dürften viele Christdemokraten begrüßen. Gutt bleibt bei den Wahlen 2017 Fraktionschef, Hartnigk beerbt Friedrich Conzen als Bürgermeister: Das garantiert mehr als nur Einigkeit, der Bürgermeister Hartnigk könnte ein guter Herausforderer von Thomas Geisel werden. Könnte - denn klar ist, innerparteiliche Gegner hat Hartnigk weiterhin. Auch hat er ein Image als Law-and-Order-Mann, wirkt eher technokratisch als volksnah und gewinnend. Hier aufzuholen, dürfte seine Hauptaufgabe werden. Denn bei einer Persönlichkeitswahl spielen Sympathiewerte eine große Rolle.

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Foto: Kombo: Bretz/ Efe/Radowski

Wie sähe ein Duell Hartnigk-Geisel aus? In fünf Jahren ist die neue Innenstadt fertig. Düsseldorf prosperiert, das Ingenhoven-Tal am Gründgens-Platz steht, die Schadowstraße ist Fußgängerzone. Mehr als zehntausend Wohnungen sind neu entstanden, zahlreiche auch zu erschwinglicheren Mietpreisen. Es gibt einige neue Schwimmbäder. Geisel wird sagen, er habe die Lebensumstände der Düsseldorfer verbessert oder mindestens gehalten.

Aber zu welchem Preis? Die Schwächen Geisels werden die Chancen Hartnigks sein. Hat Düsseldorf wieder Schulden? 300 Millionen, 600 oder 800 Millionen? Hinter vorgehaltener Hand sind unterschiedlich hohe Summen zu hören, mit denen zu rechnen ist. Bleibt die FDP in diesem Fall in der Ampelkoalition? Alles hängt davon ab, ob Geisel wirklich der Stadtmanager mit wirtschaftlichem Sachverstand ist, als der er sich darstellt - und für die sich abzeichnenden Engpässe kreative Lösungen findet. Hartnigk wird zeigen müssen, dass er nicht nur in diesem Punkt die bessere Alternative ist. Mit ihm muss die CDU beweisen, dass sie das Lebensgefühl der Menschen in einer modernen Großstadt anzusprechen vermag.

(RP)
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