Düsseldorf U3-Betreuung: Stadt zahlt für teure Kitas

Düsseldorf · Berufsrückkehrer, die bei der Suche nach einem regulären Kita-Platz leer ausgehen, dürfen ihr Kind in eine privat-gewerbliche Einrichtung schicken. Dafür erhalten sie Zuschüsse von der Stadt - im Einzelfall bis zu 1400 Euro.

 Wibke Lussu arbeitet wieder als Grafik-Designerin. Tochter Luise hat sie in der privaten Kita "Küken & Co" untergebracht - dank städtischer Zuschüsse.

Wibke Lussu arbeitet wieder als Grafik-Designerin. Tochter Luise hat sie in der privaten Kita "Küken & Co" untergebracht - dank städtischer Zuschüsse.

Foto: Bretz

Wibke Lussu ist zufrieden. "Ohne den Platz bei "Küken & Co" hätte ich nicht so bald in meinen Job als Grafik-Designerin zurückkehren können", sagt die Düsseldorferin. Ein Jahr Elternzeit hatte sie nach der Geburt von Tochter Luise im Herbst 2011 genommen. Nach rund einem Jahr Elternzeit wollte sie wieder arbeiten. Frühzeitig ging die junge Mutter mit Hilfe des Kita-Navigators auf die Suche nach einem regulären Betreuungsplatz. Vergeblich.

"Ich ging leer aus, auch im Nachrückverfahren." Für die Familie ein Problem. Luises Großeltern wohnen eine Stunde weit entfernt und arbeiten selber noch. Und der Tagespflege steht die 32-Jährige skeptisch gegenüber. "Mir fehlt es dort an Kontrollmechanismen, die helfen, Mindeststandards abzusichern."

Geholfen wurde der Familie trotzdem. Über die Zukunftswerkstatt Düsseldorf (ZWD), einer gemeinnützigen Tochter der Stadt. "Unter bestimmten Voraussetzungen zahlen wir Zuschüsse an Eltern, denen am Ende nur der Weg in eine privat-gewerbliche Einrichtung bleibt", sagt ZWD-Prokurist Manfred Haag.

Konkret geht die Rechnung so: Kostet eine private Kita beispielsweise 1400 Euro im Monat, zahlen die Eltern nur den Betrag, den sie auch bei einer städtischen Kita entrichtet hätten. Gutverdiener (mehr als 80.000 Euro pro Jahr) müssten pro Monat 425 Euro berappen, wenn ihr Kind in der Woche 45 Stunden betreut wird.

Der Zuschuss der ZWD läge hier bei 975 Euro. Bei Einkommen unter 30.000 Euro pro Jahr übernimmt die ZWD die private Kita-Gebühr sogar komplett. "Allerdings nur bis zu einer Obergrenze von 1400 Euro", erläutert Haag. Diese Grenze sei nicht willkürlich gewählt, sondern orientiere sich an dem, "was uns ein Platz in einer regulären, öffentlich geförderten Kita pro Monat kostet".

Aktuell profitieren 210 Kinder von dem an bestimmte Voraussetzungen (siehe Info) gebundenen Angebot der ZWD. Die großzügige Förderung privater Betreuungsalternativen lässt sich die Stadt einiges kosten. Rund 750.000 Euro flossen im Kita-Jahr 2012/13 in die Subventionierung der privaten Betreuungsoption. Im noch laufenden Kita-Jahr wird es mehr als eine Millionen Euro sein, schätzt Haag. Der Grund: Pünktlich zum Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen U3-Betreuungsplatz im August 2013 waren die Mittel noch einmal deutlich aufgestockt worden.

Aus Sicht der ZWD geht es bei dem besonderen Angebot aber nicht nur um die Absicherung von Betreuungsansprüchen. "Das Programm ist ein Wirtschaftsförderinstrument. Es soll unter anderem hoch qualifizierten Fachkräften einen raschen Wiedereintritt in den Job ermöglichen und so einem möglichen Fachkräfte-Mangel vorbeugen", meint Haag. Darüber hinaus profitierten vor allem Alleinerziehende und ehemalige Bezieher von Arbeitslosengeld II von diesen Zuschüssen. "Also Menschen, die ohne solche Plätze gegen ihren Willen zuhause bleiben müssten", sagt der Prokurist.

Wibke Lussu schätzt das Düsseldorfer Modell. "Ohne die Zuschüsse der Zukunftswerkstatt müsste ich mit meiner Steuerklasse V nur für das arbeiten gehen, was die private Kita im Monat kostet. Und ob ich das gemacht hätte, weiß ich nicht."

(RP)
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