Neue Stadtbahnlinie in Düsseldorf U 81-Tunnel - ein kluges Wahlgeschenk

Düsseldorf · Die Anwohner der Lilienthalstraße können aufatmen: Statt über eine zwölf Meter hohe Brücke soll die neue Stadtbahnlinie nun doch durch einen Tunnel geführt werden. Damit wird potenzielle CDU-FDP-Wählerschaft besänftigt.

Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post im Sommer 2013 war der Unmut der Anwohner angesichts der Brücken-Pläne der Stadt zur U 81 groß. Nun freuen sie sich, dass wohl doch ein Tunnel kommt.

Bei der Mobilen Redaktion der Rheinischen Post im Sommer 2013 war der Unmut der Anwohner angesichts der Brücken-Pläne der Stadt zur U 81 groß. Nun freuen sie sich, dass wohl doch ein Tunnel kommt.

Foto: Andreas: Bretz

Die Aufregung in Stockum und Lohausen war groß, als vergangenes Jahr die Pläne für den ersten Abschnitt der neuen Stadtbahnlinie U 81 bekannt wurden: Für die neue Verbindung zwischen Messe und Flughafen sollten die Bahnen über eine zwölf Meter hohe Brücke fahren - an etwa einem Dutzend Häuser an der Lilienthalstraße entlang. Die Anwohner dort haben ohnehin unter dem Lärm der stark befahrenen Danziger Straße und der nicht weit entfernten A 44 zu leiden. Die geplanten Straßenbahnen, die über eine Brücke rattern sollten, waren der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Bei einer Mobilen Redaktion der Rheinischen Post vor Ort machten die Bürger ihrer Wut Luft.

Der im Rathaus verantwortliche Verkehrsdezernent, Stephan Keller, Vertreter der Rheinbahn, aber auch von CDU, SPD, Grünen und FDP hielten in seltener Einmütigkeit dagegen. Ihr Argument: der so genannte Verkehrswert, eine komplizierte Rechnung, bei der Kosten und Nutzen des Projekts eine Rolle spielen, und der festlegt, ob für das Vorhaben Fördergelder von Bund und Stadt fließen. Ein in diesem Sinne optimaler Wert sei nur zu erreichen, wenn die Kosten nicht zu hoch ausfielen.

Die Rechnung: 154 Millionen Euro kostet die Variante mit der Brücke, bei einem Tunnel, den die Anwohner fordern, wären es 30 Millionen Euro mehr - und Zuschüsse ausgeschlossen. Ausgeschlossen wurde auch, dass die Stadt die U 81 alleine stemmt. Dass dieses Verkehrsvorhaben wichtig ist, weil die Strecke in den nächsten Bauschritten ins Linksrheinische und Richtung Ratingen fortgeführt werden soll - darin sind sich die vier etablierten Parteien im Rat einig.

Um die Gemüter zu kühlen, vereinbarte man nicht nur Runde Tische mit Anwohnern, Ingenieuren, Verantwortlichen von Stadt und Rheinbahn, sondern verpflichtete das Verkehrsdezernat auch dazu, bitteschön doch noch einmal die Tunnelvariante zu prüfen. Und siehe da: Plötzlich gibt es dafür doch eine Lösung. Mit einem "Kniff", man setzt eine Bahn weniger ein, sollen nun die 154 Millionen Euro förderfähig sein - unabhängig davon, ob die Bahnen durch einen Tunnel oder über eine Brücke fahren. Immerhin geht es dabei um womöglich 90 Millionen Euro, die Bund und Land zuschießen. Man muss das nicht bis ins letzte technische Detail verstehen.

Doch es drängen sich Fragen auf: Weshalb ist man auf diesen "Kniff" nicht früher gekommen? Antwort der Stadt: Das sei ein Ergebnis der Runden Tische. Kann es sein, dass der Tunnel die Stadt mehr kostet als die Brücke? Antwort der Stadt: Vermutlich ja, in welcher Höhe, hänge von der Zuschussbereitschaft von Bund und Land ab. Kann es sein, dass am Ende 30 Millionen Euro Mehrkosten stehen (immerhin die Summe des gesamten Masterplans Schulen)? Antwort der Stadt: Das sei nicht ausgeschlossen.

Ein Zusammenhang mit den anstehenden Kommunalwahlen? Reiner Zufall. Ein kluges Wahlgeschenk ist es dennoch. Schließlich sitzt in Stockum und Lohausen jene Wählerklientel, die eher bei CDU und FDP ihr Kreuzchen macht. Und die wollen ihre Mehrheit im Stadtrat behalten. Entsprechend ungehalten reagieren SPD und Grüne. Ein teures Wahlgeschenk? Möglicherweise. Dafür ist das Protestpotenzial minimiert und der Weg für den ersten Teil der U 81 frei. Doch das Signal ist riskant: Widerstand wird es überall geben, wo neue Strecken gebaut werden. Sollen die dann alle durch Tunnel geführt werden? Denn sicher ist: Die nächste Wahl kommt bestimmt.

(dr)
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