Nach Brand in Düsseldorf Ulmer Höh: Schwere Vorwürfe gegen BLB

Düsseldorf · Nach dem Brand am Freitag kritisieren Investoren und Politiker den Landesbetrieb für seinen Umgang mit öffentlichem Eigentum. Vier Jahre nach dem Architektenwettbewerb steht das alte JVA-Gelände noch immer nicht zum Verkauf.

 Der BLB hat die Ulmer Höh wieder gegen Eindringlinge gesichert. Ob die Kapelle einsturzgefährdet ist, steht noch nicht fest.

Der BLB hat die Ulmer Höh wieder gegen Eindringlinge gesichert. Ob die Kapelle einsturzgefährdet ist, steht noch nicht fest.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Mitarbeiter des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) waren am Montag mit einem Statiker in der Kapelle der Ulmer Höh, um zu prüfen, ob die frühere Knastkirche nach Dachstuhlbrand und knapp einer Million Liter Löschwasser noch standfest ist. "Vom Ergebnis hängt ab, ob die Kapelle abgerissen wird", sagte BLB-Sprecherin Christa Bohl.

Versichert war die Kirche nicht, obwohl bereits beschlossene Sache war, dass sie erhalten bleiben und für soziale und Wohnzwecke genutzt werden soll. Das gehörte zu den Auflagen für potenzielle Investoren und war auch im Siegerentwurf des 2012 ausgelobten Architektenwettbewerbs berücksichtigt. Andere Auflagen seien aber noch nicht klar, sagte die BLB-Sprecherin. "Die Absprachen auf Landesebene sind noch nicht abgeschlossen." Deshalb sei das seit vier Jahren leerstehende Areal nicht auf dem Markt.

"Unglaublich" findet das Immobilienentwickler Udo Hensgen. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren mindestens zehn Mal an den BLB geschrieben. Es gibt großen Bedarf an geförderten und preisgedämpften Wohnungen, es gibt genügend interessierte Investoren - es kann nicht sein, dass das so lange dauert." Auch Stephan Muehling, dessen Unternehmen "developer" ausdrücklich nicht zu den Interessenten gehört, hat für das Tempo des Landesbetriebs kein Verständnis: "Was muss denn noch passieren, damit der Finanzminister die Superbehörde BLB auf Vordermann bringt? Ein Grundstück zu verkaufen, sollte ja nun wirklich nicht das ganz große Problem sein."

Auch die Politik ist sich einig: Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb ist für den Vandalismus, der am Freitag mit dem Brand in der Kapelle seinen bisherigen Höhepunkt fand, mit verantwortlich. Für Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) ist der Brand der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. "Da wird im Wortsinn Steuerzahlergeld verbrannt. Das ist ein Skandal. Der BLB muss endlich aufgelöst werden. Da ist die Landesregierung am Zug."

Auch Philip Tacer (SPD) ist dafür, das "Konstrukt BLB aufzulösen. Das Land muss sich wieder selbst um seine Immobilien kümmern." Tacer hofft wie Astrid Wiesendorf von den Grünen, dass die Kapelle gerettet werden kann. "Für die Baugruppe um Horst Wackerbarth, die dort ein Wohnprojekt einrichten wollte, wäre es sehr schade", sagte Wiesendorf. Wackerbarth plant mit seiner Gruppe Wohnateliers für Künstler und junge Familien in der Kapelle - ein Kaufgebot hat die Gruppe aber noch nicht abgeben können, weil das Gelände noch nicht angeboten wird. Auch andere Investoren sind an der Nutzung der Kapelle interessiert. Rüdiger Gutt, Fraktionschef der CDU, ist sicher: "Wäre das Areal in Privatbesitz, würden sich längst die Kräne drehen." Der BLB sei gefordert, die unerträglichen Zustände auf dem Gelände zu beenden und für bessere Sicherung zu sorgen. "Wenn das zu teuer wird, beschleunigt der BLB vielleicht auch das Verfahren", sagte Gutt.

Aus dem Rathaus hieß es gestern nur, die Stadt sei nicht zuständig für die Situation auf dem Gelände. Man rechne damit, dass der BLB das Areal nach der Sommerpause ausschreiben werde.

30.000 Euro habe der BLB in den vergangenen zwei Jahren investiert, um Vandalismusschäden an der Ulmer Höh zu beseitigen, sagte Christa Bohl. Unter anderem musste ein mannshohes Loch in einer Mauer geschlossen werden. Die Sicherheitsvorkehrungen seien verstärkt worden, ein Wachdienst fahre regelmäßig vorbei.

(RP)
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