Düsseldorf Umzug in die "Geisterklinik" beginnt

Düsseldorf · Fast fünf Jahre nach der geplanten Eröffnung startet an der Uniklinik der Bezug des 180 Millionen Euro teuren Gebäudes.

 Auch wenn das Klinik-Zentrum jahrelang nicht genutzt wurde, fielen Kosten für Reinigung, Heizung und technische Wartungsarbeiten an; jedes Jahr rund zwei Millionen Euro.

Auch wenn das Klinik-Zentrum jahrelang nicht genutzt wurde, fielen Kosten für Reinigung, Heizung und technische Wartungsarbeiten an; jedes Jahr rund zwei Millionen Euro.

Foto: Andreas Bretz

Gerade erst nannte der Landesrechnungshof den Neubau der Universitätsklinik als Beispiel dafür, dass ineffizientes Verwaltungshandeln Zeit und Geld koste. Statt der ursprünglich veranschlagten rund 100 Millionen Euro kostet das neue Gebäude mit Platz für fünf Fachkliniken, zentrale Notfallaufnahme und Heliport auf dem Dach gut 180 Millionen Euro. Und seit 2009 steht der Rohbau auch noch leer. Doch jetzt werden die Umzugskartons gepackt, teilte die Universitätsklinik mit. Am kommenden Samstag soll der Umzug beginnen.

Mehrmals war in der Vergangenheit das Datum für den Umzug bzw. die Eröffnung des Klinikgebäudes verschoben worden. Als Gründe wurden wesentliche Mängel, vor allem beim Brandschutz, genannt. So mussten zum Beispiel Fahrstühle gegen das Eindringen von Rauch abgeschottet und Entrauchungsklappen/Rauchschutzklappen ausgetauscht werden, weil sie sich im Falle eines Brandes nicht wie vorgeschrieben bei 90 Grad Celsius schlossen.

Doch auch die Uniklinik brachte nachträgliche Änderungswünsche an, die der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (Generalplaner) bzw. die von ihm beauftragten Firmen abarbeiten mussten. So wurde zum Beispiel die Ausstattung der Operationssäle im Nachhinein geändert. Für die nachträglichen Änderungswünsche fand der Landesrechnungshof in seinem Jahresbericht jetzt scharfe Worte: "Aus Sicht des Landesrechnungshofes wäre ein Großteil der Projektänderungen vermeidbar gewesen, wenn die Nutzeranforderungen vor Einreichung der Planungsunterlagen verbindlich festgelegt worden wären."

1989, nach gut zehn Jahren Planung, war der größte Klinikbau des Landes NRW beschlossen worden. 2006 fingen die Bauarbeiten an, 2007 wurde Richtfest gefeiert, 2009 der Rohbau fertiggestellt. Doch seitdem steht das Klinikgebäude leer. Trotzdem fielen aber Kosten für die Reinigung, Heizung sowie für technische Wartungsarbeiten an, jedes Jahr rund zwei Millionen Euro. Kosten, die die wirtschaftlich ohnehin angeschlagene Universitätsklinik weiter in die roten Zahlen trieben: Nach einem Defizit von 15,86 Millionen Euro im Jahr 2012 schrieb die Universitätsklinik auch im vergangenen Jahr wieder rote Zahlen: Das Defizit lag da bei 13,27 Millionen Euro, zeigt der aktuelle Jahresbericht.

Doch mit dem Umzug und der anstehenden Inbetriebnahme werde "eine die Weiterentwicklung des Klinikums in den letzten Jahren extrem belastende Situation beendet", teilte Kliniksprecherin Susanne Dopheide mit. "Durch die moderne Infrastruktur werden in vieler Hinsicht Synergien geschaffen und der Standard der Patientenversorgung mit modernen, komfortablen Stationen verbessert", so die Sprecherin.

Fünf Fachkliniken sollen in das "Zentrum für Operative Medizin II" nahe der MNR-Klinik einziehen, darunter die Kliniken für Hals-Nasen-Ohrenkunde und die für Mund-, Kiefer- und plastische Chirurgie. Auch eine zentrale Notaufnahme wird eingerichtet. Auf dem Dach des Klinikneubaus gibt es einen Hubschrauberlandesplatz.

Wann genau der Klinikbetrieb im "ZOM II" aufgenommen werden kann und damit Patienten behandelt werden können, ist noch unklar. Denn für den Umzug und die Inbetriebnahme braucht die Universitätsklinik mehrere Wochen.

(semi)
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