Düsseldorf Unbekannte zerstechen 62 Autoreifen

Düsseldorf · In der Nacht zu Dienstag waren die Täter in Oberbilk unterwegs. Sie zerstörten an mindestens 62 Fahrzeugen jeweils einen Reifen. Die Polizei sucht weitere Geschädigte, Zeugen und Bilder aus Überwachungskameras in Tatort-Nähe.

Unbekannte zerstechen Reifen von mehr als 60 Autos in Oberbilk
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Foto: Hans-Juergen Bauer

Ab sieben Uhr wurden an mehreren Straßen in Oberbilk am Dienstag die Wagenheber ausgepackt. "Überall waren Leute dabei, Reifen zu wechseln", sagt ein Arbeiter, der zu seiner Baustelle an der Markenstraße ging und die Fahrer von zwei Transportern und einen Mercedes-Besitzer mit Radkreuzen hantieren sah. Spätestens als auch der Nachbar zum Werkzeug griff, dürfte jedem klar gewesen sein, dass das kein zufälliger Druckverlust war, sondern jemand mit einem spitzen Werkzeug ins Gummi gestochen hatte.

Bis zum Vormittag hatten 59 Autofahrer bei der Polizei die Zerstörung eines Reifens gemeldet. Immer auf der Beifahrerseite, die in der Regel beim Parken dem Bürgersteig zugewandt ist. "Wir gehen von einem Tatzeitraum zwischen Montag, 22 Uhr, und Dienstag, 7 Uhr, aus", sagt Polizeisprecher Markus Niesczery. Die Tatorte markieren eine Strecke der Zerstörungswut. Von der Oberbilker Allee im Bereich der 260er Hausnummern zieht sie sich über Schmiede-, Marken- und Monheimstraße bis zur Mindener Straße. Wo und wann genau Anfang und Ende waren, ist noch unklar, auch wie viele Täter am Werk waren. "Wir suchen dringend Zeugen und bitten Anlieger, deren Videoüberwachung möglicherweise etwas Relevantes aufgezeichnet hat, uns das Material zur Verfügung zu stellen.", sagt Niesczery.

So hat sich die Kriminalität 2015 in Düsseldorf entwickelt
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Foto: AP, AP

Interessant könnte vor allem die Überwachungskamera eines Reifenhandels auf der Ecke Schmiedestraße / Oberbilker Allee sein. Denn allein auf dem Premio-Werkstattgelände stachen die Täter siebenmal zu. An den vier Wohnmobilen, die die Firma vermietet, waren gerade neue Sommerreifen aufgezogen worden. Jetzt ist an jedem einer kaputt. "Auch unser eigener Lieferwagen und ein Kundenfahrzeug sind betroffen", sagt Verkäuferin Anne Wißdorf - also alle Fahrzeuge, die über Nacht auf dem Hof standen.

Gleich am Morgen hatten sich zwei weitere Geschädigte aus der Nachbarschaft gemeldet, die Ersatz für die zerstörten Reifen brauchten. Das vermeintliche Zusatzgeschäft ist für die Firma keins: "Wir haben gar keine Kapazitäten frei, schließlich ist ohnehin gerade Hochsaison im Reifengeschäft", erklärt Wißdorf. Einziger Trost: "Wenigstens hatte niemand für heute ein Wohnmobil gebucht, der jetzt deshalb seine Reise verschieben müsste."

Anne Wißdorf auf dem Hof der Premio-Werkstatt zwischen Wohnmobil und Kunden-Mercedes - alles platt.

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Foto: Hans-Jürgen Bauer

Für Sharif El Samara ging es nicht um eine Reise, sondern um einen Behördentermin. In der Nacht war er gegen 1 Uhr von der Spätschicht gekommen, hatte seinen Mercedes Kombi an der Oberbilker Allee geparkt. Er wohnt gegenüber, hat in der Nacht nichts Verdächtiges gehört. Als er um 8. 30 Uhr wieder ins Auto stieg, klopfte ein Nachbar an die Scheibe und wies auf den platten Hinterreifen hin. "Das war ein Messer", sagt El Samara, der elf Jahre in Jordanien bei der Kriminalpolizei gewesen ist und heute als Detektiv arbeitet. Und ihm ist noch etwas aufgefallen: "Es sind sehr viele Autos der Marke Mercedes betroffen." Denn auch das Kundenfahrzeug in der Werkstatt und der Wagen seines Nachbarn kommen aus Stuttgart, an der Schmiede- und der Markenstraße hatten ebenfalls mehrere betroffene Autos den typischen Stern. Niesczery kann das nicht bestätigen: "Insgesamt geht es querbeet durch alle Fahrzeugtypen. Ein politisches Motiv ist nicht zu erkennen."

Zeugen und weitere Geschädigte sollten sich beim Kriminalkommissariat 33 unter 0211 8700 melden.

(RP)
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