Düsseldorf Und dann waren es plötzlich zwei

Düsseldorf · Stephanie und Andreas Klotz mussten länger auf Nachwuchs warten. Um so größer war die Freude, dass sie Zwillinge bekamen.

 Stephanie und Andreas Klotz sitzen mit ihren Kindern Sebastian und Karina im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer.

Stephanie und Andreas Klotz sitzen mit ihren Kindern Sebastian und Karina im weihnachtlich geschmückten Wohnzimmer.

Foto: Andreas Endermann

Diesen einen besonderen Moment in ihrem Leben wird Stephanie Klotz niemals vergessen: "Ich sitze beim Frauenarzt, gucke auf das Bild vor mir und sehe zwei kreisförmige Gebilde mit jeweils einer Art Stupsnase an der Seite." Was das bedeutet, begreift die junge Frau sofort: Zwillinge. Ein Schockmoment? Einer jener Augenblicke, in denen zwischen Hören und Verstehen eine kleine Ewigkeit liegt? Nicht für die junge Frau. "Wir haben lange auf diese Kinder gewartet. Sie waren mehr als nur willkommen - auch im Doppelpack."

Jahrelang wünschen sich die heutige Kommunikationsmanagerin und ihr Mann Andreas ein Kind. Doch die Natur will es beiden nicht so einfach machen. "Wir brauchten medizinische Hilfe, haben uns schließlich auf ein In-vitro-Verfahren verständigt", erzählt die in den USA aufgewachsene Chilenin. Dass die Chance auf Mehrlinge bei diesen Verfahren steigt, war dem Ehepaar klar. "Mein Gedanke war: Vielleicht stellt uns Gott vor diese besondere Herausforderung, weil wir für Zwillinge ausgesucht wurden."

Sechs Jahre später tollen Sebastian und Karina durch das Wohnzimmer des Reihenhauses im neuen Reitzenstein-Viertel. Die Krippe ist aufgebaut. Warten aufs Christkind ist angesagt. "Ich wünsche mir einen Roboter", sagt Sebastian. "Und ich eine Kuschelkutsche", ergänzt seine Schwester. Ihr Bruder holt ein Kartenspiel mit Dinosaurier-Motiven aus der Schublade. Dann beginnen die beiden Geschwister zu spielen. "Das ist das Schöne an Zwillingen. Bei allen Unterschieden, mein Sohn findet Fußball toll, meine Tochter geht zum Ballett, haben beide eben auch viele gemeinsame Interessen", sagt Vater Andreas. Quengelnde Kinder bei langen Autofahrten kennen die beiden nicht. "Egal, wie lange die Fahrten auch sind, einen Bildschirm haben wir noch nie gebraucht. Unsere Zwillinge erfinden eigene Spiele und sind immer irgendwie beschäftigt."

Das Glück ist greifbar in diesem neu errichteten Reihenhaus. Küchen-, Ess- und Wohnbereich gehen ineinander über. An der Wand hängen Bilder aus der Zeit, als die beiden noch in die Kita Metro-Sternchen 3 gingen. Jetzt sind sie schon weiter. Es dauert ein wenig, aber den eigenen Namen zu schreiben, das kriegen die beiden i-Dötzchen prima hin. Man spürt, was das Quartett auszeichnet: ein Vertrauen auf das Gelingen des Lebens.

Ein Vertrauen, das allerdings auch nach Eintritt der Schwangerschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Zehn Wochen vor der Zeit erblicken die beiden Geschwister das Licht der Welt. "Ich hatte eine wunderbare Schwangerschaft, tolle Haut, seidiges Haar, fühlte mich einfach nur wohl. Und dann, bei 29 Wochen und ein paar Tagen platzte die Fruchtblase", erinnert sich Stephanie Klotz. Ihr einziger Gedanke: "Ich bin noch nicht so weit, ich bin einfach noch nicht so weit." Doch einen Tag später sind ihre Kinder auf der Welt: 1200 und 1300 Gramm leicht, aber beide kerngesund. Nach fünf Wochen darf das Quartett die Klinik verlassen. "In unseren Tragetüchern verschwanden die beiden Kleinen fast ganz", erinnert sich die heute 40-jährige Mutter. Dass Kinder im Doppelpack das Leben auf den Kopf stellen, leugnen die beiden Wahl-Düsseldorfer nicht. "Meine Idee, das alte Auto weiter zu fahren, war hinfällig. Es musste sofort eine Familienkutsche her", erinnert sich der promovierte Lebensmittelchemiker. Seine Arbeitszeit bei der Firma Qiagen, wo er im Bereich Molekularbiologie tätig ist, hat der 45-Jährige inzwischen auf 35 Stunden reduziert. Aus Sicht des Paares eine gute Arbeitsteilung. Morgens hat sie mehr Zeit, am Nachmittag holt er die Kinder aus der Kita ab, weil sie selten vor 19 Uhr zuhause ist. "Echt anstrengend" waren vor allem die ersten beiden Lebensjahre der Kinder. "Meist wechseln sich die beiden Ehepartner ab. Aber bei zwei Babys kann man das vergessen. Eines hat Hunger, das andere braucht Zuwendung, weil es nicht schlafen kann", sagt die Mutter, die bei der Stiftung des Textilunternehmens C&A arbeitet.

In Düsseldorf fühlt sich das Paar inzwischen zuhause. Anfang 2012 wechselten die beiden aus beruflichen Gründen von der österreichischen Hauptstadt an den Rhein. Hier fühlt sich die Familie willkommen, nicht nur, aber auch wegen der kostenfreien Kita. "Wien macht das genauso, ist aber in Österreich eine große Ausnahme. Wir waren deshalb positiv überrascht, dass uns das in Düsseldorf erhalten bleibt", sagt die international geprägte Mutter, die mit ihren Kindern spanisch spricht.

(jj)
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