Düsseldorf Auf dem Uni-Dach keimt Zukunft

Düsseldorf · Düsseldorfer Biologen wollen in einem internationalen Forschungsverbund einen ertragreichen Superreis züchten - als Mittel gegen den Hunger in der Welt. Jetzt sind sie ins Finale der Exzellenzinitiative gekommen.

 Peter Westhoff arbeitet als Professor am Institut für Entwicklungs- und Molekularbiologie.

Peter Westhoff arbeitet als Professor am Institut für Entwicklungs- und Molekularbiologie.

Foto: Andreas Endermann

Man sieht es ihnen nicht an, aber in diesen unscheinbaren Gewächsen steckt große Zukunft. Denn diese Asternart aus Mexiko gilt als Superpflanze, sie ist mit einem natürlichen Turbomotor ausgestattet, der ihr einen besonders effektiven Stoffwechsel ermöglicht. Wie macht sie das? Der Antwort sind Biologen der Düsseldorfer Uni in einem international vernetzten Forschungsverbund auf der Spur. Mit dem Ziel, diese Fähigkeiten auf Pflanzen zu übertragen, die für die Ernährung unverzichtbar sind. Letztlich geht es dabei um eine globale Menschheitsfrage: Wie lässt sich der Hunger in der Welt bekämpfen?

Auf dem Dach wirkt das Gebäude der Uni-Biologen eher wie eine Gärtnerei. In acht Gewächshäusern gedeihen dort unterschiedliche Pflanzen im Dienste der Wissenschaft, zum Beispiel Reis bei konstant 27 Grad warmer Luft. "Reis ist in vielen Teilen der Welt die wichtigste Pflanze für die Ernährung der Bevölkerung", erläutert Professor Peter Westhoff, Leiter des Instituts für Entwicklungs- und Molekularbiologie. Deshalb ist diese Pflanze für die Forschung so interessant. Denn die Weltbevölkerung wächst, die Ernteerträge aber stagnieren. "Im Jahr 2050 werden vermutlich zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, das bedeutet, dass sich die Weltbevölkerung innerhalb von 100 Jahren verdreifacht haben wird." Gleichzeitig seien Ackerflächen, Wasser und Nährstoffe limitiert. Eine Lösung des Problems sehen die Wissenschaftler darin, einen Weg zu finden, um die Erträge der Nutzpflanzen zu verdoppeln, mindestens. Aber wie?

Die Antwort führt auf die Nordseite der Gewächshäuser, dort gedeiht in kleinen Töpfen die Gänserauke. Sie gehört zu den Kohlgewächsen und gilt als Multitalent. Sie wächst schnell, ist genügsam, hat eine besonders hohe Produktivität: "eine energieeffiziente Pflanze". Die Wissenschaftler wollen den genetischen Code dieser Superpflanzen entschlüsseln und suchen in ihrem Erbgut nach Schaltern, die für die Aktivierung ganz bestimmter Gene verantwortlich sind. Mit dem Ziel, diese Gene dem Reis der Zukunft einzupflanzen. Dass dadurch wieder die Diskussion um die Gentechnik beflügelt wird, ist Peter Westhoff bewusst. "Ich kann es nicht mehr hören, Pflanzen zu züchten, ist doch grundsätzlich nichts anderes als Gentechnik." Inzwischen wird in den Düsseldorfer Laboren auch ein geeignetes Mittel für den Gentransport genutzt, "eine Art Trojanisches Pferd": eine bestimmte Bakterienart, die die natürliche Eigenschaft besitzt, sich an Pflanzengene anzuschmiegen.

Die Düsseldorfer Biologen kooperieren seit Jahren international und in einem starken Verbund mit der Uni Köln, dem Forschungsinstitut Jülich und dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung. 2012 zählte ihr Projekt "CEPLAS" zu den Siegern der Exzellenz-Initiative des Bundes und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bisher mit rund 30 Millionen Euro gefördert. Nun wollen die Wissenschaftler auf diesem Erfolg aufbauen und haben für die nächste Runde der Exzellenz-Initiative eine Verlängerung ihres großen Pflanzenforschungsprojekts beantragt. Gestern kam die Entscheidung: Die Düsseldorfer haben es in der Vorentscheidung eine Runde weiter geschafft. Unabhängig davon hat die Uni die Weichen für die Zukunft schon gestellt: Mit Zuschüssen von Bund und Land wurde mit dem Bau eines Forschungszentrums für synthetische Lebenswissenschaften begonnen. Peter Westhoff: "Wir machen auf jeden Fall weiter."

(RP)
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