Exzellenz-Wettbewerb 2012 Uni: Elitestatus mit Pflanzenprojekt?

Düsseldorf · Heute gibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft bekannt, ob die Heinrich-Heine-Universität im Exzellenz-Wettbewerb des Bundes zu den Siegern gehört. Die Uni hat sich mit einem Projekt zu energieeffizenten Pflanzen zur Bekämpfung des Welthungers beworben.

Es geht um die großen Fragen: Wie lässt sich der Hunger in der Welt bekämpfen? Wie kann es gelingen, Pflanzen zu züchten, die weniger Wasser brauchen und trotzdem mehr Erträge bringen? Antworten sucht ein Forschungsverband mit nahezu 300 Wissenschaftlern, den Biologen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf geknüpft haben.

Heute ist für sie und die Hochschule ein spannender Tag: Um 15 Uhr wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft bekannt geben, welche deutschen Hochschulen den Exzellenz-Wettbewerb 2012 gewonnen haben. Das Düsseldorfer Projekt könnte auch wegen seiner globalen Bedeutung gute Chancen haben.

Die Gänserauke ist ein unscheinbares Gewächs. Trotzdem beflügelt gerade diese Pflanze den Forscherdrang. Denn 2000 wurde ihr Genom entschlüsselt, dadurch avancierte die Gänserauke (oder Ackerschmalwand) zu einem der beliebtesten Studienobjekte auch der Düsseldorfer Biologen — zu einer Modellpflanze. "Wenn wir verstehen, wie sie funktioniert, können wir das auf andere Pflanzen ableiten", erläutert Andreas Weber, Leiter des Instituts für Biochemie der Pflanzen und gleichzeitig Sprecher des Forscherverbundes.

Wie auch der Raps gehört die Gänserauke zu den Kohlgewächsen. Einige von ihnen sind Superpflanzen, sie haben einen natürlichen Turbomotor und damit einen effektiveren Stoffwechsel. Diese Multitalente wachsen besser, haben eine höhere Produktivität, gleichzeitig brauchen sie weniger Wasser und Dünger. Warum manche Pflanzen über diese Fähigkeiten verfügen und andere nicht, das wollen die Wissenschaftler herausfinden. Also suchen sie im Erbgut der Gewächse nach Schaltern, die für die Aktivierung ganz bestimmter Gene verantwortlich sind. Mit dem Ziel, irgendwann anderen Pflanzen wie Reis oder Weizen diese Gene einzupflanzen.

Dass die Wissenschaft damit die Diskussion um die Gentechnik ankurbelt, ist Andreas Weber und seinen Kollegen bewusst. "Wir in Europa sollten diese Diskussion auch durchaus führen. Global aber können wir sie uns nicht leisten." Denn die Weltbevölkerung wächst, die Ernteerträge aber stagnieren.

Damit gilt als sicher, dass in Zukunft noch weit mehr Menschen hungern werden als bisher. Weber: "Heute hat jeder Mensch auf der Erde eine durchschnittliche Anbaufläche von 2100 Quadratmetern zur Verfügung, das ist so viel wie ein Viertel eines Fußballfeldes — nicht viel. Diese Fläche wird in den nächsten Jahrzehnten drastisch schrumpfen." Weil mehr Menschen auf der Erde leben, aber auch wegen zunehmender Erosion.

Die Biologen arbeiten in einem weltweiten Netzwerk. Für den Exzellenz-Antrag haben sie einen Verbund mit der Uni Köln, dem Forschungszentrum Jülich und dem Max-Planck-Institut Köln mit über 50 Forschungsgruppen gegründet.

Drei Jahre hat die Heinrich-Heine-Universität diesen Antrag intensiv vorbereitet, insgesamt zehn Millionen Euro in neue Forschungsprojekte gesteckt. Sollte die Düsseldorfer Uni heute zu den Auserwählten gehören, will sie ein neues Forschungszentrum für rund 20 Millionen Euro bauen, allerdings wartet sie noch auf die Zuschüsse des Landes.

Und was passiert, wenn die Düsseldorfer Uni heute nicht gewinnt? Andreas Weber sagt: "Wir machen auf jeden Fall weiter. Nur müssen wir dann sehen, woher wir das Geld bekommen."

(RP/ila/jco)
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