Düsseldorf Uni-Klinik stärkt Diagnose für Frühchen

Düsseldorf · Die sogenannte Frühgeborenen-Retinopathie kann bei Neugeborenen bis zur Erblindung führen. Um die Krankheit früh genug erkennen zu können, kann die Uniklinik jetzt auf ein neues Diagnosegerät zurückgreifen.

 Thomas Höhn, Ertan Mayatepek und Rainer Guthoff (v.l.) benutzen in der Kinderklinik das neu angeschaffte Gerät für eine Untersuchung.

Thomas Höhn, Ertan Mayatepek und Rainer Guthoff (v.l.) benutzen in der Kinderklinik das neu angeschaffte Gerät für eine Untersuchung.

Foto: Schaller,Bernd

Kommt ein Frühchen zur Welt, kümmern sich die Ärzte zunächst um dessen lebenswichtige Organe. Die Atmung muss stabilisiert, die Gefahr innerer Blutungen gebannt werden. Doch nach spätestens sechs Wochen richtet sich die Aufmerksamkeit wegen einer drohenden Frühgeborenen-Retinopathie auf die Augen des Säuglings. "Es handelt sich dabei um eine Gefäßerkrankung der Netzhaut, verursacht durch eine Reifestörung", erläutert Thomas Höhn von der Abteilung für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin an der Heinrich-Heine-Universität. "Sie kann bei einem Frühchen in den ersten Wochen und Monaten zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Bis hin zur Erblindung, falls es zu einer Netzhaut-Ablösung kommt."

Wird die Retinopathie rechtzeitig erkannt, lässt sich bei zügigem Handeln mit gutem Erfolg gegensteuern. Bei den kleinen Risikopatienten setzen die Mediziner sofort ein interdisziplinäres Screeningsystem ein. Seit Mai 2014 verfügt die Uniklinik Düsseldorf zur Untersuchung des Augenhintergrunds über ein hochmodernes Diagnosegerät, das speziell für Früh- und Neugeborene entwickelt wurde. Aus Klinikmitteln waren die Kosten von rund 100 000 Euro nicht zu bewältigen. Mit knapp 19 000 Euro beteiligte sich die Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Dazu konnten weitere Sponsoren, darunter der Augenverein Düsseldorf, gewonnen werden.

"Als Uniklinik haben wir die Aufgabe, immer einen Schritt weiter zu sein", sagt Ertan Mayatepek, Direktor der Kinderklinik. "Dieses Gerät ermöglicht einen enormen Fortschritt in der Diagnostik, es erbringt wesentlich detailliertere Ergebnisse als bei der bisherigen konventionellen Methode. Das digitale Weitwinkelkamerasystem liefert exakte und objektive Befunde, und die Aufnahmen können sofort ausgewertet werden." Vor allem aber profitieren die Kinder: "Sie werden weniger belastet, weil ihnen dieses Gerät viele weitere Untersuchungen erspart", ergänzt der Arzt. "Außerdem können wir den Eltern durch die konkrete bildliche Darstellung verständlichere Informationen geben und unsere Vorgehensweise besser erklären." Weil der Zustand der Augen von Anbeginn fotografisch dokumentiert wird, vereinfachen sich in kritischen Fällen spätere Abgleichungen. Hier arbeiten Augenklinik und Kinderklinik engmaschig zusammen.

Zwei Therapien unterbinden die drohende Netzhaut-Ablösung bei Frühgeborenen: eine Laser-Behandlung oder die Injektion von Medikamenten ins Auge. "Damit haben wir Chancen auf ein gutes Ende", sagt Rainer Guthoff, Spezialist für Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen an der Düsseldorfer Augenklinik. Ein solches Gerät findet sich im weiten Umkreis kein zweites Mal, entsprechend groß ist das Einzugsgebiet der kleinen Patienten.

"Von einer frühzeitigen wirksamen Therapie hängt der Verlauf eines ganzen Menschenlebens ab", gibt der Direktor der Kinderklinik, Ertan Mayatepek, zu bedenken. "Prävention kostet Geld, aber es ist vernünftig investiertes Geld. Wir bauen hier auch ein wissenschaftlich begleitetes Nachsorgesystem auf. Damit wir wissen, wie es später mit den Kindern weitergeht."

(RP)
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