Düsseldorf Unsere Lehrerin Frau Wilfert

Düsseldorf · Die kommissarische Schulleiterin des Gymnasiums Gerresheim gehört zu den besten Pädagogen Deutschlands. Ihre eigenen Schüler haben sie in Berlin vorgeschlagen.

 Svenja Klotz (links) und Lukas Mastaler sind zwei ehemalige Schüler des Gymnasiums Gerresheim. Sie haben Cornelia Wilfert als beste Lehrerin vorgeschlagen.

Svenja Klotz (links) und Lukas Mastaler sind zwei ehemalige Schüler des Gymnasiums Gerresheim. Sie haben Cornelia Wilfert als beste Lehrerin vorgeschlagen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wenn Abiturienten mit einem Blumenstrauß zu ihrem Gymnasium kommen, um ihre ehemalige Lehrerin zu besuchen, hat man als Pädagogin wohl mehr richtig als falsch gemacht. Im Fall von Cornelia Wilfert, Schulleiterin des Gymnasiums Gerresheim, wurde die Güte ihrer Leistung nun auch in Form einer besonderen Auszeichnung gewürdigt. Denn sie gehört zu den besten Lehrern in Deutschland, die in Berlin mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet wurden. "Ich war total überrascht und habe mich sehr darüber gefreut", sagt sie.

Den Brief aus Berlin hatte Wilfert zunächst drei Tage liegengelassen. Schließlich hat sie als Schulleiterin viel zu tun. "Ich wusste zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht, dass meine Schüler mich vorgeschlagen hatten", sagt die Lehrerin, die Biologie, Erdkunde und Praktische Naturwissenschaften unterrichtet. Bei letzterem Fach, das in der fünften bis siebten Klasse als Schwerpunkt angeboten wird, vermutet sie auch den Grund ihrer Auszeichnung. "Als das Fach eingeführt wurde, habe ich es als eine der Ersten unterrichtet. Ich hatte von Beginn an die Idee, Naturphänomene in ihrer Gesamtheit zu betrachten und praktisch darzustellen. Das macht auch mir als Lehrerin sehr viel Spaß", sagt sie.

Und der Funke sprang auf die Schüler über, wie Lukas Mastaler und Svenja Klotz bestätigen. Die beiden haben 2015 ihr Abitur gemacht und Cornelia Wilfert zusammen mit vielen weiteren Klassenkameraden nominiert. "Der Unterricht war immer sehr interessant. Wir konnten viel praktisch arbeiten, waren oft draußen", sagt Lukas Mastaler. So seien sie zum Schnorcheln an den Unterbacher See gefahren und hätten viel mikroskopiert. "Das hat schon sehr viel Spaß gemacht und war auch der Grund, dass ich schließlich den Leistungskurs in Biologie gemacht habe", erzählt der nun 20-jährige Student.

Durch ihren Posten als Schulleiterin, den sie aktuell kommissarisch ausführt, hat Wilfert allerdings zuletzt immer weniger unterrichtet. "Ich freue mich aber, dass ich in diesem Jahr wieder mehr Stunden im Klassenraum verbringen kann", sagt sie. Unter anderem betreut sie wieder eine Klasse in Praktischer Naturwissenschaft.

Seit rund einem Jahr leitet sie das Gymnasium nun schon. Die Stelle des Schulleiters ist seitdem ausgeschrieben und vakant. Sie selbst wolle den Leitungsposten nicht dauerhaft übernehmen, sagt sie. Es brauche Kontinuität und einen jüngeren Kollegen, sagt die 62-Jährige, die in wenigen Jahren in den Ruhestand geht. Dass es so lange braucht, bis der Posten neu besetzt ist, kann sie verstehen. "Man muss den Spagat zwischen Schulalltag und Verwaltungsaufgaben hinbekommen. Das Spektrum ist sehr vielfältig, macht aber auch Spaß", sagt Wilfert.

In ihrer Zeit als Lehrerin hat sie viele Schulreformen und Eingriffe in den Lehrplan mitgemacht. Auch die Umstellung auf das Abitur nach zwölf statt 13 Jahren, das sogenannte G-8-Abi gehörte dazu. Sie selbst steht der Reform zwiegespalten gegenüber. "Ich denke, man kann das in der verkürzten Zeit schaffen, aber man sollte die Unterrichtsinhalte anpassen. Im Curriculum werden Dinge mitgeschleppt, die nicht mehr sein müssen", sagt sie.

Cornelia Wilferts Abitur-Jahrgang von 2015 ist aber trotz dieser Umstellung gut durchgekommen. Vermutlich jedoch auch dank des Engagements ihrer passionierten Lehrerin.

(RP)
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