Marcel Abel Unternehmen stellen Wohnungen für Berufseinsteiger

Düsseldorf · Der Immobilienexperte von JLL spricht vor der Messe Expo Real über Trends beim Wohnungsbau, die Zukunft des Stadttors nach dem Auszug der Landesregierung und die Attraktivität der Innenstadt.

 Marcel Abel, geschäftsführender Direktor bei JLL in Düsseldorf, rechnet mit großem Interesse an der Stadt bei der Messe Expo Real.

Marcel Abel, geschäftsführender Direktor bei JLL in Düsseldorf, rechnet mit großem Interesse an der Stadt bei der Messe Expo Real.

Foto: Endermann Andreas

In dieser Woche präsentiert sich die Stadt auf der Immobilienmesse Expo Real in München. Oberbürgermeister Thomas Geisel erläutert am Donnerstag in einer Präsentation vor möglichen Investoren und anderen Branchenvertretern die spannendsten neuen Projekte. Immobilienexperte Marcel Abel von JLL wird ebenfalls vor Ort sein. Im Interview erklärt er, warum der Trend zu Wohngemeinschaften für junge Arbeitnehmer geht und wie groß der Bedarf an neuen Büros ist.

Herr Abel, wie groß wird wohl dieses Jahr das Interesse am Stand der Stadt Düsseldorf sein?

Marcel Abel Ich glaube, wir werden bei der Präsentation des Oberbürgermeisters viele Entwickler und potenzielle Investoren sehen, die Interesse an der Stadt haben. Zwar sind Berlin, Frankfurt und München international deutlich bekannter. Die drei Städte sind als eigene Marke weltweit populär. Aber der Düsseldorfer Markt ist für mögliche Investoren sehr transparent. Es ist eine wachsende Stadt und dabei zieht, dass es ein Top-Markt im investitionssicheren Deutschland ist. Sie hat durch den Flughafen auch eine wichtige Hub-Funktion.

Abhängig davon, dass genug Langstrecken am Flughafen bleiben.

Abel Klar, das ist ein zentrales Argument für Düsseldorf. Wir haben viele chinesische und japanische Unternehmen hier und entsprechend viele Geschäftsansiedlungen aus diesen Ländern. Natürlich brauchen wir hier die entsprechenden Interkontinental-Verbindungen - die sind für die Geschäftsreisenden ein gutes Argument, weil die Stadt bequem und schnell zu erreichen ist. Man muss auch allgemein sagen, dass die Infrastruktur Düsseldorf beflügelt - das galt für die bisherigen Infrastrukturmaßnahmen und gilt auch für die hervorragende Autobahn-Anbindung und die neue U-Bahn-Linie in der Stadt.

Wenn die Investoren also nach Düsseldorf wollen - gibt es überhaupt noch Bedarf an Großprojekten?

Abel Der Bedarf ist sogar riesig. Wenn man sich die Gesuche der Unternehmen auf dem Büromarkt ansieht, dann brauchen wir zwischen 2020 und 2022 im Grunde noch fünf neue Dreischeibenhäuser - also etwa 150.000 bis 170.000 Quadratmeter Büros. Wir brauchen Büro-Hochhäuser vielleicht sogar noch mehr als Wohnhochhäuser. Der Motor für den Büroflächenbedarf ist häufig Konsolidierung: Die Firmen wollen künftig auf weniger Fläche ziehen, aber sie benötigen zwingend moderne Zuschnitte. Bei Neubauten geht es vor allem darum, den neuen Arbeitswelten gerecht zu werden.

Und wo können solche Projekte entstehen?

Abel Spannend wird es sicher beim alten FH-Gelände, das für Wohnen und Büros genutzt werden soll. Da können mehr als 100.000 Quadratmeter entstehen. Das ehemalige Nirosta-Gelände an der Hildener Straße ist riesig, dort läuft das Werkstattverfahren. Und auch das Gerresheimer Gelände bietet für Wohnnutzung spannende Perspektiven.

Was geschieht dann mit den alten Büroflächen, die nicht mehr zeitgemäß sind? Droht Leerstand?

Abel Es kommt immer häufiger vor, dass ehemalige Büros umgebaut und dann anders genutzt werden. In der Stadt gibt es ja schon viele Beispiele für eine neue Nutzung als Wohnquartier wie im Living Circle an der Grafenberger Allee oder als Hotel. Im Moment gibt es zudem einen großen Trend, den wir Young Professional Living nennen.

Also Wohnen für junge Leute?

Abel Es geht dabei beispielsweise darum, dass viele Berufseinsteiger aber auch Auszubildende gerne in Düsseldorf leben und arbeiten würden, sich hier aber selten überhaupt eine Wohnung leisten können. Viele Unternehmen stellen nun sogar Wohnungen für Berufseinsteiger zur Verfügung - oftmals als Wohngemeinschaft mit gemeinsam genutzten Sozialräumen. Viele junge Menschen um die 25 wollen gerne so leben.

Wo in Düsseldorf ist so etwas geplant?

Abel Einige Entwickler prüfen solche Projekte im Gebiet des früheren Kaufhofs, wo aktuell der neue Zurheide-Markt entsteht. Da gibt es einige Gebäude, die für eine solche Nutzung in Frage kommen.

Vieldiskutiert ist gerade auch die Zukunft des Stadttors. Will dort nach dem Auszug der Staatskanzlei noch jemand rein?

Abel Natürlich, das Gebäude ist nach wie vor ein wichtiges Wahrzeichen der Stadt und eine spannende Immobilie. In die Räume, die Boston Consulting dort freigemacht hat, wird bald ein neuer Mieter einziehen. Und wenn in vielen Jahren die Landesregierung dort auszieht, wird vielleicht nochmal ein wenig modernisiert und erneuert - aber das Gebäude wird kein Leerstandsproblem bekommen.

Auch für zentral genutzte Gebäude wie das Justizministerium am Martin-Luther-Platz werden viele Ideen diskutiert...

Abel Ja, wenn das Ministerium tatsächlich in ein Regierungsviertel zieht, ließe sich in dem Haus mit dieser tollen Lage vieles machen. Man müsste es unbedingt offener gestalten als jetzt, soweit es der Denkmalschutz zulässt. Einkaufen bedeutet heute ja auch Erlebnis und Gastronomie - an diese zentrale Stelle gehört ein überarbeitetes Haus mit Aufenthaltsqualität. Es wird dann eine Scharnierfunktion von der Berliner Allee zur Königsallee und Kö-Galerie haben.

Eigentlich gilt die Alte Kämmerei am Rathaus ja auch als Filetstück - aber irgendwie will sie keiner. Liegt das auch am Denkmalschutz?

Abel Es ist eine tolle Lage, die noch mehr aufgeladen werden könnte. Aber es stimmt natürlich: Man kann dort viele Dinge nicht machen. Man müsste mit dem Denkmalamt die Richtung noch einmal besprechen, geschützte Paneele oder der Wandputz wird die breite Bürgerschaft bei einer Neuvermietung eh nie wieder zu Gesicht bekommen. Muss das Denkmal mit allen Problemen erhalten werden oder kann man da das eine oder andere möglich machen? Im Andreas-Quartier hat man ja gesehen, dass das schon viele Probleme machen kann - aber es ist am Ende alles sehr gut geworden. Hier hat aber auch der Markt mitgespielt.

Ist denn auch die Düsseldorfer Innenstadt gut für die Zukunft aufgestellt?

Abel Ich denke, der Handels-Mix in Düsseldorf ist nach wie vor interessant, und die Durststrecke an der Schadowstraße wird auch irgendwann ein Ende haben. Neue Mieter wie Tesla oder Sunseeker sind so interessante Magneten, dass man dafür auch aus dem Umland nach Düsseldorf kommt. Das Gleiche gilt für die vielen Designer-Läden.

Aber viele internationale Ketten beteiligen sich ja nicht mal mehr an der Weihnachtsbeleuchtung...

Abel Natürlich ist es bei einem Filialisierungsgrad von knapp 80 Prozent schwerer, Händler auch für die Gestaltung lokaler Ereignisse ins Boot zu bekommen. Aber vielleicht muss man da auch die Herangehensweise ändern, wie wir sie seit Jahren kennen. Zum Beispiel, indem sich die Vermieter, also die Hauseigentümer, zusammentun, denn ihr Interesse ist eine stets gute Vermietbarkeit und attraktives Umfeld, das die Filialisten benötigen.

(RP)
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