Düsseldorf US-Diplomat mit deutschen Wurzeln und Faible für Kunst

Düsseldorf · Michael R. Keller ist seit Ende August neuer Generalkonsul der USA in Düsseldorf.

 Der neue US-Generalkonsul in Düsseldorf Michael R. Keller - auf dem Foto im Hintergrund lächelt sein Chef, US-Außenminister John F. Kerry.

Der neue US-Generalkonsul in Düsseldorf Michael R. Keller - auf dem Foto im Hintergrund lächelt sein Chef, US-Außenminister John F. Kerry.

Foto: Andreas Bretz

Seine letzte Station war ein gefährliches Pflaster. Nicht wegen der Sicherheit, sondern wegen der Leidenschaft von Michael R. Keller: Flohmärkte, Schwerpunkt Kunst. Und da gibt es in Paris ein großes Angebot - was zu Platzproblemen führen kann. "Meine Frau meinte schon, wir müssten in ein größeres Haus ziehen", sagt Keller und lacht. In Düsseldorf, seiner neuen Station als amerikanischer Generalkonsul, ist die Versuchung ebenso groß: In der Landeshauptstadt, der Region, in Belgien und Holland gibt es viele Flohmärkte. Die deutschen Expressionisten, besonders August Macke, haben es Keller angetan. Einiges an Drucken und Plakaten ist da schon zusammengekommen.

"Zum Glück habe ich dafür nicht viel Zeit", sagt der 51-Jährige. Seine "Herzensangelegenheit", wie er es nennt, ist nämlich die Vertiefung der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Das hat natürlich diplomatische Gründe, denn es gilt, Bedenken gegen TTIP, das geplante Freihandelsabkommen zwischen USA und Europa, abzubauen und nach der NSA-Affäre um Abhöraktionen wieder Vertrauen aufzubauen.

Keller hat aber auch einen ganz persönlichen Antrieb: Er hat deutsche Wurzeln. Seine Vorfahren stammten aus Frankfurt am Main, wanderten 1890 nach Amerika aus, seine Großmutter war Deutsche und hatte bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs noch Kontakt in die hessische Metropole. "Ich besitze sogar das Heft mit Abschiedsgrüßen, das Mitschüler meinem Urgroßvater geschenkt hatten." Anfang der 1980er Jahre war Keller Austauschschüler in München. Das war für den Jungen, der zwar in New York geboren wurde, aber in einer kleinen Ortschaft in Virginia aufgewachsen war, das Tor zur Welt." Deshalb bin ich Diplomat geworden", sagt er. Seine Münchner Gastmutter besucht er regelmäßig, erst vergangenen Dezember war Keller sie mit seinen beiden Söhnen, 13 und 15 Jahre alt, dort. Die Jungs werden in Düsseldorf eine deutsche Schule besuchen, die 18-jährige Tochter, sie ist am rheinisch bedeutsamen Elftenelften geboren, besucht einen Deutschkurs.

Ihr Vater braucht das jedenfalls nicht: Keller spricht perfekt deutsch, hat neben Politologie und Wirtschaft auch Germanistik studiert, in den USA - und als Austauschstudent in Münster. In einem Ringheft notiert er Begriffe, die er in der Zeitung liest und noch nicht kennt: "unentgeltlich" oder "sacken lassen". Keller spricht aber auch spanisch, französisch - und kambodschanisch. Kostprobe? "Cum riap suo oder suousey dey", das heiße "Guten Tag". Die Sprache des Landes zu lernen, in dem er als Diplomat stationiert ist, ist für ihn Zeichen des Respekts und deshalb eine Selbstverständlichkeit. Als Amerikaner, der kambodschanisch sprach, überraschte Keller und sammelte viele Sympathiepunkte in dem Land, das während des Vietnamkriegs von den USA bombardiert worden war.

Dass er jetzt in Düsseldorf stationiert ist, bezeichnet Keller als "Traum". Es hatte viele Interessenten für die Stelle gegeben. Als Ziel hat er sich für seine drei Jahre auch eine Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen gesetzt: Immerhin haben 1700 US-Unternehmen ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen, im Düsseldorfer US-Konsulat gibt es die größte Handelsabteilung Deutschlands. Ebenso wichtig ist Keller, den Austausch deutscher und amerikanischer Jugendlicher zu fördern. Und selbstverständlich will er sich dafür starkmachen, dass eine Städtepartnerschaft mit den USA zustande kommt. Boston, wo Oberbürgermeister Thomas Geisel gerade auf Dienstreise war, sei dafür gut vorstellbar.

In Düsseldorf ist er mit seiner Familie und der chilenischen Mischlings-Hündin Maggie (nicht nach Thatcher benannt) erst seit August, hat aber schon viele Eindrücke gesammelt: Tonhalle, Rheinufer, Medienhafen, Altstadt, Altbiersorten. Bekanntschaft mit einer anderen Düsseldorfer Spezialität hat Keller gleich am ersten Tag gemacht: "Das GPS im Mietwagen wollte mich immer in eine Baustelle leiten, ich bin aber gut wieder rausgekommen." Ansonsten hätte er sich auch bei seinem Namensvetter im Rathaus, Verkehrsdezernent Stephan Keller, beschweren können. Auf Karneval freut Keller sich auch schon - und hat eine diplomatische Kostüm-Idee: "Ich gehe als Altbier und meine Frau Sonja als Kölsch."

(dr)
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