Düsseldorf Vallourec setzt auf Aufschwung in USA

Düsseldorf · Der neue Chef des Stahlrohrherstellers Vallourec, Ulrich Menne, restrukturiert das Unternehmen weiter. Stellen werden abgebaut, die Ausbildung soll von Mülheim nach Rath verlegt werden. Jetzt wächst wieder der US-Markt für Öl-Rohre.

 Ulrich Menne ist seit März Deutschland-Chef des Stahlrohrherstellers Vallourec, der in Mülheim und Düsseldorf 3000 Menschen beschäftigt.

Ulrich Menne ist seit März Deutschland-Chef des Stahlrohrherstellers Vallourec, der in Mülheim und Düsseldorf 3000 Menschen beschäftigt.

Foto: Andreas Bretz

Der Düsseldorfer Stahlrohrhersteller Vallourec (früher Mannesmann) ist auf dem Weg, sich gesund zu schrumpfen. Jetzt wurden die Zahlen für das dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres bekanntgegeben. Der Umsatz sank in den vergangenen drei Monaten um gut ein Fünftel auf knapp 700 Millionen Euro. Operativ hat Vallourec weltweit in den zurückliegenden neun Monaten Verluste von 156 Millionen Euro eingefahren, nach einer schwarzen Null im Vorjahreszeitraum.

"Die ganze Branche leidet zurzeit unter massiven Überkapazitäten im Stahlrohrbereich weltweit", sagt Ulrich Menne, Deutschlandchef von Vallourec. Um dem entgegenzutreten, will das Unternehmen seine Kapazitäten weiter der gesunkenen Nachfrage anpassen. Die Zahl der Mitarbeiter werde kontinuierlich gesenkt. "Wir schaffen das allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen, den größten Teil des Stellenabbaus können wir über altersbedingtes Ausscheiden oder Altersteilzeitregelungen bewerkstelligen", sagt Menne. Bislang wurde die Zahl der Mitarbeiter in den drei deutschen Werken Reisholz, Rath und Mülheim von 4000 auf etwa 3300 gesenkt. Langfristiges Ziel ist eine Mitarbeiterzahl von knapp unter 3000 an allen deutschen Standorten. Weniger Stellen bedeuten zurzeit auch weniger Auszubildende. "Haben wir in guten Zeiten rund 70 bis 80 Auszubildende beschäftigt, so sind es wegen des geringeren Arbeitskräftebedarfs in unserem Hause zurzeit nur etwa 45 bis 50", sagt Menne. Auf eigene Ausbildung zu verzichten, werde aber keinesfalls in Erwägung gezogen, sagt der Vallourec-Deutschlandchef.

Allerdings wird die Ausbildung grundlegend verändert. "Wir planen die Ausbildungswerkstatt bis zum Jahr 2019 von Mülheim an der Ruhr nach Düsseldorf, ins Werk nach Rath zu holen", sagt Menne. Davon betroffen wären rund 200 Auszubildende und rund 20 Ausbildungsmeister sowie sechs Verwaltungsmitarbeiter. Doch genaue Zahlen stehen noch nicht fest. "Wir führen derzeit intensive Gespräche mit unseren Betriebsräten", sagt Menne. Vallourec bildet vor allem Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker, Konstruktionsmechaniker aus. In Mülheim gilt das Unternehmen heute als einer der größten Ausbildungsbetriebe.

Während die gesamte Stahlbranche seit Jahren unter niedrigen Preisen und Überkapazitäten leidet, sieht Menne inzwischen in bestimmten Teilmärkten Licht am Ende des Tunnels. "Im Verlauf dieses Quartals konnten wir zum ersten Mal seit 2014 in den Vereinigten Staaten gewisse Verbesserungen verzeichnen bezüglich der Bohranlagen und der Nachfrage nach Ölfeldrohrerzeugnissen", sagt Menne. Die Zahl aktiver Bohrtürme in den USA gilt als gutes Konjunkturbarometer für die Branche. Und deren Zahl sei binnen eines Jahres von unter 400 auf jetzt 568 gestiegen.

Am Standort im Düsseldorfer Stadtteil Rath wird unterdessen weiter investiert. Nach Weihnachten beginnen die Bauarbeiten der neuen Schrägwalze für die so genannte Pilgerstraße. Auf dieser Produktionslinie werden die auf 1300 Grad erwärmten Rohre mit einem speziellen Walzverfahren zu langen, qualitativ hochwertigen Rohren geformt.

(tb.)
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