Düsseldorf Vandalismus in der Ulmer Höh'

Düsseldorf · Brandstiftung, Einbrüche, Diebstahl: Dem ehemaligen Gefängnis an der Düsseldorfer Ulmenstraße droht das gleiche Schicksal wie der Papierfabrik im Hafen. Seit 2012 steht das landeseigene Gebäude leer.

Düsseldorf: So sieht es im ehemaligen Gefängnis Ulmer Höh' aus
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Vandalismus: So sieht es in der Ulmer Höh' aus

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Foto: Bert Beckers Photography

Mehr als 100 Jahre war sie in der Unterwelt als Ulmer Höh' bekannt. Und auch nach vier Jahren Leerstand tummeln sich nicht nur gesetzestreue Bürger in der alten Haftanstalt, die ihr sogar einen neuen Namen gaben. "Prison H19" ist die Top-Location für internationale Großstadtabenteurer.

"Fast jedes Wochenende ist da Party", berichten genervte Anwohner, und oft sehen sie auch Menschen über die Dächer klettern. Das hätte früher einen Großeinsatz schwer bewaffneter Polizisten bedeutet, doch seit die Gefangenen 2012 an die Oberhausener Straße gezogen sind, gefährden die Kletterer vor allem sich selbst.

Nachbarn berichten von Klautrupps

Für die Graffiti-Sprayer, denen die Wände des alten Gefängnisses als Leinwände dienen, und für die Fotografen, die sich auf "Lost Places", die verlassenen Gebäude in aller Welt spezialisiert haben, hat Horst Wackerbarth noch ein bisschen Verständnis. Er ist schließlich selbst ein Künstler. Als Anwohner und Interessent, der in der alten Gefängniskirche ein Wohnprojekt plant, hat er aber keins für jene, die nur ihre Zerstörungswut ausleben. Und die werden immer mehr. Im Sommer hat Wackerbarth noch schön bemalte Zellengänge und in der Kapelle die alte Orgel gesehen.

Inzwischen belegen Fotos auf den einschlägigen Internetseiten, dass die Orgel von der Empore gestürzt wurde, die Gänge mit Müll bedeckt sind. Nachbarn berichten von Klautrupps, die alle möglichen noch brauchbaren Materialien herausgeschleppt hätten. "Wir sind über die zunehmende Verwüstung auch immer wieder erschüttert", sagt Nicole Zander vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes, dem das Areal gehört. Alle Sicherungsmaßnahmen seien vergebens. Schlösser würden aufgebrochen, ganze Bauteile demontiert, und Verbotsschilder blieben ohnehin wirkungslos. "Wir erstatten in jedem Fall Strafanzeige. Auch das bloße Betreten des Gebäudes ist Hausfriedensbruch", sagt Zander. Eines der Probleme dürfte - wie bei der alten Papierfabrik an der Fringsstraße - sein, dass den sogenannten "Urban Explorers" häufig die Party-Randalierer folgen. So riet einer der ersten heimlichen "Stadt-Entdecker" seiner Internet-Gemeinde: "Wenn ihr das sehen wollt, geht schnell, denn bald wird es zerstört sein." An der Fringsstraße haben so Vandalismus und rund 50 vorsätzlich gelegte Feuer die Bausubstanz endgültig ruiniert, eine Sanierung kommt nicht mehr in Frage.

Mehrere Brände in der Ulmer Höh

Auch in der Ulmer Höh' hat die Feuerwehr schon zwei Brände löschen müssen, im November einen abgestürzten Mann gerettet. Im ersten Jahr nach dem JVA-Umzug hatte der Liegenschaftsbetrieb das Gebäude noch für Film- und Fotoaufnahmen geöffnet. Eine RTL-Serie wurde gedreht, zur Fashion-Week gab's ein großes Modeevent. Das ist vorbei, sagt Zander. "Das ist im jetzigen Zustand viel zu gefährlich."

An der Fringsstraße im Hafen war Anfang der Woche ein 15-jähriger Sprayer zehn Meter tief abgestürzt, als er sein Werk filmte. Er wurde schwer verletzt, behält womöglich bleibende Schäden. Bevor es in der JVA so weit kommt, hofft Wackerbarth darauf, dass der BLB das Gebäude endlich zum Verkauf anbietet. "Ich würde für die Kapelle sofort ein Gebot abgeben - aber das geht erst, wenn das Gelände auf dem Markt ist."

(RP)
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