Kolumne Rund ums Rathaus Verwirrspiel um die Theater-Sanierung

Meinung | Düsseldorf · Die Podiumsdiskussion zur Zukunft des Schauspielhauses hinterließ viele offene Fragen. Am besten wäre es wohl, man bezifferte erst alle Kosten bis hin zur Umgestaltung des Foyers - und fällte eine Gesamtentscheidung.

 Schönes neues Düsseldorf nach den Vorstellungen von Christoph Ingenhoven: Sonnen auf dem Dreieckspavillon, das Schauspielhaus mit gläsernem Foyer zum Platz, rechts das neue Shoppingzentrum

Schönes neues Düsseldorf nach den Vorstellungen von Christoph Ingenhoven: Sonnen auf dem Dreieckspavillon, das Schauspielhaus mit gläsernem Foyer zum Platz, rechts das neue Shoppingzentrum

Foto: Cadman

"Obwohl ich am Theater bin, neige ich zum Systematischen."

Wilfried Schulz, Generalintendant des Düsseldorfer Schauspielhauses

 Blick in die Gegenrichtung zum Gastro-Pavillon mit dem aufsteigenden begrünten Dach, aber diesmal mit dem Erhalt des Kassenbereichs.

Blick in die Gegenrichtung zum Gastro-Pavillon mit dem aufsteigenden begrünten Dach, aber diesmal mit dem Erhalt des Kassenbereichs.

Foto: Centrum/Cadman

So viel Chaos war selten beim Thema Schauspielhaus. Da hatten sich Stadt und Land vor der Podiumsdiskussion am Samstag zur Zukunft des Theaters abgestimmt, um ein klares Signal an die Düsseldorfer zu geben, das aber gelang dann nur zehn Minuten. Es war vor allem der Oberbürgermeister, der für Verwirrung sorgte, und auch Architekt Christoph Ingenhoven verursachte beim Thema Kosten im Central neue Unsicherheit.

Unsicherheit: Dieses Stichwort gehört in Großbuchstaben aufs Etikett des Verwirrspiels ums Theater. Deswegen gleich das Resümee: Statt sich von Entscheidung zu Entscheidung vorzurobben, sollte der Stadtrat eine komplette Bestandsaufnahme und seriöse Kostenkalkulation erhalten und dann einen einzigen Beschluss fassen.

Danach sieht es derzeit nicht aus. Technische Arbeiten (statt 11 nun 21 Millionen Euro) sowie die Sanierung von Fassade und Dach (um die 15 Millionen Euro) könnten, so wie es aussieht, morgen im Rat abgenickt werden. Auf der langen Bank droht jedoch eine Liste von Maßnahmen zu landen, die das Theater erst schön machen: das Verschwinden des Kassenhäuschens, die Einrichtung eines durchgehenden gläsernen Erdgeschosses mit modernisiertem Foyer, die Reparatur des Aufzugs aus der Tiefgarage, ein neuer Bodenbelag zum Hofgarten etc.. Solches Verschieben macht die Politik gerne, es ist aber gänzlich unseriös. Alle Maßnahmen und die Kosten gehören jetzt auf den Tisch.

Intendant Wilfried Schulz' Rolle ist eindeutig, er darf fordern, lebt aber mit dem Risiko, als der Betrogene zu enden (wie Wolfgang Gettmann, dem man beim Antritt als Direktor einen neuen Aquazoo versprach, diesen aber nie baute). Er ist der Gelackmeierte, der für Jahre nicht erhält, was man ihm versprochen hat: ein fertiges Theater.

Im Pingpong mit Ingenhoven und unter dem Jubel seines Publikums entwirft Schulz im Stück von der Wiedergeburt des Düsseldorfer Theaters das große Bild des Bühnenhintergrunds. Darauf zu sehen: die Stadt als Kommerzzone, im Herzen das schmucke sanierte Schauspielhaus. "Im Foyer probt der Chor der Bürgerbühne, im großen Saal ist ein kommerzkritisches Stück von Elfriede Jelinek zu sehen."

Schön wär's, und für diese Vision einer modernen Stadt mit Spannung erhielt Schulz den lautesten Applaus. Das Land nickt wohlwollend zu diesem Panorama seines Staatstheater-Chefs, hat es aber auch teils leicht, weil es Dach und Fassade nicht mitzuzahlen hat. Erst drinnen beim Foyer muss der Geldbeutel des hochverschuldeten Landes wieder geöffnet werden.

Was aber Oberbürgermeister Thomas Geisel geritten hat, seine zu Beginn gemachte Bestandszusage zum Theater am Gründgens-Platz gefühlt zu revidieren, weiß nur er allein. Er betonte mehrfach, das Theater sei nur eine Facette des Kulturlebens, zweifelte die Kostenschätzungen an, und meinte gar, von den Kosten für die technische Sanierung könne man gleich vier Mal den Zuschuss zum Grand Départ der Tour de France bezahlen. Er wurde ausgebuht. Schulz, der gerne den Prozess systematisch abarbeiten möchte, wähnte die generelle Übereinkunft zur Sanierung des Hauses an seinem Ort in Gefahr. "Dann bekommen wir ein Problem miteinander", sagte er zu Geisel.

(RP)
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