Düsseldorf VHS wehrt sich gegen Kürzungen

Düsseldorf · Sollte die Stadt die Zuschüsse für die Volkshochschule senken? Der Vorstoß von Oberbürgermeister Geisel stößt größtenteils auf Ablehnung. Die VHS verweist darauf, dass sie sich vor allem um berufliche Weiterbildung kümmert.

 Dozent Hans Kronawitter (rechts) bei einem Rhetorik-Seminar in der Volkshochschule am Bertha-von-Suttner-Platz

Dozent Hans Kronawitter (rechts) bei einem Rhetorik-Seminar in der Volkshochschule am Bertha-von-Suttner-Platz

Foto: Andreas Endermann

Der Vorstoß von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), die Zuschüsse für die Volkshochschule (VHS) auf den Prüfstand zu stellen, stößt auf Kritik - sowohl aus der Politik als auch von Seiten der Bildungseinrichtung. Geisel hatte am Donnerstag in seiner Rede zur Haushaltseinbringung im Stadtrat auf eine Befragung verwiesen, der zufolge die Kurse hauptsächlich von Hochschulabsolventen des mittleren und gehobenen Alters besucht würden. Sie dienten demnach offenbar "eher der Selbstverwirklichung als der Aus- und Weiterbildung", so Geisel. Man müsse daher überprüfen, ob die "signifikanten Zuschüsse" gerechtfertigt sind.

Die VHS-Leitung widerspricht der Argumentation. Die vom Stadtoberhaupt herangezogene Umfrage unter den VHS-Kunden sei wenig repräsentativ, meint der stellvertretende Leiter Hans-Walter Samuel: "Rund 1700 Personen sind dabei befragt worden", sagt er. Jedes Jahr gebe es jedoch rund 50.000 Kursbelegungen an der VHS. Dass die meisten Kurse nur der "Selbstverwirklichung" dienten, sei nicht der Fall. Im Gegenteil: Die meisten Angebote dienten der schulischen und beruflichen Weiterbildung, gut die Hälfte der Stunden seien Sprachkurse. Und genau dieses Angebot mache auch den größten Zuschuss der Stadt aus. "Das heißt, wenn dort Geld gestrichen wird, trifft das Leute, die zum Beispiel ihren Schulabschluss bei uns nachholen", sagt Samuel.

Im Jahr 2018 wird der Etat der Volkshochschule bei 10,7 Millionen Euro liegen. Sieben Millionen Euro werden für die allgemeine Weiterbildung genutzt, 3,7 Millionen für die schulische Weiterbildung. Für den allgemeinen Teil soll die VHS laut Haushaltsentwurf rund 750.000 Euro Unterstützung von der Stadt erhalten. Bei der schulischen Weiterbildung ist der Anteil der Stadt weitaus höher: Dort hofft man auf 2,05 Millionen Euro. Fallen Zuschüsse weg, hat Samuel Angst, dass er auch Landesmittel verliert. Die Integrations- und Deutschkurse für Flüchtlinge sind vom städtischen Zuschuss ausgenommen: Sie werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanziert.

Stadtspitze und Stadtrat haben sich angesichts eines erheblichen Defizits im Haushalt auf einen Sparkurs verständigt. Es ist noch nicht klar, wo überall der Rotstift angesetzt werden soll. Mit seinem Vorstoß zur Volkshochschule hat Geisel den Stadtrat überrascht. Es ist unsicher, ob er eine Mehrheit in der Politik bekommen würde, wenn er ein konkretes Konzept vorlegt. Vorab dürfte sich die Sparkommission des Stadtrats mit dem Thema befassen, in der die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP vertreten sind.

Pavle Madzirov (CDU) sagt, er sei schockiert - zumal Geisel auch neue Tarife für die Musikschule angeregt hatte. "Die VHS macht ein breites Angebot, das die Bildungslandschaft sinnvoll ergänzt", meint Madzirov. Man diskutiere eigentlich derzeit darüber, wie man die Qualität erhöhen und mehr gute Lehrkräfte finden kann. "Ich finde diesen Vorstoß völlig unverständlich." Norbert Czerwinski (Grüne) beklagt, Geisels Ausführungen zu einer vermeintlichen "Selbstverwirklichung" der Nutzer seien unpassend gewesen. "Das ist ein pauschales Urteil, das dem OB nicht zusteht." Man könne sich sicher die Zuschüsse anschauen, großes Potenzial erwartet Czerwinski aber nicht. Manfred Neuenhaus (FDP) will sich Geisels Vorschläge zumindest anhören. "Wir prüfen alles." Kritik bekommt der OB aus den eigenen Reihen: SPD-Ratsherr Oliver Schreiber ist Vorsitzender des Kuratoriums der VHS und sieht dort wenig Sparpotenzial: "Wir haben erst Anfang dieses Jahres die Gebühren erhöht und dadurch einige Kunden verloren. Das war ein Nullsummenspiel", sagt er. Man müsse sicher über die inhaltliche Gestaltung sprechen, so dass die VHS wieder ein für jeden attraktives und zugängliches Angebot biete. Sparen sei jedoch der falsche Ansatz. Umso verwunderter sei er gewesen, dass Geisel in seiner Rede einen solchen Fokus auf das Institut gelegt habe.

(RP)
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