Serie So wohnt Düsseldorf Viel Staub in der Gartenstadt

Düsseldorf · Die ersten Bewohner der neuen Siedlung in Mörsenbroich haben mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen.

 Baustelle Gartenstadt Reitzenstein: Von oben ist gut zu erkennen, wie groß die Verdichtung in der Neubausiedlung ist. Bäume und Sträucher werden noch gepflanzt. Im Hintergrund ist der Aaper Wald zu sehen.

Baustelle Gartenstadt Reitzenstein: Von oben ist gut zu erkennen, wie groß die Verdichtung in der Neubausiedlung ist. Bäume und Sträucher werden noch gepflanzt. Im Hintergrund ist der Aaper Wald zu sehen.

Foto: Christoph Reichwein

Es wird viel gebuddelt im Neubaugebiet "Gartenstadt Reitzenstein". Davon zeugen die vielen Bombenentschärfungen, die dort alle paar Wochen stattfinden. Staub, Dreck, Baugruben und Sandberge dominieren das Gesamtbild. Wer in Mörsenbroich in die Straße "Zur alten Kaserne" einbiegt, weiß, wovon die Rede ist. Autofahrer können gleich nach ihrem Besuch die Waschanlage ansteuern. Nach Stadtangaben sind mehr als 800 Wohnungen geplant. Genehmigt sind 760, fertig sind knapp 300. Bei einigen Baufeldern ist noch unklar, wie viele Einfamilienhäuser entstehen.

 "Wohnpioniere" in der Gartenstadt Reitzenstein: Marlene Wagner und Michael Tegeder mit Sohn Carl (fünf Monate)

"Wohnpioniere" in der Gartenstadt Reitzenstein: Marlene Wagner und Michael Tegeder mit Sohn Carl (fünf Monate)

Foto: Bernd Schaller

Unter den Bewohnern der Gartenstadt herrscht viel Unzufriedenheit. "Was mich am meisten stört, ist die schlechte Situation für Fußgänger. Die Straßen sind extrem verdreckt", sagt Marlene Wagner. "An die Geschwindigkeitsbeschränkung von 10 km/h hält sich niemand, der für Fußgänger abgesperrte Bereich ist nicht begehbar und schon gar nicht mit Kinderwagen nutzbar. Offensichtlich fühlt sich niemand verantwortlich." Wagner wohnt seit einiger Zeit in der Gartenstadt. Sie hofft sehr darauf, dass schnell Bäume, Büsche und Blumen wachsen.

Einfamilienhäuser in der Gartenstadt gibt's ab 500 000 Euro, Wohnungen sind ebenfalls kein preiswertes Vergnügen. 245 000 Euro für 65 Quadratmeter oder 398 000 Euro für 108 Quadratmeter im Erdgeschoss sind aktuelle Angebote. Dennoch: Viele Familien mit Kleinkindern ziehen in die Siedlung, so auch Michael Tegeder mit seiner Frau und den beiden Kindern. Für die Kleinsten ist das Spielen auf den Straßen oder in den Grünflächen noch nicht möglich, merkt auch er an. "Die Spielplätze in den Grünstreifen sind seit einem halben Jahr fertig, aber umzäunt und deshalb nicht nutzbar. Einem kleinen Kind ist das schwer zu vermitteln."

Insgesamt fühle man sich von der Stadt ein wenig vergessen. "Wenn das Ordnungsamt hier tätig würde, hätten wir dieses Chaos nicht", sagt Alexander Richter. Es könne definitiv mehr passieren. "In allen Werbematerialien stand, dass hier ein großer Supermarkt eröffnet", sagt Richter. "Nach meiner Schätzung ist gut die Hälfte bebaut und 30 Prozent bewohnt. Liebe Stadtplaner, wo sind Supermarkt, Bäcker, Frisör?"

Tegeder führt einen weiteren Kritikpunkt an: "Da die Grundstücke nicht an einzelne Bauherren vergeben wurden, sondern en bloc an große Bauträger, entstand von Anfang an ein Verkäufermarkt. Die Konsequenz war, dass die Objekte sehr teuer ausfielen, die Vertragsgestaltung und Umsetzung im besten Fall nur abenteuerlich, und die Qualität teils mangelhaft." Er nennt ein Beispiel: "Allein in unseren vier Mehrfamilienhäusern gibt es bei 98 Wohnungen nach 18 Monaten mehr als zehn gravierende Schäden, die teils nur mit Komplettsanierung beseitigt werden können." Marlene Wagner sieht es ähnlich: "Wenn man auf die Preise der Objekte schaut, sind diese Bauleistungen inakzeptabel."

Aber es gibt auch positive Aspekte. "Das Baugebiet gefällt mir an sich sehr, mit Ausnahme der dicht bebauten Abschnitte", sagt Richter. Auch Marlene Wagner blickt optimistisch in die Zukunft: "Die Lage am Wald gefällt uns gut, und die Anbindung an Straßenbahn und Bus ist optimal. Und auch, wenn mir noch nicht alles hier so richtig gefällt, freue ich mich auf die Zeit, wenn Straßen und Anlagen fertig sind. Ich denke, wir leben dann in einem sehr lebenswerten und sympathischen Viertel."

(RP)
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