Streit um Beleuchtung Viele Gaslaternen in Düsseldorf dürfen bleiben

Düsseldorf · Der Stadtrat hat den umstrittenen Gaslaternen-Abbau beschlossen - und zugleich in vielen Punkten entschärft. Nun wird in den einzelnen Stadtteilen weiter diskutiert. Klar ist: Viele Laternen bleiben dauerhaft. Eine Analyse

 Die Strahlkraft dieser Gaslaterne an der Hildebrandtstraße in Friedrichstadt ist auch durch den Baum gut sichtbar.

Die Strahlkraft dieser Gaslaterne an der Hildebrandtstraße in Friedrichstadt ist auch durch den Baum gut sichtbar.

Foto: Andreas Endermann

In den vergangenen Wochen konnte man den Eindruck gewinnen, im Stadtrat würde am 10. Dezember das Wohl der gesamten Stadt auf dem Spiel stehen - so erbittert wurde der Streit zwischen den Befürwortern und den Gegnern des Gaslichts geführt. Nun ist die Entscheidung da. Und die Freunde der Gaslaternen, die sich vehement gegen die Pläne der Stadt gewehrt hatten, sind plötzlich voll des Lobes. Als "Schritt in die richtige Richtung" bezeichnet die Initiative Pro Gaslicht gestern das Votum, auch die Düsseldorfer Jonges begrüßen es. Dabei hat die Politik dem umstrittenen Vorschlag der Verwaltung sogar zugestimmt - ihn aber an vielen Punkten entschärft. Das ist ein Kompromiss, mit dem offenbar fürs Erste alle gut leben können.

Streit um Beleuchtung: Viele Gaslaternen in Düsseldorf dürfen bleiben
Foto: Bretz, Andreas (abr)

Fest steht: Die Gaslaterne gilt seit dem späten Donnerstagabend als schützenswertes Kulturgut. Das hat es in Düsseldorf noch nie gegeben. Der Stadtrat hat mit einer breiten Mehrheit mit insgesamt nur fünf Gegenstimmen beschlossen, sogenannte Erhaltungszonen einzurichten. In denen wird das Gaslicht dauerhaft bleiben. Andererseits soll es im Rest der Stadt weichen: Ein Großteil der derzeit 14.600 Laternen soll durch solche mit LED-Technik ersetzt werden. Dadurch erhofft man sich geringere Betriebskosten, eine bessere Lichtqualität und einen Beitrag zum Klimaschutz.

Streit um Beleuchtung: Viele Gaslaternen in Düsseldorf dürfen bleiben
Foto: Andreas Bretz

Die Zustimmung zu diesem lange diskutierten Kompromiss, den die Stadtverwaltung vorgeschlagen hatte, verbanden die Politiker allerdings mit einer Reihe von Auflagen. Sowohl die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP als auch die CDU stellten Anträge, in denen der kulturelle Wert der Gaslaternen und der Wille zur Bürgerbeteiligung betont werden. Am Ende einigte man sich auf ein gemeinsames Papier. Dass die Politik an der Bürgerbeteiligung so interessiert war, lag nicht zuletzt am Druck durch den Protest. Den Politikern war nicht entgangen, dass die Jonges mit einem Bürgerbegehren gedroht hatten. Angesichts des Erfolgs von früheren Petitionen fürs Gaslicht wollte man sich darauf wohl lieber nicht einlassen.

Deshalb hat die Politik der Verwaltung nun eine Reihe von Bestimmungen mitgegeben. Dazu gehört, dass keine weiteren Laternen umgerüstet werden, bis der Rat das komplette Konzept beschlossen hat. Zudem sollen neben den "Alt-Düsseldorfer" auch andere historische Laternen Priorität genießen. Vor allem aber sollen die Bürger in die Frage eingebunden werden, wo das Gaslicht bleibt. Geplant sind "mindestens 4000" Laternen vor allem in solchen Quartieren, in denen auch die Bebauung als erhaltenswert gilt. Das ist aber nur die Diskussionsbasis. Vor jeder Umrüstung sollen die Anwohner informiert werden, am Ende entscheiden die Bezirksvertretungen. Damit die Bürger ihre Kenntnisse vertiefen können, soll die Verwaltung eine "Teststrecke" aufbauen, auf der sich Leuchtentypen in der Praxis beurteilen lassen. Kurz: Über das Gaslicht wird noch viel debattiert werden.

Das ist nicht zuletzt deshalb gut, weil die Diskussion im Stadtrat trotz des großen Interesses am Thema müde ausfiel - wenig überraschend, denn man hatte sie ausgererechnet in die übervolle Etatsitzung gelegt. Der Punkt wurde gegen 22.30 Uhr aufgerufen, die Sitzung lief bereits 13,5 Stunden. Es wurde aber zumindest deutlich, wie kontrovers die Meinungen sind - auch in den Fraktionen. Annelies Böcker (CDU) hielt einen Appell fürs Gaslicht und versagte dem Kompromiss ihre Zustimmung. Das tat auch Parteikollege André Simon - aber aus anderem Grund. "Die Umrüstung geht nicht weit genug", befand er.

(arl)
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