Düsseldorf Vier Griechen träumen von Olympia

Düsseldorf · Das bislang wenig für Wintersport bekannte Griechenland hat eine Nationalmannschaft im Curling. Die trainiert jedoch nicht in Athen oder Thessaloniki, sondern in Düsseldorf und besteht aus vier Exil-Griechen vom Niederrhein. Was vor 16 Jahren als Spaß begann, entwickelte sich zu einem ernsten Projekt mit klarem Ziel: eine Teilnahme an den Olympischen Spielen.

 Was vor 16 Jahren als Spaß begann, entwickelte sich zu einem ernsten Projekt mit klarem Ziel.

Was vor 16 Jahren als Spaß begann, entwickelte sich zu einem ernsten Projekt mit klarem Ziel.

Foto: Andreas Endermann

Ihre Geschichte liest sich wie ein Filmdrehbuch. Während der Olympischen Spiele 2002 waren die beiden Düsseldorfer Dimitrios Kolonas und Athanassios Pantios mit Freunden auf dem Weg zum Snowboarden in Oberstdorf.

Dabei hörten die Freunde im Radio einen Bericht über das wilde Partyleben im olympischen Dorf. "Danach haben wir uns gedacht: Da wollen wir auch hin", erzählt Kolonas. Ungeklärt war jedoch, in welcher Disziplin. Ob Skispringen, Langlauf oder Alpin - alles scheiterte an fehlender Begabung oder zu großer Konkurrenz aus der Heimat. Schließlich saßen die Jungs abends bei einem Glas Wein vor dem Fernseher, wo zufällig Curling übertragen wurde. Schnell wurde ihnen klar: "Das ist die Sportart!"

Zurück am Rhein kontaktierte Athanassios Pantios den Düsseldorfer Curlingclub und kam dabei schnell zum Punkt: "Wir sind vier Griechen und wollen zu Olympia!". Dort glaubte man zunächst an einen schlechten Scherz, doch nach einem ersten Probetraining bewiesen die Vier den Ernst ihrer Absicht und begannen regelmäßig zu trainieren und auch an kleineren Turnieren teilzunehmen. In Griechenland war man sofort begeistert von dem Engagement, sodass eigens für das Team ein Verband gegründet wurde. Auch materielle Unterstützung sagte man ihnen zu. "Uns wurden Schläger, Bälle und Netze geboten. Da wurde uns klar, dass die dort keine Ahnung von Curling haben", sagt Kolonas.

Doch der Weg zu Olympia ist weit. Für eine Teilnahme an den Spielen muss sich das Team zunächst durch gute Ergebnisse bei Europa- und Weltmeisterschaften qualifizieren. So wurde es bei der Europameisterschaft 2004 zum ersten Mal ernst, wenn auch die Ansprüche niedrig waren. "Unser Ziel war, nicht Letzter zu werden", erzählt Pantios. Dank eines Siegs gegen Kasachstan wurden die Jungs Vorletzte und erreichten ihr Ziel.

Trotzdem machte sich das Team in der Curlingszene schnell einen Namen; zum Beispiel durch ungewöhnliche Aktionen wie den Einmarsch mit Cheerleadern bei der EM-Eröffnungsfeier ein Jahr später. Doch im Laufe der Zeit haben sich die Hellenen auch durch Leistung Respekt verschafft. Bei der EM 2007 brachten sie die eigentlich viel stärkere Mannschaft aus den Niederlanden ordentlich ins Schwitzen. Am Ende verlor das Team hauchdünn mit nur einem Punkt Rückstand nach Verlängerung. Drei Jahre zuvor waren sie von den Niederländern noch mit 17 zu eins vom Eis gefegt worden. "Nach der Partie kam der niederländische Trainer zu uns, um uns zu unserem guten Spiel zu beglückwünschen", berichtet Kolonas.

In den vergangenen Jahren ist es jedoch ein wenig ruhiger um das Team geworden. Von den Gründungsmitgliedern sind nur noch zwei verblieben, 2011 war die letzte Teilnahme an einer EM. Für Weltmeisterschaften oder Olympia konnten sie sich bislang nicht qualifizieren. Beruf und Familie machen die Vorbereitung schwierig. Zudem muss sich das Team selbst finanzieren, was nicht leicht ist. Denn eine Teilnahme an einer EM samt Vorbereitung verschlingt mehrere Tausend Euro pro Person.

In diesem Jahr will das Team aber wieder angreifen. Mittlerweile haben die Curler mit den Krefelder Brüdern Alexandros und Georgios Arampatzis auch Nachwuchs rekrutieren können; zudem verstärken zwei weitere Spieler aus Zürich die Mannschaft. Auch ein Damenteam steht in den Startlöchern. Zur Vorbereitung wird zwei Mal pro Woche in der Eissporthalle am Brehmplatz trainiert.

Denn der Traum von Olympia bleibt auch 16 Jahren nach Gründung bestehen. "Vielleicht schaffen wir selbst es nicht mehr zu Olympia", erzählt Dimitrios Kolonas, "aber wenn wir mit unserem Team den Grundstein für spätere Generationen gelegt haben, sind wir genauso stolz."

(RP)
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