Düsseldorf Vier neue Bäder für Düsseldorf

Düsseldorf · Nach langer Diskussion soll der Stadtrat das Bäderkonzept Ende April beschließen. Die Kosten liegen bei 65 Millionen Euro. Die wachsende Bevölkerung sowie steigende Schüler- und Flüchtlingszahlen erhöhen den Handlungsdruck.

 Das Schwimmbad in Oberkassel ist geschlossen, weil die Fassade nicht mehr standsicher ist. Ob es eine Notsanierung gibt oder gleich den Abriss, wird in Kürze entschieden.

Das Schwimmbad in Oberkassel ist geschlossen, weil die Fassade nicht mehr standsicher ist. Ob es eine Notsanierung gibt oder gleich den Abriss, wird in Kürze entschieden.

Foto: Andreas Endermann

Seit mehr als einem Jahr diskutieren die Spitzen von Politik und Verwaltung das Bäderkonzept, jetzt sollen Entscheidungen fallen. Das Gesamtpaket mit den Ersatzbauten für die rund 50 Jahre alten Hallenbäder in Oberkassel, Unterrath und Benrath sowie einem neuen Kombibad in Flingern wird aktuell auf 65 Millionen Euro taxiert, erst die genauen Pläne und die Ausschreibungen werden Kostensicherheit bringen. Ein Teil der Kosten, die Rede ist von gut 20 Millionen Euro, könnte durch Grundstücksverkäufe an den Standorten Oberkassel und Benrath gedeckt werden. Am 11. März tagt der Aufsichtsrat der Bäder GmbH. Der Sportausschuss am 25. März und abschließend der Rat am 30. April sollen das Konzept verabschieden.

Seit dem 6. Februar hat sich der Entscheidungsdruck erhöht: Hals über Kopf musste das Oberkasseler Bad geschlossen werden, nachdem außen Fliesen und innen Betonteile abgefallen waren. Ein Statiker wollte die Standsicherheit der Fassade nicht mehr garantieren. Also zog Bäderchef Roland Kettler die Notbremse. Neben dem Allwetterbad, wo unter dem inzwischen abgerissenen Zeltdach Unterricht stattfand, fehlt somit nun ein zweites Bad für das Schulschwimmen.

Folge: Die Schüler werden in anderen Bädern untergebracht, wo zusätzlich Wasserfläche belegt wird. "Die Beschwerden der normal zahlenden Kunden haben zugenommen", bestätigt Kettler. Ein Gutachten, das parallel zum Bäderkonzept erarbeitet wurde und der RP vorliegt, stellt etwa für den Düsselstrand fest, dass die für Schulen reservierten Bahnen "im Vergabezeitraum zu 87 Prozent belegt sind". Folge: "Ein öffentlicher Badebetrieb ist auf den Bahnen praktisch nicht möglich."

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Das Schulschwimmen nimmt in der Landeshauptstadt breiten Raum ein. Das Gutachten spricht davon, dass die Bäderbetriebe "den 185 Schulen in 15 Bädern Bahnen, Lehrschwimmbecken und Sprunganlagen für insgesamt 761 wöchentliche Unterrichtseinheiten zur Verfügung" stellen. Bis 2020 rechnete die Stadt bislang mit 6000 zusätzlichen Schülern, im Herbst soll diese Zahl für die Schulentwicklungsplanung auf 6600 erhöht werden. Die Frage ist, ob diese Korrektur ausreicht. Zum einen ist die Stadt im vergangenen Jahr unerwartet stark um 6000 Bürger gewachsen, zum anderen könnte sich die Zahl der Flüchtlinge dieses Jahr um rund 2500 auf fast 5000 erhöhen. Darunter vermutlich 700 bis 1000 Kinder und Jugendliche, von denen viele am Schulschwimmen teilnehmen.

Die meisten Fragen sind zunächst für Oberkassel und Flingern zu klären: Erst am 11. März soll offiziell entschieden werden, ob das Oberkasseler Bad noch einmal notdürftig saniert wird. Da die Kosten nach ersten Schätzungen die Millionengrenze überspringen würden, ist dies jedoch unwahrscheinlich. Im Bäderkonzept ist ohnehin von einer Schließung im Frühling 2016 die Rede. Immer wahrscheinlicher ist zudem, dass der Neubau auf dem heutigen Areal vollzogen wird, vielleicht in Kombination mit weiteren öffentlichen Nutzungen: wie in Bilk mit einem Bürgerzentrum oder mit Wohnungsbau. Die Suche nach einem anderen Grundstück ist nicht merklich vorangekommen.

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Der Bau des Kombibades am Flinger Broich, bislang noch nicht festgezurrt, scheint unausweichlich. Nicht nur wegen des Problems, dass das Spaßbad Düsselstrand sich nicht wirklich für das Schulschwimmen eignet. Im Bereich Mitte mit den Stadtbezirken 1, 2, 3, 4 und 7 und den Neubaugebieten Quartier Central, Grafental und Glasmacherviertel beziffert das Gutachten die Zunahme der Schulklassen bis 2020 auf mehr als 30 Prozent. Für diese Kinder und Jugendlichen sind bislang keine Kapazitäten im Bäderbereich vorhanden.

(RP)
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