Düsseldorf Villa nach Bieter-Krimi für 2,8 Millionen Euro versteigert

Düsseldorf · Bei einem krimireifen Termin im Amtsgericht wurde gestern eine Golzheimer Villa im Landhaus-Stil versteigert. Bei 2,8 Millionen Euro erhielt Architekt und Bauträger Albert Sevinc (55) mit dem 48. Gebot den Zuschlag. Das Nachsehen hatten ein Ex-Leichtathlet und dessen Familie sowie ein Internet-Millionär, die sich als Bieter zuvor heftig duelliert hatten. Mit 2,8 Millionen Euro erzielte der Rechtspfleger mehr als das Doppelte des Verkehrswertes (1,25 Millionen Euro) für das 1950 gebaute Haus in bester Rhein-Lage. Versteigerungs-Sieger Sevinc war dennoch zufrieden. Er habe mit einem Preis von "deutlich über zwei Millionen Euro" gerechnet. Dass die Villa letztlich 2,8 Millionen Euro kostete, entspreche der Marktlage.

Düsseldorf: Villa nach Bieter-Krimi für 2,8 Millionen Euro versteigert
Foto: Wulf Kannegiesser

Raum 1.115 ist der größte Saal im Amtsgericht. Wo sonst über kleine und mittlere Kriminalität verhandelt wird, waren gestern die Stuhlreihen auf 60 Plätze erweitert worden. Aber auch das reichte nicht: Mehr als 80 Interessenten drängelten sich um Stehplätze an Tür und Fenstern - angelockt von der Aussicht auf die Villa an der Rheinberger Straße. Grundstück (948 Quadratmeter) und Haus (Wohnfläche 228 Quadratmeter) waren unbelastet von Hypotheken oder sonstigen Ansprüchen. Dass das Haus unter den Hammer kam, lag an einer Erbengemeinschaft: Eine von fünf Erben hatte die Zwangsversteigerung beantragt. Ihre vier Miterben traten als dritte Bieter kurz auf, boten 1,3 Millionen. Aber da war die Bieterschlacht noch am Anfang, die Bietzeit um 9.16 Uhr gerade eröffnet.

Spannend wurde es dann später durch das Intermezzo eines Fach-Anwalts. Der bot 1,8 Millionen, doch das wurde wegen eines Formfehlers (er konnte keine Sicherheitsleistung nachweisen) gleich wieder gestrichen. Und als andere Bieter den Preis für die Villa um 9.58 Uhr fast an die Zwei-Millionen-Grenze getrieben hatten, begann die richtige Krimizeit. Ab da lieferten sich der Ex-Leichtathlet und der Internet-Millionär im Sekundentakt ein heftiges Biet-Gefecht. Manchmal setzte der Internet-Kaufmann zwar kurz aus, wartete gar den zweiten Aufruf ab, bevor er Luft holte - und doch die nächsten 25.000 Euro draufpackte. Erst bei 2,375 Millionen Euro stieg um 10.05 Uhr der spätere Sieger Sevinc ein, erhielt schon zwölf Minuten später den Zuschlag.

Er wolle das Haus nun "wahrscheinlich gewerblich entwickeln", verriet er auf Nachfrage unserer Redaktion. Der unterlegene Internet-Millionär gab sich gelassen. Er habe nichts ersteigert, aber: "Nach dem Spiel ist vor dem Spiel". Für eine 75-Jährige im Publikum war das Millionen-Monopoly bedeutsamer. "Das Herz blutet", sagte Benita Gröning, die Enkelin eines Bankmanagers, der jenes Haus einst errichten ließ. Sie habe als kleines Mädchen dort manchen glücklichen Monat zugebracht, sogar ihren zehnten Geburtstag dort gefeiert. Nun fürchte sie, dass das Haus nicht genutzt, sondern abgerissen werden könnte. Entsprechend der Marktlage.

(RP)
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